Die Welt der Traveller
Reisebücher , Rezensionen / 4. November 2024

Natürlich sollen sie möglichst einmalig sein, die schönsten Reisen von Lonely Planet, möglichst erlebnisreich. Schließlich ist die Auswahl beschränkt. 50 solcher Reisen enthält der gleichnamige Band, alle einladend bebildert und relativ ausführlich von den Travellern der Buchreihe beschrieben. Frachtschiff und Fahrrad Eine Reise mit einem Frachtschiff ist dabei, eine auf einer Feluke aber auch eine Fahrt mit dem Campingbus, per Rad oder per Anhalter. Es wird getrampt und gewandert. Die  – außereuropäischen – Ziele sind oft ziemlich exotisch und nicht ganz einfach zu erreichen. Wer den Berggorillas in Ruanda begegnen und sich „wie in einer Szene aus dem Jenseits“ fühlen will, darf nicht klamm sein. Das Erlebnis ist teuer erkauft. Die Information gehört eigentlich in die „Reiseplanung“, die bei jeder Reise am Ende steht. Der Zug und der Krieg Die Fahrt mit der Transsib von Peking nach Moskau dürfte derzeit nicht möglich sein – auch nicht von China aus. Wer will schon in Kriegszeiten durch Russland reisen? Da kann die Reise „in all ihrer Langsamkeit“ noch so faszinierend sein. Dann schon eher zu den 100-Jährigen nach Okinawa, die meist „verschmitzt“ dreinblicken. Nach Brasilien „low budget“ mit dem Rio-Kosmos im Zentrum. Oder nach Kuba „à la Hemingway“, wenn auf der Insel…

Bade-Erlebnisse in der Natur
Reisebücher , Rezensionen / 2. Juli 2024

Wenn die Sonne vom Himmel brennt, träumen viele vom Sprung ins kalte Wasser. Nicht in einem Schwimmbad, sondern in der freien Natur. Baden in einem See, einem Fluss, womöglich unter einem Wasserfall. Wildschwimmen“ heißt das bei lonely planets „Happy Places“. 60 solcher Wildbadeplätze in aller Welt stellt der gleichnamige Bildband vor. Nichts für Warmduscher Wildschwimmen ist nichts für Warmduscher, denn so ein See kann ganz schön kühl sein, ein Fluss hin und wieder eiskalt. Aber gerade das kalte Wasser verschafft Glücksgefühle, wenn sich der Herzschlag beschleunigt. Ins Ungewisse sollte man dennoch nicht springen. Gerade an Wildwassern ist Vorsicht angesagt. Dafür kann man beim Schwimmen die Natur erleben – etwa in Gezeitentümpeln oder in Quellwassergumpen. „Wenn ich schwimme, komme ich mir selbst am nächsten“, schreibt die Wildbaderin Freya Bromley im Vorwort. Vom Wasserfall bis zur Salz-Lagune Wie wäre es also mit einem Bad unter den Grandes Cascades d‘Akchour in Marokko, mit Schwimmen in den Sonnenuntergang in Tansania, Abhängen im Hierve El Agua in der Sierra Madre de Oaxaca in Mexiko, einem Salzbad in den Lagunas Escondididas de Baltinache in Chiles Atacama Wüste oder einer Wassermassagen in den Mayfield Falls auf Jamaica? Wildschwimmen in der Stadt Zu weit weg, zu exotisch? Auch…

Gücksgefühle in Gartenlandschaften
Reisebücher , Rezensionen / 2. Mai 2024

„Gärten machen glücklich“, das ist das Motto dieses anregenden Bildbandes, der in die Gärten der Welt führt und 60 ganz besondere Orte vorstellt. Mit der Reihe „Happy Places“ will Lonely Planet Reisende dazu einladen, sich von außergewöhnlichen Orten verzaubern zu lassen. Und schöne Gärten sind ganz gewiss Orte, die Glücksgefühle jenseits des Alltags versprechen. Klostergärten etwa, Botanische Gärten aber auch Naturschutzgebiete, Friedhöfe und künstlerische Parks. Verzauberung und Exzentrik Der Jardin Majorelle zum Beispiel, geschaffen vom französischen Künstler Jacques Majorelle in Marrakesch und später von Yves Saint Laurent gepflegt – eine üppige, farbgesättigte Oase mit einem sanft plätschernden Brunnen und einem Seerosen-Teich inmitten einer trockenen Landschaft. Oder – weltberühmt – Monets Garten in Giverny. Für den Künstler eine Quelle der Inspiration, für die Besucher ein Ort der Verzauberung. Viel exzentrischer ist Brief Garden auf Sri Lanka, den Bewis Bawa, der ältere Bruders von Sri Lankas Stararchitekt Geoffry Bawa, auf der Kautschukplantage der Familie verwirklicht hat. Eine künstlerische Spielwiese mit seltsamen Skulpturen, grotesken Masken und viel Wasser. Wasser und Wüste Wasser ist ein wichtiges Gestaltungselement in Gärten. Besonders schön sind die Springbrunnen im Renaissance-Garten der Villa d‘Este in Tivoli bei Rom mit den Wasserspielen und magischen Spiegelungen. Aber auch eine Wüstenlandschaft kann…

