Guillaume Musso gehört in Frankreich zu den meist gelesenen Autoren. Auch in Deutschland hat der studierte Gymnasiallehrer viele Fans. Mit seinem Roman, der den irreführenden Titel „Ein Wort, um dich zu retten“ trägt, wird er diese Fans eher überraschen. Denn der Roman – zugleich Liebesgeschichte, Thriller und Reflexion übers Schreiben und Lesen – ist eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit den Lesern. Das geheime Leben der Schriftsteller Der französische Titel „La vie secrète des écrivains“ (Das geheime Leben der Schriftsteller) lässt eher ahnen, worum es geht: Um literarische Abgründe. Guillaume Musso zitiert berühmte Schriftstellerkollegen, lässt sich aus über den Unterschied von „guter Literatur“ und Unterhaltungsromanen und reflektiert über das schwere Leben eines Autors. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein einst erfolgreicher Autor, der sich plötzlich aus dem öffentlichen Leben auf eine kleine Insel zurückgezogen und sich seither auch nicht mehr zu Wort gemeldet hat. Zweierlei Spurensuche Ist dieser Nathan Fawles ein Menschenfeind? Der junge Raphael Bataille, der selbst literarische Ambitionen hat, will dem Geheimnis um sein Idol auf den Grund gehen und verdingt sich aus diesem Grund als Gehilfe in der Insel-Buchhandlung. Fast zeitgleich kommt auch die junge Journalistin Mathilde Monney auf die Insel – ganz offensichtlich mit dem Plan, Fawles Vergangenheit…
Jan Weiler hat mit „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“ eines der erfolgreichsten Bücher der vergangenen Jahrzehnte geschrieben. Mit der Pubertier-Reihe „Im Reich der Pubertiere“ und „Und ewig schläft das Pubertier“ hat er daran angeknüpft. Auch „Die Ältern“ beschäftigt sich mit den Pubertieren, vor allem aber mit dem Gemütszustand der Eltern zwischen Festhalten und Loslassen, Frust und Hoffnung. Getrennte Wohngemeinschaften Das handliche Büchlein, zu dem Till Hafenbrak auch diesmal die Illustrationen beigesteuert hat, handelt denn auch von so grundlegenden Dingen wie dem letzten (gemeinsamen) Urlaub, von den letzten Schulsprechtagen oder dem Streit über das, was auf den Tisch kommt. Dass die „Ältern“ dann noch beschließen, zwei nach Geschlechtern getrennte Wohngemeinschaften aufzumachen, gibt Weiler Gelegenheit über die „biblische Pubertier-Plage“ in einem Männerhaushalt zu räsonieren oder über Güterabwägungen zwischen männlichem und weiblichem Haushalt. Ironisch-heiterer Grundton Das Ganze liest sich leicht und locker, wobei ein gewisses Maß an Übertreibung für den ironisch-heiteren Grundton sorgt. Manchmal ist es vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Aber der Wiedererkennungseffekt ist jedenfalls garantiert. Hineingelesen… … in Ältern Manchmal bringt mich diese frühe Erwachsenheit zur Verzweiflung. Diese Geschäftstüchtigkeit. Dieser Sinn für das Ferne. Wir waren jedenfalls länger jung. Wir gingen in dem Alter nicht in Restaurants, wir bestellten nichts…
Eine Geschichte über die Eisenbahn ist dieses Buch nicht, aber eine Einladung, das Zugfahren neu zu entdecken. „Eine Reise mit Goldrand verbindet man heute meist mit Kreuzfahrten durch die Karibik und den Erste-Klasse-Abteilen der interkontinentalen Fluggesellschaften. Doch früher fand Glamour auf Reisen tatsächlich in den Fernzügen mit den großen und fantasieanregenden Namen statt.“ Der viel gereiste Schwede Per J. Andersson würde sich wünschen, dass es wieder so wäre. Schon wegen des Klimas. Denn da ist seiner Meinung nach die Zeit der Scham vorbei, „jetzt ist Panik angesagt“. Klimafreundliche Alternative Und Bahnfahren ist seiner Meinung nach entschieden klimafreundlicher als Fliegen oder Autofahren. Höchste Eisenbahn also umzudenken. 