Der Roman „Im Warten sind wir wundervoll“ beruht auf einer wahren Geschichte, schreibt die Autorin Charlotte Inden im Anhang. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1948 über eine „War Bride“ habe sie inspiriert. Berichtet wurde von einer „Kriegsbraut“, die sich mit einem in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten verlobt hatte. Mit dem „War Brides Act“ ermöglichten die USA diesen jungen Frauen eine kurze Zeit lang die Einreise. Die Frau im Artikel wurde nicht abgeholt. Dafür bekam sie jede Menge Heiratsanträge. Karriere als „paper girl“ Charlotte Inden hat um diese Geschichte herum einen doppelten Liebesroman gewoben. Luise Adler heißt die gestrandete Deutsche in ihrem Roman, eine zarte, blonde Loreley mit eisernem Willen. Den braucht sie auch, um sich in der kargen Nachkriegszeit durchzusetzen. Luise will eine Zukunft, studieren. Deshalb braucht sie dringend einen Job. Und dabei helfen ihr die amerikanischen GI‘s Joseph Hunter und Henry Wilson. Mit ihrem Rad ist das Mädchen mobil und kann die Zeitung „Stars and Stripes“ ausfahren. So wird Luise das erste „paper girl“ in Deutschland und Hunter ihr Betreuer – und der Mann ihres Lebens. Eine Chance für die Liebe Doch die Zeiten sind hart, nicht alle Deutschen können sich vorstellen, die ehemaligen Feinde zu lieben. Man hat…
Alard von Kittlitz ist ein Sprach-Virtuose und ein scharfsinnige Beobachter. Man liest gerne seine eleganten Sätze, lässt sich auch hineinziehen in Diskussionen, die vor bemühter Intellektualität strotzen. In seinem neuen Roman „Kismet“ geht es um ein Paar, das vor allem um sich selbst kreist. Die Jurastudentin Johanna fühlt sich schicksalhaft zu dem armenischen Maler David hingezogen, dessen rätselhaftes Gemälde sie in Bann geschlagen hat. Gegenseitige Abhängigkeit Die beiden ungleichen Mittzwanziger kommen auch zusammen, aber es wird eine äußerst schwierige Beziehung, die lange unter einem Mangel an sexueller Nähe krankt. Beide haben Verletzungen davon getragen, die sie vor dem jeweils anderen verbergen. Alard von Kittlitz erzählt aus der Perspektive von Johanna, wie sich die Beziehung zwischen Berlin, Ibiza und New York zu einer gegenseitigen Abhängigkeit, ja zu einer Obsession entwickelt. Zelebrierte Außergewöhnlichkeit Johanna leidet unter Davids Besitzanspruch, unter seiner Aggressivität und fordert sie doch immer wieder heraus. Die beiden können nicht miteinander, sie können aber auch nicht von einander lassen. Johanna vernachlässigt Familie und Freunde, um diese außergewöhnliche Beziehung zu zelebrieren, auch wenn sie immer wieder Zweifel daran hat, dass sie ihr guttut. Abgründe in Bergkarabach Die abgründige Liebe ist das Zentrum des Roman. Daneben geht es auch um den Kunstmarkt…
Chris Whitaker, der ehemalige Finanztrader, hat mit seinem Debüt „Von hier bis zum Anfang“ international Aufsehen erregt. Auch der neue Roman „In den Farben des Dunkels“ hat das Zeug zum Bestseller. Joseph, den alle nur Patch nennen, ist mit nur einem Auge auf die Welt gekommen. Das Defizit machte der kleine Junge zu seinem Markenzeichen – mit einer Augenklappe wird er zum „Pirat“. Was ihn nicht vor Mobbing bewahrt. Doch seine beste Freundin, Saint, ist immer für ihn da – wie er für sie: „Am nächsten Tage klaute Chuck Bradley ihr die Steinschleuder aus der Tasche, zerbrach sie in zwei Hälften und stieß Saint zu Boden. Patch baute sich vor dem größeren Jungen auf und schlug mit seiner kleinen geballten Faus zu. Immer schlug er als Erster zu. Chucks Freunde stürzten sich auf ihn und prügelten immer noch auf ihn ein, als der Kampf schon längst entschieden war. „Das war dumm,“ sagte Saint, half ihm auf die Beine und tupfte ihm das Blut von der Lippe. „Du bist alles, was ich habe“, sagte er. Und sie dachte, mehr als mich wirst du nicht brauchen.