Wie sicher können wir uns unserer Erinnerungen sein? Was machen wir uns vor? Was haben wir uns aus Erzählungen zusammengereimt? Auch darum geht es im Debüt von Sarah Easter Collins. Schon der Titel „So ist das nie passiert“ warnt davor, dem, was hier berichtet wird, blind zu vertrauen. Schließlich könnte alles auch ganz anders gewesen sein. Die verschwundene Schwester Klar ist, dass Willas kleine Schwester Laika mit 13 Jahren spurlos verschwunden ist und dieser Verlust Willa ein Leben lang begleitet. Im Internat lernt sie Robyn kennen, die ihr eine verständnis- und liebevolle Freundin wird. Aber auch ihr kann sie nicht alles erzählen, was sie bedrückt. Von der kleinen Schwester, die so ganz anders war als sie selbst: wild und respektlos. Vom autoritären Vater, der nicht nur Laika disziplinieren will sondern die ganze Familie. Verschiedene Leben Es gibt viele Vermutungen nach dem Verschwinden Laikas – auch der Vater gerät in Verdacht. Als „niederträchtig“, ja „tollwütig“ empfindet Willa die Medien, die nach Laikas Verschwinden das Haus belagern. Die Vergangenheit lässt sie nicht los, sie sucht ihre Schwester in aller Welt – vergeblich. So vergehen die Jahre. Robyn ist inzwischen mit Cat verheiratet, die Frauen haben zwei Kinder. Und Willa hat einen Verlobten,…
Davor haben viele Eltern Angst: Dass sie ihre eigenen Kinder nicht mehr verstehen. Aber auch davor, dass die Welt für diese Kinder unerträglich wird. Amelie Fried kennt diese Ängste. In ihrem Roman „Der längste Sommer ihres Lebens“ schreibt sie auch über einen Mutter-Tochter-Konflikt im Zeichen des Klimawandels. Die Karriere im Blick Vordergründig geht es um die Karriere der Unternehmerin Claudia. Die Chefin eines traditionsreichen Autohauses in einer Kleinstadt engagiert sich auch politisch und will Bürgermeisterin werden. Um dafür genug Zeit zu haben, schlägt sie ihren Mann Martin als Geschäftsführer vor – gegen den Willen ihrer Mutter Marianne, die sich immer wieder in die Belange des Autohauses einmischt. Ihre Kinder, denkt Claudia, sind groß genug, um nicht mehr ihre volle Aufmerksamkeit zu benötigen. Familiäre Konflikte Der Sohn Julian ist mit seinen 15 Jahren zwar noch in der Pubertät und gerne aufsässig. Aber Tochter Anouk hat bisher alle Erwartungen er- wenn nicht sogar übererfüllt. Doch dann begehrt Anouk gegen den Familienalltag auf, schmeißt die Schule vor dem Abitur und zieht zu ihrem neuen Freund, dem charismatischen aber undurchsichtigen Joshua. Claudia versteht die Welt nicht mehr. Auch sie und Martin entfremden sich einander immer mehr. Das führt soweit, dass Martin zu einem Freund…
Nein, diese 20 Erzählungen, die der inzwischen in Berlin lebende russische Schriftsteller Dmitry Glukhovsky in dem Buch „Geschichten aus der Heimat“ zusammengefasst hat, sind keine Science Fiction wie sein Bestseller „Metro 2033“. In diesen Geschichten versucht Glukhovsky , sich darüber klar zu werden, was mit Russland passiert ist. Es sind Geschichten aus der russischen Realität noch vor dem Ukraine-Krieg, Geschichten über Menschen, die Teil eines menschenverachtenden Systems sind, das jede Vorstellungskraft sprengt. Ohne Skrupel In „Alles hat seinen Preis“ verfängt sich ein tadschikischer Gastarbeiter in einem skrupellos gesponnenem Organ-Handelsnetz. In „Sibirische Weisheit“ plagt sich ein Minister in der Mitte des Lebens mit Zukunftsängsten herum, weil er das beste Leben und die größte Machtfülle schon genossen hat. In „Die wichtigste Nachricht“ versucht ein junger Journalist vergeblich, gegen die alles erdrückende Präsidenten-Präsens durchzudringen. Im Rausch des Geldes In „Utopia“ scheitert ein selbstbewusster russischer Oligarch daran, seinen Traum von Paris zu verwirklichen, weil er sich in Frankreich so benimmt wie er es von Russland gewohnt ist: „‚Folgendes, Chef!“ wandte sich Iwan Nikolajewitsch an den Geschäftsfürher, der geradezu unschicklich braun gebrannt war, und steckte ihm einen Fünfhunderter in die Brusttasche. „Besorg uns einen guten Platz, damit ich die Glocken der Weiber gut sehen kann….