380 unterhaltsame Seiten füllt Andersson mit seinem Lob auf die Schiene. Dabei zeigt er sich stets bestens informiert, ob er aus der Geschichte der Eisenbahn erzählt – „Mit dem Zug schuf der Mensch eine neue Dimension der Wirklichkeit“, ob er von berühmten Bahnreisenden berichtet oder von den „Steampunks“, die mittels Recycling eine andere Art von Moderne schaffen wollen. Ob er von Luxuszügen schwärmt oder von dem Charme der Langsamkeit, von Bahnreisen mit Kindern oder in der Schweiz. Fatale Fehlentscheidung der Deutschen Bahn Allerdings spart der Bahn-Enthusiast auch nicht mit Kritik an einigen Fehlentwicklungen auf der…
Jürgen Seibold hat sich als Autor von Allgäu Krimis einen Namen gemacht. Für sein neues Buch hat er sich von Kommissar Hansen getrennt. Vom Geheimdienst in den Buchhandel: Robert Mondrian will nichts mehr mit Staatsfeinden und Kriminellen zu tun haben. Und dann wird er doch hineingezogen in einen Mordfall. Ausgerechnet seine Traumfrau gerät unter Mordverdacht. Die Obsthändlerin soll einen Lieferanten vergiftet haben – mit einem Apfel wie einst die böse Königin in dem Märchen „Schneewittchen“. „Schneewittchen und die sieben Särge“ heißt denn auch der unterhaltsame Krimi von Jürgen Seibold. Slapstick mit Superhelden Märchenhaft ist allerdings nur der Titel des Buches, sonst geht es relativ handfest, zuweilen auch slapstickartig zur Sache. Mondrian erfährt bei seinen Ermittlungen Hilfe von unerwarteter Seite. Sein etwas ungelenker Gehilfe würde gerne den Superhelden geben, um der schüchternen aber reaktionsschnellen Marie zu imponieren. Der Buchhändler hält von beiden wenig und muss sich im Endkampf mit Muskel bepackten Halunken eines Besseren belehren lassen. Dabei spielen auch zwei redefreudige Kakadus eine wichtige Rolle… Leichte Sommerlektüre, die auch Leserinnen mit schwachen Nerven nicht um den Schlaf bringt. Hineingelesen… … in Mondrians Buchhandlung Als Freund hatte er seinen tollpatschigen Gehilfen bisher nicht eingestuft. Er mochte ihn ganz gern, aber mehr als…
Wer lieber unter die Leute geht, sollte die Finger von diesem Roman von Joel Dicker lassen. Sein neues Buch „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ entwickelt auf 667 Seiten einen Sog, der dazu führt, dass man am liebsten gar nicht mehr aus dem Haus gehen möchte, um das Buch nicht aus der Hand legen zu müssen. Dabei ist der hochspannende Roman nur mehr halb so dick wie die Erstfassung. Aber eben immer noch dick genug. Ein Mordfall vor 20 Jahren Und natürlich ist der Titel gebenden Stephanie Mailer kein langes Leben beschieden. Die Journalistin, die in New York bei einem Literaturblatt gearbeitet hatte und nach ihrer Kündigung in der Lokalzeitung des malerischen Örtchens Orphea eine Anstellung fand, hat wohl bei den Recherchen für ein geplantes Buch zu tief geschürft. Es ging ihr um einen Mordfall von vor 20 Jahren, dem nicht nur die Familie des damaligen Bürgermeisters sondern auch eine Joggerin zum Opfer fielen. Die mit dem Fall betrauten Polizisten Jesse Rosenbaum und Derek Scott scheinen bei der Aufklärung erfolgreich gewesen zu sein. Der des Mordes Verdächtige kommt bei der Flucht vor der Polizei ums Leben. Doch Stephanie Mailer findet Hinweise darauf, dass er unschuldig war. Das kostet sie das Leben…