“ Licht in der Dunkelheit Recht hat sie, denn als Patch als 13-Jähriger entführt wird, ist sie…
Peter Grandl bleibt in seinen Thrillern stets nah an der Realität, das macht sie umso beängstigender. Auch der neueste Wälzer aus der Grandl-Werkstatt „Höllenfeuer“ ist keine Science Fiction, sondern in unserer Gegenwart angesiedelt – teilweise sogar mit Klarnamen: Ein Islamist verübt in einer Münchner U-Bahn einen Anschlag, der über 300 Opfer fordert. War der bayerische Innenminister mit dem bezeichnenden Namen Himmel das Ziel? Der Politiker fährt jeden Montag mit der U-Bahn statt mit dem Dienstwagen in die Staatskanzlei. Glaubenskrieg und Höllenfeuer Schon der Titel des Thrillers, Höllenfeuer, zeigt, welche Dimension der Autor anstrebt, und die Kapitelüberschriften Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium verweisen auf den Pentateuch, die fünf Bücher Mose. Allerdings geht es auf den 472 hochspannenden Seiten nicht um Israel, die Juden oder Antisemitismus. Es geht um islamische Terroristen, die den Glaubenskrieg mitten hineintragen wollen in die deutsche Bevölkerung – mit Feuer, Schwert und Gift. Die Folgen von Nowitschok Der Attentäter in der U-Bahn hat eine Substanz versprüht, die eine indische Ärztin, schnell als Nowitschok identifiziert, eine hochgiftige Substanz, die bei dem Mordversuch an Sergej Skripal eingesetzt worden war. Ein Lockdown für München ist die Folge der Entdeckung. Doch davon lassen sich die Terroristen nicht von weiteren Morden abhalten. Genauso…
„Morning has broken“ – der Titel des neuen Buches von Andreas Altmann über Leben, Reisen, Schreiben nimmt den Cat-Stevens-Hit zum Motto. Altmann, der unermüdlich Reisende und Schreibende kann sich sicher mit der Zeile identifizieren: Mine is the sunlight, mine is the morning (mein ist das Sonnenlicht, mein ist der Morgen), eher weniger mit dem Lobpreis Gottes. Denn, obwohl auch Andreas Altmann altersmilde geworden ist und das „moralisch Hochgerüstete“ ihn verlasen hat, mit dem lieben Gott hat er seine liebe Not. Leben und Schreiben Sein Buch ist aber eine Hymne auf das Leben, das für ihn gleichzusetzen ist mit „Erleben“. Und ein Lob des Schreibens, das ihm dieses Erleben erst ermöglicht: „Mein Hauptwohnsitz ist die deutsche Sprache, nebenbei wohne ich in Paris.“ Es ist ein ehrliches Buch geworden ohne Selbstüberhöhung, auch ohne allzu große Selbstentblößung. Ein Buch über die Schönheit der Sprache: „Ich genieße die kleinen Siege der Poesie. Nie wird sie Berge versetzen, aber mit nichts als ein paar Worten Nähe und Wärme zwischen zwei Fremden zaubern.“ Über das Reisen Natürlich ist es auch ein Buch über das Reisen, wobei Andreas Altmann auch dabei Grenzen setzt: „Ich misstraue allen, die rastlos abwesend sind, ich kann das nicht. Ich muss zwischendurch…
