Es ist eine für uns fremde Welt, die uns Haneen Al-Sayegh in ihrem Roman „Das unsichtbare Band“ vor Augen führt. Die hermetisch abgeschlossene Welt der Drusen, eine patriarchalisch orientierte Religionsgemeinschaft, die aus einer Abspaltung der ismailitischen Schia entstand. Hier wächst die ehrgeizige Ich-Erzählerin Amal auf, die sich durch Bildung von den Fesseln ihrer Familie und den archaischen Traditionen befreien will. Das Schicksal der Mutter Dass Mädchen und Frauen keine Rechte haben, will sie nicht akzeptieren. Auf keinen Fall will sie werden wie die Mutter, die sich tagtäglich für Mann und Kinder abrackert und sich dabei längst abhanden gekommen ist. Immerhin: Mit dem Backen von Brot verdient sie ihr eigenes Geld, das sie in den Schulbesuch ihrer Töchter investiert. Flucht in die Ehe Um dem strenggläubigen Elternhaus zu entkommen, heiratet Amal mit 15 den wohlhabenden Drusen Salem und zieht mit ihm in seine Villa. Kalt und leer erscheint ihr der ganze Luxus, mit dem ihr ungeliebter Mann sie umgibt. Aber sie kann ihm die Zusage abringen, ihren Schulabschluss machen zu dürfen und später sogar zu studieren. Um das zu erreichen, muss sie immer wieder auf die Wünsche ihres Mannes eingehen. Und obwohl sie nicht Mutter werden will, bringt sie für Salem…