Ich bin mir nicht sicher, ob J.R. Bechtle mit „Der Schatten von Tulum“ einen Abenteuer- oder nicht doch eher einen Fantasy-Roman geschrieben hat. Alles beginnt eher realistisch mit dem deutschstämmigen Investment-Banker Jake Friedman, der im Zenit seiner Karriere steht. Gerade deshalb plagen den Spezialisten für das Mexiko-Geschäft Abstiegsängste. Beflügelt werden sie durch einen milliardenschweren Mexikaner, der Friedman auszutricksen droht. Eine rätselhafte Entführung Doch noch gehören er und seine Frau Sharon zur New Yorker Society. Bis Friedman in Mexiko nach einem heftigen Streit mit seinem Geschäftspartner Opfer einer Entführung wird. Kollegen und Familie vermuten dahinter handfeste geschäftliche Interessen. Auch Friedmann sieht sich lange als Opfer einer Intrige. Der Hippie Harry Simms Doch dann wallen Erinnerungen auf – an eine längst vergangene Episode in Tulum. Damals, als er das Leben noch vor sich hatte. Als er sich Harry Simms nannte, sich als Hippie fühlte und unsterblich in die junge Indigene Rosha verliebte. Als er sich im LSD-Rausch selbst verlor. Erinnerungen an den zerzausten Weisen, der immer wieder seinen Weg kreuzte, an ein Versagen, das er lange verdrängt hat. Zwischen Wahn und Wirklichkeit In der Realität wird dem Entführten klar, dass seine Vergangenheit dabei ist, ihn einzuholen und die Gegenwart dagegen keine Chance…
Dass der schreibende Volljurist J. R. Bechtle im Rheinland geboren wurde und heute in San Francisco lebt, schlägt sich auch in seinem Roman „Burgkinder“ nieder, der den Bogen vom Kriegsende in Deutschland bis ins Silicon Valley schlägt. In der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit kreuzen sich die Wege der deutschen Schriftstellerfamilie Fürst und der jüdisch-amerikanischen Unternehmerfamilie Wiseman mehrfach auf schicksalhafte Weise – bis sich mit einem reichlich konstruierten Ende der Kreis schließt. Ein halbes Jahrhundert Familiengeschichte Burgkinder ist eine spannende Familiensaga, die ein halbes Jahrhundert umspannt. Eine Geschichte auch von Hochmut und tiefem Fall, von kleinen Leuten mit großem Herzen, von Helden wider Willen und von ewig Gestrigen. Bechtle schreibt aus unterschiedlichen Perspektiven, überspringt Jahrzehnte und bringt nach einem halben Jahrhundert die Protagonisten des Anfangs noch einmal auf der Burg zusammen, auf der alles seinen Ausgang nahm. Schade nur, dass den Personen die Tiefe fehlt, zu holzschnittartig sind die Charaktere, um ihnen wirklich nahe zu kommen. Ein Fehltritt reicht für ein ganzes Leben Da ist Erika, die Frau, die ohne Skrupel zuerst mit einem SS-Mann und dann mit dem amerikanischen Leutnant schläft, die ihrem heimgekehrten Drogen abhängigen Mann den goldenen Schuss setzt und sich danach durch eine neue Heirat saniert. Und da…