Es sind Bilder aus einem unbekannten Bayern, die den Leser empfangen, ehe Hans Kratzer den Titel „Zeitlang“ erläutert: „Ein Gefühl, das den Kern der menschlichen Existenz berührt.“ Das von Deutschlehrern verpönte und doch so poetische Wort drückt für Kratzer „nicht nur Heimweh und Sehnsucht aus“, sondern auch Langeweile. Eine wichtige Erfahrung, die den Kindern durch „die Omnipotenz des Smartphones“ geraubt werde. Wandel der Landschaft Fotograf Sebastian Beck liefert die Bilder zu den nostalgisch-melancholischen Texten, die den Wandel in der bayerischen Landschaft ebenso bedauern wie den Verlust der Schönheit. „Die Metamorphose vom Agrarland zur Industrieregion war von einer Radikalität ohnegleichen,“ konstatiert Kratzer und trauert den stillgelegten Bauerndörfern nach und den Wiesen, die unter Beton verschwunden sind. Die puppenstubenhaft herausgeputzten Neubauten und die bepflanzten Milchkannen können seiner Meinung nach das Verlorene nicht ersetzen: „Die Häuser umgibt ein großes Schweigen.“ Bayerische Geschichten und Gesichter Es sind so poetische wie kritische Gedanken, die Kratzer notiert hat und die Beck mit seinen Fotos eindringlich untermalt. Da sieht man bayerische Landschaften zwischen Spargelfeldern unter Plastikröhren und Wälderidylle, bayerische Gesichter vom kernigen Landwirt bis zum gepiercten Bartträger, bayerische Frömmigkeit von Altötting bis zum Gipfelkreuz. Die alte Wirtshaustradition „Herzkammern der Kommunikation, der Geborgenheit, des Lebens überhaupt“ vermisst der…