Sie hat‘s wieder getan, hat wieder das Lebensrecht der Tiere verteidigt – in einem Krimi. Nicola Förg kann nicht anders. Die Tierfreundin und Naturliebhaberin in ihr kommt immer wieder durch. Mal geht es in ihren Krimis um überzüchtete Haustiere („Scharfe Hunde“), mal um die Gülle-Gefahr auf dem Land („Stilles Gift“) und diesmal um den Wolf in den Alpen. Und nicht nur um ihn, sondern auch gleich noch um Kühe mit und ohne Hörner. Kuh-Attacke auf der Alm Sie weiß um den Streit der Landwirte um Hornkühe und enthornte Rinder. Und noch bevor das Urteil gegen einen Tiroler Bauern nach einer tödlichen Kuhattacke die Gemüter erhitzte, hatte Förg schon so einen Fall durchgespielt, allerdings ohne tödlichen Ausgang. Da war die Autorin ihrer Zeit voraus. Diesmal ist Irmi Mangold eigentlich nicht als Kommissarin unterwegs, sondern als Hobby-Sennerin auf Zeit auf einer Alm. Doch schon bald holt sie ihr Job wieder ein. Merkwürdige Vorfälle häufen sich seit die Alm zur Kommandozentrale von Wolfsforschern geworden ist. Unruhen an der Wolf-Front Die Wolf-Feinde machen massiv Front gegen den vermeintlichen Eindringling und seine Freunde. Eine Frau wird von aggressiven Kühen (mit Hörnern) verletzt, und Irmi, die auf der Alm so etwas wie den Himmel auf Erden zu finden…
Seine Reisebücher waren immer Ereignisse, denn Andreas Altmann ist ein Autor, der sich und anderen nichts schenkt. Aber auch einer, der um Worte nicht verlegen ist, der sagen kann, was er denkt, weil er die Sprache beherrscht. Nach „Gebrauchsanweisung für die Welt“ hat Altmann sich nun an einer „Gebrauchsanweisung für das Leben“ versucht. Radikale Denkanstösse Natürlich kann auch der Weitgereiste keine Antworten auf existenzielle Fragen geben, aber er kann Denkanstöße liefern. Auch da ist Altmann radikal. Die Aufforderung aus dem Film Creed an einen jungen Boxer „Du sollst nicht fügsam sein, du sollst leben“ könnte auch von ihm stammen. Schließlich ist ihm nichts so verhasst wie Fügsamkeit, Gehorsam, der „Ranz der Routine“ oder auch der „Terror der Ereignislosigkeit“. Nein, ein Rezept fürs Leben hat auch Altmann nicht, er kann nur gelungene Leben präsentieren, kann zeigen, wie lebensmutig so mancher Krüppel ist und wie halbtot so mancher Handy-Sklave. Ringen um ein erfülltes Dasein Manche der erzählten Episoden sind hinreißend in ihrer oft entlarvenden Ehrlichkeit, andere scheinen eher verzichtbar. „Dieses Buch ist kein Reiseführer, dieses Buch soll zum Leben anspornen,“ schreibt Altmann. Aber natürlich spielen auch in diesem Buch seine Reise-Erfahrungen eine Rolle, die Begegnungen mit einem Sterbenden am Ganges, mit Heimatlosen…
Kürzlich wurde in Augsburg ein gerade mal acht Wochen alter Yorkshire-Terrier in einer Pappschachtel zwischen Tonnen gefunden. Der Tierschutzverein vermutet, dass das Tierchen aus einem illegalen Import von nicht geimpften Welpen stammen könnte. Und kurz darauf flog ein illegaler Welpentransport im ICE in Nürnberg auf. Auch diese drei Welpen waren gerade mal zwischen acht und zehn Wochen alt und nicht geimpft. Sie stammen wohl aus Ungarn. Vor diesem Hintergrund wirkt der neue Roman „Scharfe Hunde“ der in Kempten geborenen Krimi-Autorin und Journalistin Nicola Förg geradezu prophetisch. Wir sprachen mit der engagierten Tierschützerin. Ein Krimi darf auch Sozialkritik beinhalten Was hat Sie auf die Idee gebracht, den illegalen Welpenhandel in ihrem Krimi zu thematisieren? Nicola Förg: Ich bin als Journalistin Autorin einer wöchentlich erscheinenden Tierseite und das Thema beschäftigt mich seit Jahren. Es ist nur so, dass durch die Wiedereinführung der Grenzkontrollen im Spätsommer 2015 immer mehr Tiertransporte auffliegen. Wöchentlich wurden und werden illegal eingeführte Hundewelpen, aber auch Rassekatzen, Vögel und Reptilien aufgegriffen. Im Januar 2017 waren dies allein in Bayern über 20 Fälle! Ich bin der Meinung, dass Krimi immer schon Sozialkritik beinhalten durfte und wenn man so ein Thema mitten in einen spannenden Krimi einbettet, dann erreicht man Menschen,…