Holocaust: Fenster in die Fantasie
Kinderbücher , Rezensionen / 17. April 2024

Was wäre, wenn… fragt sich Neal Shusterman, der Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln, in dem Buch „Fenster in der Nacht“. Was wäre, wenn Märchen wahr würden. Wenn sich zum Beispiel ein Fenster in rettende Welten öffnen würde, jenseits aller Verfolgung durch Nazis. Wenn ein neuer Golem aus Asche Menschen vor den Gaskammern bewahren würde. Oder wenn die russische Hexe Baba Jaga die Widerständler unterstützen würde. Geschichten der Hoffnung Fünf Geschichten über den Holocaust erzählt Shusterman in dieser Graphic Novel, für die der texanisch-mexikanische Cartoonist Andrés Vera Martínez die Illustrationen geschaffen hat. Ein Zauberstab macht Schwache stark, eine Kristallmuschel erweckt Tote zum Leben… Hier darf sein, was nicht sein kann. Denn diese Geschichten sind allesamt Geschichten der Hoffnung. Magische, märchenhafte Geschichten über Menschlichkeit und Mut. Geschichten, die gerade in unserer Zeit mit dem wachsenden Antisemitismus wieder so wichtig sind. Fantasy und Holocaust Neal Shusterman hat etwas getan, was so gar nicht naheliegend war,  ja was fast schon wie ein Frevel wirkt.  Er hat Fantasy mit dem Holocaust vermischt. So gelingt es ihm, auch ein Publikum anzusprechen, das sich kaum mehr für die Judenverfolgung des Dritten Reichs interessiert. Einen großen Anteil daran hat auch Martínez, der mit seinen kraftvollen Illustrationen eine längst vergangene…

Familienzusammenführung auf jüdisch
Rezensionen / 7. Oktober 2021

Nach „Mischpoke“ nun also „Schlamassel“. Und wieder taucht Marcia Zuckermann tief in die Familiengeschichte der Kohanim und anderer Juden ein. Am Beginn der turbulenten Verwicklungen, der Tragödien und Dramolette steht John Segall, der mit einem der letzten Kindertransporte nach England entkommen war. 1962 kommt er nach Europa, um eine Mizwa zu erfüllen, eine Sohnespflicht gegenüber seinem von den Nazis ermordetem Vater. Weitläufige Verwandtschaft Auf der Suche nach seinen Wurzeln wird er mit seiner über viele Länder versprengten Mischpoke konfrontiert. Anhand dieser oft skurrilen Charaktere beschreibt Marcia Zuckermann ohne jede Larmoyanz den Leidensweg der europäischen Juden, die den Horror des Dritten Reichs überlebten. Glück und Unglück liegen da schier untrennbar beieinander. Mit jüdischem Witz macht Zuckermann selbst die schlimmsten Erlebnisse der weitläufigen jüdischen Verwandtschaft erträglich. Die Folgen des Holocaust Doch selbst wenn die Vernichtungslager nur am Rand erwähnt werden, sind  der Holocaust  und seine Folgen auch in dieser Familiengeschichte allgegenwärtig. Da ist das Foto mit dem Strick um den Hals des Vaters, das John zu seiner Expedition verpflichtet. Da ist das feindliche Umfeld in England, das den elternlosen jüdischen Kindern das Leben schwer gemacht hat. Da ist die Reise auf dem Seelenverkäufer gen Palästina, die viele Passagiere nicht überlebten. Da ist…