Paolo Rumiz erzählt in seinem neuen Buch von einer Reise, einer Reise zu Wasser auf einem alten Segelboot. Vier Freunde haben sich zusammengetan, um gemeinsam das Meer zu bereisen, das Europa von Asien trennt. Doch das Mittelmeer, wie Paolo Rumiz es erlebt, hat seine Unschuld verloren. Es ist „ein Schlachtfeld, aber auch das Meer des Massentourismus, der autokratischen Kräfte, der Schiffsbrüche, des Klimawandels“, so beschreibt der Reise erfahrene Autor es in einem Interview. Liebeserklärung an Europa Von diesem Meer handelt sein Buch – und von Europa. Es ist eine Liebeserklärung an den alten Kontinent, die der griechische Kapitän Petros formuliert: „Er kannte keine andere Region, so wunderschön gelegen zwischen Bergen, Ozeanen und Steppen, wo auf einem Raum die Birke mit dem Feigenbaum und der Agave wächst, wo es Kathedralen gibt und alpine Schutzhütten, Inselgruppen und mäandernde Flüsse, Synagogen, Leuchttürme und Minarette.“ Flucht in die Antike Doch dieses Europa ist bedroht, von innen und von außen. Auch die Touristen tragen ihren Teil dazu bei: „Die Ferienflieger stürzten sich herab auf das Bergplateau… Es waren Heerscharen auf All-inclusive-Urlaub, sie degradierten die Griechen zu Servierkräften und plünderten die Seele eines jeden Orts.“ Die Seefahrer wollen sich nicht mit diesen Menschen gemein machen, bleiben…
Das Kloster als Gegenentwurf zum Lärm der Moderne. So sieht es Paolo Rumiz, der Wanderer und der Suchende. Auf dem Po ist er durchs unbekannte Italien gereist, auf der Via Appia hat er nach römischen Spuren gesucht und im Leuchtturm sich selbst gefunden. Nun hat sich der überzeugte aber auch verzweifelte Europäer in den Klöstern des Benediktinerordens mit den Wurzeln des europäischen Gedankens auseinandergesetzt und hat in ihnen viel Tröstliches gefunden: grandiose Einsamkeit, unberührte Natur, herzliche Menschen. Der Rockende Abt von St. Ottilien Manche der Mönche haben den Schriftsteller tief beeindruckt. Männer wie der ehemalige Abtprimas Notker Wolf, der nicht nur elf Sprachen spricht und Missionar in Afrika war, sondern auch „Smoke on the water“ von Deep Purple auf der E-Gitarre spielen kann und von großen Wirtschaftsunternehmen als Berater geschätzt wird. Überhaupt bewundert Rumiz die blühende Wirtschaft im bayerischen Kloster mit Biogasanlage, Brauerei, Verlag und „Hi-Tech-Stall“. „Mit Claudio spaziere ich verwirrt und argwöhnisch über die gepflegten Kiesalleen dieses Bauernhofs Gottes“, notiert er. Klöster quer durch Europa Eine „waffenlose Welt im Niemandsland“ hat er in den europäischen Klöstern gefunden. Und eine enge Verbindung – auch mit den Frauenklöstern. Den Faden zu seinem Buch hat er an einem Kriegerdenkmal in Triest aufgenommen,…
Paolo Rumiz ist Italiens emsigster Reiseschriftsteller, und er scheut keine Mühen. Für ein Buch hat er im Leuchtturm gewohnt, für ein anderes war er auf dem Po unterwegs. Doch was er und seine Reisefreunde bei der Wiederentdeckung der antiken Via Appia erlebt haben, hätte er sich nicht träumen lassen. Über 612 Kilometer gingen sie über die legendäre Römerstraße von Rom aus nach Brindisi. Jahrhunderte der Vernachlässigung Doch Jahrhunderte der Vernachlässigung haben die Appia beinahe aus dem Gedächtnis gelöscht: „Das ist ihre letzte Metamorphose,“ schreibt Rumiz, als er schon beinahe am Ziel ist und die Via Appia „im Hochofen des Stahlwerks“ gelandet ist. „Sie war Müllhalde, Tangente, Pipeline, Viehtrift, Weizenfeld. Jetzt ist sie Höllenfeuer.“ Der Schriftsteller kann und will seinen Frust über die Ignoranz der italienischen Behörden nicht verleugnen, immer wieder hält er ihnen vor, was sie in ihrer Unwissenheit zerstört haben. Er ärgert sich über die stinkende Koake am Fuß der Felsenstadt Matera, immerhin Europäische Kulturhauptstadt 2019. Er trauert um die verlorenen Chancen des Südens, der zur Beute der Mafia zu werden droht, betrachtet besorgt die leeren Gehöfte und die Gespensterburgen und wütet gegen die gigantischen Windräder in der Basilikata, „das letzte Meisterwerk der Zerstörung“. Der Luxus, als erster über…
„Das Schöne ist, über den Fluss zu fahren, ohne eine Spur zu hinterlassen, außer Erinnerungen und Wissen.“ Was der Freund am Ende dieser außergewöhnlichen Reise sagt, hat Paolo Rumiz von Anfang an vorgehabt. In dem Buch „Die Seele des Flusses“ schildert der italienische Autor, wie er zusammen mit wechselnden Freunden auf dem Po durch ein unbekanntes Italien gereist ist. Zunächst im Kanu, später mit einem Segelboot – auch mit Motor. Der Horror neben der Schönheit Was die Freunde dabei gesehen und erlebt haben, war nicht immer schön, und doch war diese Reise für alle „ein großartiges Abenteuer“. 700 Kilometer haben sie auf dem Fluss bewältigt, auch die Verästelungen des Deltas. Sie haben sich nie gelangweilt aber hin und wieder geärgert über die Zumutungen der Menschen an den Fluss. Sie haben gesehen, „dass der Horror oft neben der Schönheit wohnt“ wie beim – abgeschalteten – Atomkraftwerk Trino, und sie sind der Seele des Flusses näher gekommen. Manchmal, notiert Rumiz, waren sie mit ihrem Boot weit weg von der Zivilisation wie sonst vielleicht nur auf dem Mekong oder auf dem Mississippi. Geschichten aus dem Fluss Und immer wieder fischt der Schriftsteller Geschichten aus dem Fluss, die er literarisch verarbeitet. Man folgt ihm…