Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh nicht nur die Kritik überzeugt, sie hat auch einen großen Leserkreis angesprochen. Nun also das Nachfolgebuch „Über Menschen“. Wie „Unterleuten“ spielt auch dieser Roman in der brandenburgischen Provinz, da, wo die Autorin selbst seit vielen Jahren lebt. Von Corona vertrieben Im Zentrum steht die Werbetexterin Dora. Sie ist mit ihrer Hündin, die transgendermäßig Jochen der Rochen heißt, nach Bracken gezogen, wo sie ein heruntergekommenes Haus erworben hat. Corona hat Dora aus Berlin vertrieben, hat ihr das Zusammenleben mit ihrem zum Greta-Thunberg-Jünger und rechthaberischen Corona-Moralisten mutierten Freund vermiest. Nun will sie in Bracken Fuß fassen, lernen von dem zu leben, was das Land hergibt. Spiel mit Klischees Hin und wieder wird man bei der Lektüre dieses neuen Dorfromans an das Motiv der edlen Wilden erinnert. Nur eines von vielen Klischees, mit denen Juli Zeh in „Über Menschen“ spielt. Auch der Nachbar, der sich über die Gartenmauer mit „Ich bin hier der Dorfnazi“ vorstellt, wirkt wie ein Klischee. Doch Juli Zeh ist eine viel zu versierte Autorin, um es bei solcher Typisierung zu belassen. Was am Anfang so eindeutig erscheint, wird bald in Frage gestellt. Angst vor der Wahrheit Der Nazi Gote erweist sich als fürsorglicher…