Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Der Volksmund hat die Krankheit richtig erkannt. Die Betroffenen werden von einem Extrem ins andere katapultiert, von der Manie mit Höhenflügen und übersteigertem Selbstbewusstsein bis in die tiefste Depression mit Selbstmordgedanken. Der Begriff „bipolare Störung“ umschreibt nur unzureichend die oft extremen Ausschläge der Krankheit, die oft zur gesellschaftlichen Isolierung der Betroffenen führen. In seinem Buch „Die Welt im Rücken“, das auf der Shortlist des Buchpreises stand, beschreibt Thomas Melle ohne Rücksicht auf sich selbst, wie zerstörerisch die Krankheit wüten kann. Zwischen Wahn und Weltschmerz Er schildert die Manie, die ihm vorgaukelt, ein bedeutender Künstler zu sein, ja ein Weltenretter, dem die Umwelt mit Verehrung begegnet und der bei den Frauen leichtes Spiel hat. Auf die Umgebung wirkt er in dieser Zeit befremdlich hyperaktiv, ja selbstzerstörerisch. Er fühlt sich allem und jedem überlegen, und während er Freunde und Vorgesetzte beschimpft, die Wohnung zertrümmert und seine geliebten Bücher vernichtet, ergeht er sich in Allmachtsfantasien. Das macht ihn unerträglich für die anderen. Für ihn selbst aber wird erst die auf den Wahn folgende Depression unerträglich. Dann erkennt er das volle Ausmaß der Zerstörung, die er angerichtet hat, erkennt die absolute Leere seines Lebens und fällt in ein tiefes, schwarzes…
Er wollte immer anders sein als sein Vater. Das hat John Burnside auch geschafft. Immerhin ist der Schotte Schriftsteller geworden und lehrt als Professor kreatives Schreiben an der Universität von St. Andrews. Trotzdem ist er überzeugt davon, dass sein Vater nicht stolz auf den Erfolg gewesen wäre. „Er hätte gesagt: Das ist etwas für Weicheier, Bücher lesen und mit Studenten sprechen“, sagte der 61-Jährige in einem Interview. In dem Roman „Lügen über meinen Vater“ hat er mit dem alkoholkranken Stahlarbeiter abgerechnet, dessen Brutalität seine Kindheit überschattet hat. Die Fortsetzung heißt „Wie alle anderen“, und Burnside beschreibt darin, wie er selbst in den 1980er-Jahren drogensüchtig und alkoholabhängig war und zudem noch schizophren. Seltsame Höhenflüge – nah daran an der Selbstzerstörung Damals war sein größter Wunsch, wie alle anderen zu sein, also ein normales Leben zu führen – am besten in der Vorstadt und „aufs angenehmste betäubt“. Doch die Betäubung hält nicht an, er gerät wieder in den Sog der Abhängigkeit und fällt ganz tief, so tief, dass ein Kneipenbekannter ihn als Mörder seiner Frau engagieren will. Sein Leben wird zur Geisterbahn, heimgesucht von den Gespenstern der Vergangenheit. Er ist verliebt, hat Sex, reist und erlebt in selbst gewählter Einsamkeit seltsame Höhenflüge…