Reisen mit Erinnerungswert
Reisebücher , Rezensionen / 23. Mai 2022

Sehenswürdigkeiten abklappern. Das war einmal. Vor allem junge Leute wollen im Urlaub etwas erleben, das sagen alle Studien. Der Michael Müller Verlag hat auf dieses Bedürfnis reagiert und lädt in seiner neuen, originell aufgemachten Reisebuch-Reihe dazu ein, das Urlaubsziel über besondere Erlebnisse kennenzulernen. Ob Inselabenteuer oder Stadterlebnis, selbst in so bekannten Zielen wie Mallorca oder dem Berliner Umland finden die Autoren noch Unentdecktes. Abenteuer im Abseits Die Drachenhöhlen oder Palmas Kathedrale habe er links liegen lassen, schreibt Frank Feldmeier im Vorwort zu „Mallorca – Inselabenteuer“. Dafür habe er sich Streetart erklären lassen, sei über ehemalige Eisenbahnstrecken geklettert und Umweltschützern zur Hand gegangen. 33 Abenteuer hat er im Buch aufgeschrieben. Viele günstig zu haben oder gar kostenlos wie die Bänke an der Uferpromenade von Es Carnatge, ideal für „Planespotter“, also zum Beobachten der Flugzeuge. Oder die Töpferroute von Marratxí, wo alles in Handarbeit hergestellt wird. Oder ein Bad am wohl einsamsten Strand der Insel S‘Arenalet d‘Aubarca mitten im Naturschutzgebiet und nur mit einem zehn Kilometer langen Fußmarsch zu erreichen. Am Ende nimmt Feldmeier die Lesenden mit auf seine nicht immer ganz einfache Suche nach dem Mittelpunkt Mallorcas. Das Buch ist in Regionen eingeteilt. Zu jeder Region gibt‘s eine Karte und am…

Grüner wird’s nimmer
Rezensionen / 1. April 2021

Ein Garten macht angeblich glücklich.  Zumindest glauben das Großstädter wie Sebastian Lehmann, den es auf dem schönen Freiburg nach Berlin verschlagen hat. Reisen ist derzeit gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Kein Wunder, dass Schrebergärten gefragt sind wie selten zuvor – auch in Berlin. Sebastian Lehmann und seine Freundin hätten auch gern so eine stadtnahe grüne Lunge gehabt, aber die war kaum zu bekommen. Der Wilde Westen von Brandenburg Also führt sie die Flucht aufs Land weiter raus ins Grüne, bis nach Brandenburg, „das ein wenig so aussieht wie der Wilde Westen“. Hier finden die beiden Wahl-Berliner, die  der süddeutschen „Kleinstadt-Spießigkeit“ in die Party-Hauptstadt entflohen waren, eine Datsche mit Gartengrundstück an einem See: Auslauf in der Natur, wie ihn der „Kleinkünstler, der Kleingärtner werden will“ erträumte. Doch so ein Garten will gepflegt, so eine Datsche saniert werden. Das Pärchen landet  ziemlich schnell auf dem harten Boden der Realität und muss  erkennen: „Jahreszeiten, die in der Stadt Kulisse sind, erfährt man im Garten am eigenen Leib.“ Noch dazu die Wetterunbilden. Regengüsse und Trockenheit machen den „Mein-Schöner-Garten-Ambitionen“ der Freundin immer wieder den Garaus, und der Kleingärtner fühlt sich immer mehr wie Sisyphos –  nur nicht glücklich. Zwischen Witz und Melancholie Sebastian Lehmann…