Die Welt der Reise
Reisebücher , Rezensionen / 7. September 2023

Es ist schon ein ziemlich ambitioniertes Unterfangen, die ganze Welt in ein dickes Reisebuch packen zu wollen. Und natürlich fallen dann trotz der 620 Seiten die 800 Ideen und Reisetipps ziemlich kurz aus. Aber lonely planet macht‘s möglich und präsentiert zu kompakten Texten auch noch den CO²-Verbrauch der Reise. Da fühlen sich vielleicht einige ermuntert, auf Bus, Bahn oder Fähre umzusteigen oder gleich aufs Rad. Mit Fähre, Zug und Bus Wie wär‘s also damit, die Azoren mit Flieger und Fähre zu entdecken, mit dem Zug von Athen über Thessaloniki und Sofia nach Istanbul zu reisen oder entlang der Cote d‘Azur? Auch in Deutschland empfehlen die Autoren den Zug, zum Beispiel, um von Berlin nach Köln zu fahren und nebenher gleich noch Leipzig, Weimar, Frankfurt und Bonn mitzunehmen – wenn denn alles klappt. Das ist bei der Deutschen Bahn gar nicht so sicher. Anders als etwa in Japan, wo der Shinkansen zuverlässig unterwegs ist. Ob die Verbindungen bei der „epischen Zugreise“ von Bangkok nach Singapur ebenso zuverlässig sind, steht in den Sternen. Man erfährt zwar, wo man den Zug besteigt, wo man umsteigt und wie oft und wie lange die Züge fahren, aber um die Reise zu verwirklichen, muss man wohl…

Outdoor Abenteuer vor der Haustür
Reisebücher , Rezensionen / 1. August 2023

Man muss nicht nach Kanada, um wilde Natur zu erleben. Nicht in die Türkei, um bei einer Ballonfahrt einen grandiosen Überblick zu haben. Oder in den Wilden Westen, um das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu empfinden. All diese Abenteuer und noch mehr kann man auch in Deutschland erleben, oft sogar vor der Haustür. Der Lonely-Planet-Bildband „Legendäre Outdoor-Abenteuer in Deutschland“ hat 40 Tipps für Menschen, die Lust haben, an ihre Grenzen zu gehen. Robben-Safari und Sightrunning Von Nord bis Süd ist für alle etwas dabei: Für Tierliebhaber etwa die Robben-Safari im Wattenmeer oder eine Tour mit Lamas und Alpakas im Naturpark Hohes Venn-Eifel. Für Klettermaxe der Hindelanger Klettersteig im Allgäu oder eine Mastenquerung auf dem Hamburger Museumsschiff „Cap San Diego“. Für Adrenalin-Junkies die längste Doppelseilrutsche Europas oder Canyoning in der Allgäuer Starzachklamm. Für Weitwanderer eine Hüttentour von der Isar durchs Karwendelgebirge oder eine Wanderung durch das schleswig-holsteinische Wattenmeer. Für Radfahrer die Route entlang des Grünen Bands. Für Wintersportler Schneeschuhwandern bei Winterberg und für Schnellläufer Sightrunning durch Berlin. Große und kleine Geschichten Natürlich gibt der Band auch Tipps zum Stand-Up-Paddling, zu Hausboot-, Kanu- und Kajaktouren, zu Reiten und Mountainbiking, Wingsurfen und Tauchen. Ja selbst zu Wandern im Dunkeln…

