Weltwach-Lebenslektionen

3. Mai 2021

„Weltwach zu reisen bedeutet nicht, Meilen zu zählen, Passstempel zu sammeln oder Fotoalben zu füllen. Es geht darum, die Augen neuen Orten, das Herz neuen Kulturen und den Geist neuen Denkweisen zu öffnen.“ Erik Lorenz hat sich diesem „Weltwachsein“ verschrieben, dazu nicht nur ein Online-Magazin und einen Podcast gegründet, sondern auch ein Buch mit dem Titel Weltwach geschrieben.

Erzählungen vom Reisen

Darin erzählt er viel von seinen eigenen Reisen und Abenteuern: Von dem Erlebnis als Jugendlicher auf einer Farm in Australien, vom Abenteuer mit Freunden und Motorrädern im Himalaja, von einer Reise durch den Iran oder vom riskanten Wagnis am Vulkan Mount Mayon.

Die Lehren der Podcast-Gäste

Dazwischen lässt er seine Podcast-Gäste zu Wort kommen, allesamt bekannte Aussteiger, Abenteurer und Grenzgänger wie Reinhold Messner oder Rüdiger Nehberg, die Weitwanderin Christine Thürmer oder den Wüstengänger Bruno Baumann, den Reise-Anarcho Andreas Altmann oder Weltensammler Ilja Trojanow aber auch den Erfinder der Mikroabenteuer Christo Foerster. Und in jedem Kapitel zieht Lorenz aus den Reise-Erfahrungen eine Lebenslektion.

Nicht zur Nachahmung empfohlen

Es geht um Rücksichtnahme auf fremde Kulturen, um Nachhaltigkeit beim Reisen, um die richtige Selbsteinschätzung. Aber nicht alles, was Lorenz gewagt hat, eignet sich zur Nachahmung. Ohne Fahr- und Ortskenntnisse mit dem Motorrad in den Himalaja aufzubrechen, ist schon eher tollkühn als mutig. Dass die drei Freunde das Wagnis heil überstanden haben, war pures Glück.

Ungeplante Abenteuer

Ja, es stimmt, manchmal muss man einfach etwas wagen, muss die Komfortzone verlassen und sich ins Unbekannte stürzen. Nur dann kann man wirkliche Abenteuer erleben, solche ohne Netz und doppelten Boden. Aber eine grobe Planung kann nicht schaden, auch wenn Lorenz davon überzeugt ist, dass „ein Mangel an Information … ganz neue Facetten bescheren kann“. Womöglich auch die Angstlust als Gegensatz zur gewohnten Sicherheit, Nervenkitzel statt Komfort. Nur so, meint Lorenz, könne es gelingen, intensive Momente zu erleben, das Leben zu spüren.

Ausweg Mikroabenteuer?

Weil aber Reisen in ferne Welten „unter ökologischen Gesichtspunkten eine mittlere Katastrophe sind“, könne man sich zwischendurch auch mit Mikroabenteuern begnügen. Schlafen im Freien etwa, nächtliche Exkursionen im dunklen Tann. Das gibt‘s schon vor der Haustür, sollte allerdings auch nicht gerade massenhaft betrieben werden, weil sonst die Natur Schaden nimmt.
Irgendwie ahnt auch der weltwache Autor: „Ich gehöre zu dem glücklichen Teil der Weltbevölkerung, der sich das Reisen überhaupt leisten kann.“ Und am Ende hofft der Vielreisende mit dem Umweltaktivisten Frank Herrmann, dass „wir die Welt nicht kaputt reisen“.

Hineingelesen…

… in die Lektion vom Draußensein

Ins Draußen einzutauchen, sich Wind, Regen und Sonne auszusetzen, aber auch Geräuschen und Gerüchen, die uns zunächst fremd sind, bietet uns Gelegenheit, diesen Ballast aus unseren Köpfen zu löschen wie Datenmüll von einer Festplatte. Dabei streifen wir die Gewohnheiten, Rituale und Denkweisen, denen wir im Alltag urteilslos folgen, vorübergehend ab, verabschieden uns von den Regeln, Normen und Werten unserer Gesellschaft, öffnen uns den unwägbaren Gesetzmäßigkeiten der Natur. In gewisser Weise betreten wir einen leeren Raum, in dem unsere gewöhnlichen Orientierungshilfe fehlen. In dem wir nichts erwarten dürfen, sondern bereit sein müssen, auf das zu reagieren, was uns geboten wird. In dem wir lernen, unserer Intuition zu vertrauen… Langsamkeit zuzulassen ist eine Kunst für sich. Gelingt es uns, erlaubt das unserer Wahrnehmung, zu uns aufzuschließen und das Gesehene und Gedachte zu verarbeiten.

Info: Erik Lorenz. Weltwach, Malik, 235 S., 20 Euro, ISBN 978-3-89029 – 433-9

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert