In Europa haben Frauen schon längst Gleichberechtigung erlangt, auch wenn sie beruflich in den höheren Etagen noch unterrepräsentiert sind. Dafür sind sie an den Universitäten gut vertreten und auch in der Politik: Wir haben eine Bundeskanzlerin und sogar eine Verteidigungsministerin. Mit Ursula von der Leyen steht eine Frau an der Spitze Europas, und gerade erst hat Finnland Sanna Mann zur Ministerpräsidentin gewählt und damit zur jüngsten Regierungschefin Europas. Soviel Frauen-Power war noch nie. Doch es war ein langer Weg, bis Frauen auch nur einen Zipfel der Macht ergattern konnten. Und ohne tatkräftige und entschlossene Frauen wären wir sicher auch heute noch nicht soweit. Drei Bücher stellen ganz unterschiedliche Frauen vor, die ihrer Zeit weit voraus waren. Sophie von Hatzfeld, die rote Gräfin Renate Feyl widmet sich in ihrem Roman „Die unerlässliche Bedingung des Glücks“ dem aufregenden Leben der „roten Gräfin“, Sophie von Hatzfeld (1805 bis 1881) – wohl eine der ersten Sozialistinnen und Vorkämpferinnen der Emanzipation. Als Lebensgefährtin des Arbeiterführers Ferdinand Lassalle ging Sophie in die Geschichte ein. Renate Feyl versucht in ihrem Roman, dieser widersprüchliche Frau nahe zu kommen. Dafür taucht die Autorin tief in die aristokratische Gesellschaft jener Zeit ein, in der Frauen besten Falls einen literarischen Salon…
Im Original heißt das Buch von Ann Weisgarber „The Glovemaker“, denn Deborah, die Hauptfigur, ist Handschuhmacherin. Die deutsche Ausgabe trägt den Titel „Unter Heiligen“ und weist damit schon auf einen ungewöhnlichen Inhalt hin. Die amerikanische Autorin nimmt ihre Leser mit in eine für uns fremde Welt, die der Mormonen Ende des 19. Jahrhunderts. Wie ihr Mann Samuel und ihr Schwager Nels ist Deborah Mormonin. Leben in einer „Dazwischenwelt“ Doch ihre Familie praktiziert nicht die vom „Propheten“ Joseph Smith propagierte und von den US-Behörden verbotene Vielehe. In der Schlucht, in der sie sich mit einigen anderen Familien niedergelassen haben, leben sie zwar nach den Geboten ihrer „Kirche“ in einer Art „Dazwischenwelt“. Weil Männer, die mehrere Frauen haben, von der Polizei verfolgt werden, helfen Samuel und Nels ihnen, zu einem geschützten Unterschlupf zu kommen. Das hat sich herumgesprochen. Als Deborah mal wieder allein ist, weil Samuel sein Geld als fahrender Radmacher verdient, klopft ein Mann an ihre Tür. Die Außenwelt als Spiegel der Innenwelt Damit beginnt ein Drama, das Weisgarber aus den Perspektiven von Deborah und Nels schildert, wobei die winterliche Szenerie in der abgeschiedenen Schlucht zum Spiegel der inneren Zerrissenheit der Protagonisten wird. Beide sind fest verwurzelt in ihrem Glauben und…