Nein, ein Wiener Kochbuch hat Vincent Klink nicht verfasst, eher einen literarischen Spaziergang mit einigen Rezepten. Es geht in dem lesenswerten Buch auch nicht nur um Gast- und Kaffeehäuser – die wichtigsten sind im Anhang extra aufgeführt. Vincent Klink nimmt die Leser mit auf einen genussreichen Bummel durch Wien, lässt sie am Nebentisch Platz nehmen, wenn er mit seiner Frau parliert und sich über die berühmte Wiener Melange amüsiert, die dank Zuwanderung entstanden ist. Kann man seiner Meinung nach doch „Volk und Sitten“ am besten im Gasthaus studieren. Schließlich ersetze „ein bratendurftendes Gasthaus jeden Psychotherapeuten“. Plaudernd von Gasthaus zu Gasthaus Und so „hangelt“ sich das Paar schon auf dem Weg nach Wien von Gasthaus zu Gasthaus – vom Hofgut Hafnerleiten bei Bad Birnbach, „Fluchtort für gestresste Großstädter“ über das Schlosshotel Dürnstein in der Wachau bis zum Sacher. Schon die Anreise gibt dem belesenen Koch Gelegenheit für kurzweilige Geschichtslektionen und überraschende Gasthaus-Entdeckungen am Wegrand. Und erst recht in Wien findet Klink reichlich Gelegenheit zu plaudern – über das Sacher und den hauseigenen Lungenstrudel etwa, über die Habsburger und den Sisi-Mythos und natürlich über Wien, „die Kapitale des gekochten Fleisches“. Nebenbei wettert Klink gegen die „Erbsenzählerei“ in Deutschland, wo im Restaurant jeder…
Er galt als Nestbeschmutzer, als schwieriger Zeitgenosse: Thomas Bernhard machte es seinen Feinden leicht, ihn zu hassen. Denn der in Holland geborene und in Österreich aufgewachsene Dichter liebte es zu polemisieren. Kaum ein Land, kaum eine Stadt fand Gnade vor seinen kritischen Augen. Sie waren für ihn allesamt hässlich, ob Rom oder Stockholm, Passau oder Salzburg, Freiburg oder Linz, Paris oder Wien: Brutstätten des Kleinbürgertums, Horte der Dummheit und Ignoranz, widerwärtige Provinznester. Die Lechkloake ist in bester Gesellschaft Augsburg, das sich in dem Stück „Die Macht der Gewohnheit“ als „Lechkloake“ verunglimpft sah, ist in bester Gesellschaft. Denn für Bernhard, den österreichischen Nationaldichter, ist ganz Österreich eine Kloake. Und der Schlachtruf „Morgen Augsburg“ findet seine Steigerung in „Nie wieder Trier“. Gut drei Stunden lang kann man sich die „Städtebeschimpfungen“ des großen Grantlers anhören. Gelesen von Peter Simonischek und Michael König, ist das ein ganz besonderes Reise-Erlebnis. Die Hasstiraden treffen fast alle Städte Denn so manche Städteschönheit wird bei Bernhard zur Brutstätte von „Menschengerümpel“, hässlich und öde. Gelten lässt er gerade noch Kopenhagen. Auch Hamburg mag er und Lissabon. Dafür hasst er die Schweiz, überhaupt die ganze Natur, langweilt sich am Genfer See und findet Bad Gastein tödlich. Es sind bitterböse Tiraden,…