Reinhold Messner und Südtirol, das ist eine unendliche Geschichte voller Auf und Ab. Nun hat der vielseitige Ausnahme-Bergsteiger und Grenzgänger eine „Gebrauchsanweisung für Südtirol“ geschrieben. Dabei macht er gleich zu Anfang klar: „Ich habe vor hierzubleiben.“ Liest man das Büchlein bis zum Schluss, könnte man das in Südtirol auch als Drohung empfinden. Kritischer Blick auf Südtirol Denn Reinhold Messner spart nicht mit Kritik an seinen (deutschsprachigen) Landsleuten. Auch wenn er „kein lebenswerteres Fleckchen Erde in Mitteleuropa“ kennt, auch wenn die Dolomiten für ihn die „schönsten Berge der Welt“ sind, hadert er mit der Politik in Südtirol, mit dem Zeitungsmonopol, als dessen Opfer er sich immer wieder sah. Auch mit Vetternwirtschaft, Besserwisserei, Bigotterie und Selbstherrlichkeit. Die Messner Mountain Museen Als Nestbeschmutzer sieht er sich trotzdem nicht. Schließlich liebt er seine Heimat und hat Südtirol mit den MMM, den Messner Mountain Museen, kultur-historische Sehenswürdigkeiten beschert, die ihresgleichen suchen. Und weil Reinhold Messner sein Licht nicht gern unter den Scheffel stellt, zitiert er sich in diesem Büchlein immer wieder selbst und widmet den Museen und ihren Themen mit „Das Erbe der Berge“ ein eigenes Kapitel. Lektion in Geschichte Aber es wäre unfair, diese Gebrauchsanweisung nur auf Reinhold Messner, seine Museen und Bergbauernhöfe zu…
Ein Sonnenuntergang am Strand ist für viele Deutsche das „Allerromantischte, was ein Paar unternehmen kann“ schreibt Stella Bettermann in ihrer „Gebrauchsanweisung für den Strand“. Auch der „schneeweiße Puderzuckersand“ verzücke die meisten. Billig ist der allerdings nicht zu haben. Schon gar nicht so günstig wie der Isarstrand, an dem die Autorin wohnt. Strände als Idealbild Aber dafür muss sie auch nicht ins Flugzeug steigen oder ins Auto und damit die Umwelt schädigen, um zu ihrem Strand zu gelangen. Von daher ihr Vorschlag: „Wahrscheinlich müssen wir uns also angewöhnen, Strände eher als Idealbild zu verehren und die Uferabschnitte auf Amrun, Kreta oder den Malediven öfter von unserer Anwesenheit zu verschonen.“ Alles über den Strand Oder man liest ihre Gebrauchsanweisung für den Strand, amüsiert sich über die „Historie des Strandbesuchs“, die bis an die Antike und womöglich noch weiter zurück reicht, reist mit ihr zu berühmten Stränden und zum Eisbach in München, wo früher die Nackerten Schaulustige anlockten und heute die Surfer. Und dann die Bücher über den Strand, die Filme und Serien, die Strandmusik, auch die Mode! Mega-out und Mega-in Wie die Kleidung, davon ist Bettermann überzeugt, sind auch die Strände der Mode unterworfen. Acapulco etwa, in den 1950er und 60er-Jahren ein…
Joël Dicker liebt verschachtelte Romane und Cliffhanger. Der erfolgreiche Autor führt seine Lesenden gern in die Irre, in Sackgassen und über Haarnadelkurven dicht über dem Abgrund. Das gilt auch für den neuen Roman „Die Affäre Alaska Sanders“, vom Verlag als „Die Fortsetzung des Weltbestsellers ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert`“ angepriesen. Allerdings spielt Harry Quebert in diesem dicken Wälzer eine eher untergeordnete Rolle. Denn es geht, wie immer bei Joel Dicker, wild durcheinander. Alter Fall, neue Erkenntnisse Wieder steht der Schriftsteller Marcus Goldmann (ein alter Ego Dickers?) im Mittelpunkt – er ermittelt zusammen mit Sergeant Gahalowood in einem zehn Jahre alten Mordfall, der eigentlich aufgeklärt schien. Die