Susanne Matthiessen gehört der Boomer-Generation an, jener Generation, die in den 1960er Jahren geboren wurde. So viele Kinder hatte es nie zuvor in Deutschland gegeben – jetzt sind sie im Ruhestand oder kurz davor. In ihrem Roman „Lass uns noch mal los“ geht die Schriftstellerin dem Schicksal der rebellischen Boomer-Frauen auf den Grund. Es waren Frauen, die mehr wollten als ihre Mütter. Die wollten, was ihnen zusteht, „ihre Hälfte der Welt“. Aufbruchsstimmung in Kreuzberg In Kreuzberg versucht eine neue Frauenbewegung in besetzten Häusern ihre Träume zu verwirklichen. Die Ich-Erzählerin Susanne, die eigentlich eine Reportage über eine Rassehunde-Ausstellung schreiben sollte, landet während blutiger Wirren in einer Frauen-Kommune. Es herrscht herrliche Aufbruchstimmung. „Ich möchte eigentlich allen nochmal in Erinnerung rufen, wer wir waren. Was wir waren. Wie wir waren. Am Ende haben wir alles noch in uns. Und ich denk mir, das was wir mal wollten, muss doch irgendwie möglich sein, jetzt mal zu vollenden“, sagt Susanne Matthiessen über ihren Roman. Eine Festung gegen das Patriarchat Und damals sah ja auch alles gut aus: Gemeinsam verwirklichen die Frauen ein eigenes Hausprojekt, BURG genannt, eine Festung gegen die Zwänge des Patriarchats. Männer müssen draußen bleiben. 40 Jahre später ist die Anfangs-Euphorie längst Geschichte,…