Reise-Inspirationen für 2022
Reisebücher , Rezensionen / 28. Dezember 2021

Ob das Reisen 2022 wieder so wird, wie es einmal war, steht in den Sternen. Aber träumen wird man ja wohl noch dürfen. Und dazu lädt auch diese Neuauflage von Lonely Planets „Best in Travel 2022“ ein. Alle Jahre wieder kürt der Verlag zehn Länder, zehn Regionen und zehn Städte mit Wow-Faktor. Cook Inseln und Norwegen Garantiert ist der bei den Cook Inseln und Mauritius aber auch bei Norwegen, das als „führend in Sachen Nachhaltigkeit und grüne Technologie“ gilt. Auch dass das neue Munch-Museum und das renovierte Nationalmuseum in diesem Jahr erstmals ihre Türen für die ganze Saison öffnen, hat wohl dazu beigetragen, dass Norwegen sich als Land zwischen die Cook Inseln und Mauritius schieben konnte. Freiburg auf dem Treppchen Viel Exotisches stellen die Reiseexperten von Lonely Planet auf gut 200 Seiten vor. Immerhin kann auch Europa zwischendurch punkten – vorwiegend bei den Städten. Und da konnte sich auch eine deutsche Stadt platzieren: Freiburg im Breisgau schaffte es aufs Treppchen hinter Auckland und vor Taipeh, als „charismatische, umweltbewusste Schwarzwaldmetropole“. Platz 6 gab es für Nikosia/Zypern, Platz 7 für Dublin und Platz 9 für Florenz. Island punktet mit Westfjorden Bei den Regionen stehen die Westfjorde in Island als zertifizierte nachhaltige Reiseziele…

Mit lonely planet den Horizont erweitern?
Rezensionen / 8. Februar 2020

Noch immer gilt lonely planet als die Bibel für abenteuerlustige Individualisten. Der neue Band „Der Sinn des Reisens“ empfiehlt sich als „deine Bucket List für gutes Reisen“ und enthält tatsächlich einige Tipps für nachhaltige Erlebnisse wie „Im Naturschutz aktiv sein“, „Ohne Plastik reisen“ oder „Ein Land zu Fuß durchqueren“. Auch lonely planet preist die Wirksamkeit von Waldbaden   oder feiert  Wasser als „pure Lebensfreude“.  Denn schon die Nähe zu Wasser kann sogar „Zerbrochenes heilen“, wie der Meeresbiologe Wallace Nichols in seinem Buch „Blue Mind“ verkündet. Dorfleben und Sternenhimmel Empfohlen werden auch Reisen, bei denen man an einem Ort verweilt und womöglich ins Dorfleben eintauchen kann oder Übernachtungen unterm Sternenhimmel etwa beim Wüstencamping in Namibia. „Das Universum füttert unsere Seele – ganz umsonst“ heißt es dazu – wenn man denn die Reise nach Namibia oder in den Himalaya nicht dazu rechnet. Auch sonst wundert sich der geneigte Leser manchmal, zum Beispiel, wenn „Reisen im eigenen Land“ als Beitrag zum Umweltschutz gelobt werden und man dazu Tipps für Trips in den USA, Australien und Schottland findet. Aber das liegt halt daran, dass dieser Sammelband von lonely planet auf der englischen Ausgabe „Travel Goals 2019“ fußt. Kraftplätze und Pilgerziele Natürlich finden aufmerksame Leser trotzdem…

Im Putin-Land
Rezensionen / 12. Juni 2017

Er wollte nicht dahin, wohin der Lonely Planet Abenteuerreisende schickt, und schon gar nicht dahin, wo es die Touristenmassen hinzieht. Stephan Orth sucht „die Anti-Ästhetik von einem Ausmaß, dass einem die Sinne schwinden“. Auf der Suche nach Hässlichkeit mit Wow-Effekt Er will Reisen als Thriller, Hässlichkeit mit Wow-Effekt. Und davon findet er jede Menge als Couchsurfer in Russland. Nicht nur gleich am Anfang in der Mine von Mirny, dem „Arschloch der Welt“, auch unterwegs in den Weiten des Landes zwischen Kaukasus und Sibirien. Zehn Wochen lang bereist er Russland, lässt sich auf den Alltag der Menschen ein, versucht, dem Phänomen Putin auf die Spur zu kommen und schont sich nicht. Der Autor lässt sich von der russischen Seele rühren Er macht alles mit, trifft wilde Kerle und schöne Frauen, schläft mal auf dem Boden, mal im Zelt, mal in einer Datsche ganz für sich allein, pendelt vom muslimisch geprägten Dagestan ins buddhistische Kalmückien, kommt dem „Jesus Sibiriens“, Wissarion, in seiner Sonnenstadt nahe, reist von der Krim nach St. Petersburg, lässt sich im Mariinskij-Theater von „Schwanensee“ rühren und von der russischen Seele und nimmt unter anderem diese Erkenntnis mit: „Mit dem Satz ‚Das ist Russland‘ lassen sich viele Sachverhalte erklären, für…