Löwenherzen ist das erste Kinderbuch der in Berlin lebenden und im georgischen Tiflis aufgewachsenen Nino Haratischwili. Mit dem Roman „Das achte Leben (für Brika)“ hat die Schriftstellerin eine große Leserschaft erobert. Die 41-Jährige ist aber auch als Dramaturgin erfolgreich. 2020 schrieb sie ihr erstes Theaterstück. Löwenherzen wurde in Gelsenkirchen uraufgeführt. Jetzt ist die wundersame Geschichte von Anand und dem Plüschbären mit dem schiefen Auge als Bilderbuch erschienen. Anand und der Brief an Gott Anand lebt in Bangladesch, seine Mutter ist arm und kann ihn nicht zur Schule schicken. Deshalb näht der Junge für den „Chinamann“ Stofftiere. Doch dieser Löwe bringt ihn zum Träumen – von einer Zirkusmanege, in der Anand das Publikum verzaubert und sein Löwe durch einen Feuerreifen springt. Leider nur im Traum. Aber Anand kann mit dem Löwen reden – über seine unerfüllten Wünsche und über seine Mutter, die neun Monate weg sein wird. Und er kann dem Löwen eine Botschaft mitgeben – an den „Herrn Gott in Oropa“. Die näht er in den Löwenbauch. Danach bleibt ihm zu wenig Zeit, um das linke Auge des Löwen richtig anzunähen. Deshalb muss dieser Löwe mit einem schiefen Auge durch die Welt reisen. Der Löwe reist von Kind zu Kind…
Nino Haratischwili, der Name ist Garant für eine eher selten gewordene Leidenschaft am Erzählen. Auch diesmal. Ein Buch, schwer wie ein Backstein, das auch manchmal schwer im Magen liegt. Doch Nino Haratischwilis neuer gewichtiger Roman „Das mangelnde Licht“ ist auch ein Buch, das man kaum aus der Hand legen will, ein mitreißender Roman trotz der allgegenwärtigen Gewalt, von der er – auch – erzählt. Die in Georgien geborene Nino Haratischwili, die schon mit ihrer Familiensaga „Das achte Leben für Brilka“ überzeugt hatte, zeigt sich in diesem Roman über die Umbruchszeit der 1980er und 1990er Jahre wieder als großartige Autorin. Beklemmend aktuell Man könnte ihr vielleicht ihre überbordende Erzähllust vorwerfen, ihre geringe Scheu vor Klischees, Metaphern und der Verwendung von Adjektiven. Aber all das ist marginal angesichts der beklemmenden Aktualität und der spannenden Konstruktion dieses Romans. Es ist eine Fotoausstellung in Brüssel, bei der sich drei der vier georgischen Freundinnen nach Jahrzehnten wieder treffen. Und anhand dieser Fotos nimmt die Ich-Erzählerin, die Restaurateurin Keto die Leser mit in ihre Heimat und in ihre Kindheit in der Hauptstadt Tbilissi. Ein Spiegel der Gesellschaft Aufgewachsen ist Keto mit ihrem nach dem Tod der Mutter geistig stets abwesenden Vater, zwei hoch gebildeten Großmüttern und…
Der kleine Vortragssaal im Annahof füllt sich. Nino Haratischwili – ganz in Schwarz, roter Schal, roter Mund – ist pünktlich und sagt gleich, dass sie nicht nur lesen wird. Die gebürtige Georgierin, die heute in Berlin lebt und 2018 in Augsburg mit dem Brechtpreis ausgezeichnet wurde, will den Dialog. Zuerst aber erzählt sie, wie sie zu ihrem neuen Buch „Die Katze und der General“ gekommen ist, das zum Teil in Tschetschenien spielt. Inspiriert wurde sie von Anna Politkowskaja, jener mutigen Journalistin, die wohl wegen ihres Engagements für Tschetschenien ermordet wurde. Der Zauberwürfel und die Struktur Was sie vor allem interessiert habe, war die Frage „Wie werden Menschen zu Tätern?“, sagt Nino Haratischiwili. Diese Frage wurde der rote Faden für ihr neues Buch, das ihren Lektor in seiner komplexen Struktur – zwei Zeitebenen, drei Erzähl-Perspektiven – an einen Zauberwürfel erinnerte. In dem ersten Kapitel, das die Schriftstellerin für ihre Lesung ausgesucht hat, spielt so ein Zauberwürfel eine wichtige Rolle, im zweiten geht es um Haratschwilis Wahlheimat Berlin und die dort lebenden Exil-Georgier, -Russen, -Ukrainer. Der Kaukasische Kreidekreis als Anstoß Ihre warme Stimme trägt die Geschichte, aber auch im Gespräch überzeugt sie mit einem makellosen, akzentfreien Deutsch. Sie habe schon in Tiflis…
Nino Haratischwili neigt zu ausuferndem Erzählen. Das war schon bei ihrem Erfolgsroman „Das achte Leben (für Brilka) so, und es ist bei ihrem vierten Roman nicht anders. „Die Katze und der General“ ist eine ebenso opulente wie verwirrende Geschichte über Krieg und Frieden, Schuld und Sühne. Dass die Autorin, 1983 im georgischen Tblissi geboren und seit 2003 in Hamburg lebend, in ihren „eigenen Textbergen strauchelt“, wie die Zeit schrieb, erklärt sich teilweise aus dem Kulturkreis, aus dem sie stammt. Pirouettenhafte Wandlungen In Georgien wird gerne fabuliert, überbordend und oft auch überzeichnet. Und diese exzessive Fabulierfreude prägt auch Haratischwilis Erzähl-Duktus. Dass ihr manche Metapher misslingt, dass sie sich hin und wieder stilistisch verstolpert, ist vor diesem Hintergrund eher zweitrangig. Einige abgedroschene Phrasen allerdings hätte das Lektorat durchaus eliminieren können. Dass die Berge den Atem anhalten, die Wanduhr sich zur Zeitbombe wandelt und das Herz Marathon läuft – geschenkt. Schwieriger zu verkraften ist die Tatsache, dass die handelnden Figuren schier pirouettenhafte Wandlungen vollziehen. Eine Tote wird zum Zentrum der Geschichte Der Roman beginnt 1994 in einem kleinen tschetschenischen Bergdorf, wo die 17-jährigen Nura sich in ein anderes Leben träumt. Der Krieg macht den Träumen und Nuras Leben ein Ende. Russische Soldaten vergewaltigen…