Himmel und Hölle
Rezensionen , Romane / 7. Februar 2024

Peter Grandl bleibt in seinen Thrillern stets nah an der Realität, das macht sie umso beängstigender. Auch der neueste Wälzer aus der Grandl-Werkstatt „Höllenfeuer“ ist keine Science Fiction, sondern in unserer Gegenwart angesiedelt – teilweise sogar mit Klarnamen: Ein Islamist verübt in einer Münchner U-Bahn einen Anschlag, der über 300 Opfer fordert. War der bayerische Innenminister mit dem bezeichnenden Namen Himmel das Ziel? Der Politiker fährt jeden Montag mit der U-Bahn statt mit dem Dienstwagen in die Staatskanzlei. Glaubenskrieg und Höllenfeuer Schon der Titel des Thrillers, Höllenfeuer,  zeigt, welche Dimension der Autor anstrebt, und die Kapitelüberschriften Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium verweisen auf den Pentateuch, die fünf Bücher Mose. Allerdings geht es auf den 472 hochspannenden Seiten nicht um Israel, die Juden oder Antisemitismus. Es geht um islamische Terroristen, die den Glaubenskrieg mitten hineintragen wollen in die deutsche Bevölkerung – mit Feuer, Schwert und Gift. Die Folgen von Nowitschok Der Attentäter in der U-Bahn hat eine Substanz versprüht, die eine indische Ärztin, schnell als Nowitschok identifiziert, eine hochgiftige Substanz, die bei dem Mordversuch an Sergej Skripal eingesetzt worden war. Ein Lockdown für München ist die Folge der Entdeckung. Doch davon lassen sich die Terroristen nicht von weiteren Morden abhalten. Genauso…

Rachefeldzug im Kindergarten
Rezensionen , Romane / 16. Januar 2023

Mit „Turmschatten“ hat der Münchner Peter Grandl vor zwei Jahren einen hochspannenden Thriller um den  von voyeuristischen Medien begleiteten Rachefeldzug eines alten Juden gegen drei Neonazis vorgelegt. Nun also die Fortsetzung „Turmgold“. Und wieder geht es um diesen Turm im Umfeld von München – und um existentielle Fragen wie „Darf man ein Leben opfern um zehn andere zu retten?“ Alltagsrassismus und Behördenversagen Und wieder hat der Medienexperte seinen Roman entlang der Schlagzeilen der letzten Jahre geschrieben und aktuelle Probleme wie den Alltagsrassismus, das Wiedererstarken der Rechten, das Versagen der Behörden, Corona, die Aufmerksamkeitsgier der Medien und den wachsenden Antisemitismus in einen bis zur letzten Seite spannenden Thriller verpackt. Halt im bürgerlichen Leben Zehn Jahre sind vergangen, seit der alte Jude Zamir die drei Neonazis in seine Gewalt gebracht hatte. Karl Rieger, der gegen seine Kumpane ausgesagt und als Kronzeuge eine neue Identität bekommen hatte, hat seinem alten Leben abgeschworen und sich in Frankreich als Vergolder eine neue Existenz aufgebaut. Mit seiner französischen Frau und den zwei Töchtern ist er als Paul Trautmann ein angesehener Bürger. Von dem Angriff auf den Turm erfährt er, als er in Augsburg in der Jugendstilkirche Herz Jesu arbeitet. Zum Killer gedrillt Für den ehemaligen Kumpan…

Explosive Mischung
Rezensionen / 24. Juli 2020

Starker Tobak, dieser  Turmschatten, mit dem der 56-jährige Münchner Peter Grandl erstmals als Romanautor in Erscheinung tritt. 600 hoch spannende Seiten, auf denen existentielle Fragen ebenso abgehandelt werden wie die Skrupellosigkeit von Reality TV-Shows und die Gesetzlosigkeit der digitalen Kommunikation. Fünf Jahre hat Grandl an seinem dicken Werk gearbeitet, das 2010 spielt, in der Hoch-Zeit der NPD, und doch genau heute – zur Zeit, da der Attentäter von Halle vor Gericht steht – wieder ganz aktuell ist. Todesurteil per Live-Stream Der Medienspezialist hat viel hineingepackt in seinen Thriller um einen alten Juden, der Rache üben will: Das Gladbecker Geiseldrama, das Attentat auf das Münchner Oktoberfest, das Geiseldrama bei den Olympischen Spielen in München, die Eichmann- Entführung. Hinzu kommen ein quotengeiler Fernsehproduzent und eine minderbegabte aber attraktive Moderatorin, wie sie Leser aus der bitterbösen Romansatire von Timur Vernes „Die Hungrigen und die Satten“ kennen. Die Story „Jude droht mit der Ermordung von drei Neonazis“ fasziniert den TV-Mann ebenso wie die Idee des alten Mannes, ein Millionenpublikum per Live-Stream im Internet über Leben und Tod der Geiseln abstimmen zu lassen. Neue Synagoge als Stein des Anstosses Die Geschichte von Turmschatten  ist schnell erzählt: Dass in ihrer Stadt ein neue Synagoge gebaut werden…