junge Alaska Sanders war am Strand des beschaulichen Städtchens Mount Pleasant erschlagen aufgefunden worden. Der Hauptverdächtige hatte sich den Ermittlungen zufolge nach seinem Geständnis selbst erschossen, ein weiterer saß hinter Gittern. Doch dann bringt ein anonymer Brief Bewegung in den alten Fall. Nichts ist so wie es damals schien. Und heute? Sein und Schein Goldmann und Gahalowood machen sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Die führt sie nicht nur zurück in die Zeit vor dem Mord an Alaska und von Mount Pleasant nach Salem, sondern noch weiter zurück in die…
Adrian Geiges hat leicht reden, wenn er empfiehlt „Öfter mal die Welt wechseln“. Der Mann ist Journalist, spricht mehrere Sprachen und leidet weder unter Kontaktscheu noch allzu großer Ängstlichkeit. Seine Abenteuerlust hat ihn rund um die Welt geführt, wobei meist die Auftraggeber seine Reisen und Auslandsaufenthalte bezahlt haben. Doch Geiges ist überzeugt, dass auch Berufstätige in anderen Branchen seinem Beispiel folgen könnten, wenn sie die Angst vor dem Unbekannten überwinden würden. Für sie ist sein Buch gedacht. Großer Erfahrungsschatz Es will diejenigen ermutigen, die fremde und ferne Länder kennenlernen wollen, ohne zu Hause alle Zelt abzubrechen. Adrian Geiges kann aus einem langjährigen und reichlichen Erfahrungsschatz berichten. Das heißt allerdings auch, dass manche dieser Erfahrungen heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Etwa die Studienzeit in der damaligen DDR. Sie taugt allerdings dazu, zu zeigen, wie unerschrocken und anpassungsfähig Geiges sich anderen, ja gegensätzlichen, Welten nähert. Glasnost in Moskau Das Motiv „Buche schlechte Erlebnisse als positive Erfahrungen ab“ begleitet ihn auch bei so manchen anderen Reisen. Bei der Auswahl der Ziele schont sich Adrian Geiges nicht: Es sind keineswegs touristische Hotspots, die er sich aussucht. Wichtiger ist es dem Journalisten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Zum Beispiel in Moskau, als…
Francoise Hauser ist Sprachwissenschaftlerin und sie weiß: Wer mehrere Sprachen spricht, tut sich in unserer globalisierten Welt leichter. Auch beim Reisen. Wobei manche Sprachen für Europäer leichter erlernbar sind als andere. Francoise Hauser hat sich die Mühe gemacht, die Besonderheiten auch asiatischer oder afrikanischer Sprachen aufzulisten. Japanisch und Chinesisch mit ihren sehr speziellen Schriften etwa oder Arabisch. Rund 6000 Sprachen gibt es auf der Welt und jede Menge Dialekte. 16 000 Wörter plappert jeder Mensch pro Tag. Da könnte es einem schon schwindeln ob der schieren Menge. Immerhin beruhigend, dass man mit einem Alltagswortschatz von 2000 bis 5000 Wörtern auskommen kann. Rück- und Einblicke in die Sprachen Doch Francoise Hauser begnügt sich nicht mit Aufzählungen, sie geht in dem dicken Buch in die Tiefe, zeigt, wie politische Verhältnisse sich auf die Sprache auswirken, wie Wörter reisen und wie Sprache und Denken zusammenhängen. Dazu gibt es nicht nur kurze Rück- und Einblicke, sondern auch lange Auflistungen von Wörtern und ihre Übersetzungen, die für die meisten wahrscheinlich kaum nutzbar sind. Es sei denn, sie interessieren sich für Chinesisch oder Koreanisch. Alte und neue Sprachen Aber die Sinologin erzählt auch von der Wiederbelebung des Hebräischen, das den Juden in aller Welt und dem…