Psychogramm einer Ehe
Rezensionen , Romane / 13. Februar 2025

„Es geht mir gut“, sagt Kathleen zu ihrem Mann Virgil, als er sich mit den Söhnen bereit zum Kirchgang macht. So harmlos fängt das an, was die Familie an den Abgrund führen wird. Knappe 160 Seiten braucht Jessica Anthony, um eine Ehe zu dekonstruieren. Weibliche Selbstversicherung „Es geht mir gut“ ist auch der Titel dieses Romans über einen verblüffenden Akt weiblicher Selbstversicherung. Kathleen und Virgil leben in einer scheinbar glücklichen Partnerschaft. Wie die meisten Frauen in ihrer Umgebung hat Kathleen sich ihrem Mann untergeordnet, hat ihre sportliche Laufbahn beendet, sich der Familie gewidmet. Auch die frühere Liebelei mit dem Kommilitonen Billy hat sie verdrängt, um mit dem „unkomplizierten“ Virgil eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Doch so recht hat das nie geklappt. Frust in der Ehe Wohl auch nicht für Virgil, der sich für den Frust in der Ehe mit zahlreichen Seitensprüngen entschädigt, während Kathleen mit Billy an die alten Zeiten anknüpft: „Keiner von beiden machte eine Bemerkung zu ihrer Heirat, aber beide saßen da und wussten, dass sie schlicht und einfach nichts bedeutete.“ Katastrophales Fazit All das wird Kathleen an jenem Sonntag klar, an dem sie sich weigert, mit in die Kirche zu gehen. Statt dessen fühlt sie sich magisch angezogen…