„Kann man mit 50 Euro pro Tag die Metropolen dieser Welt erfahren?“ Diese Frage, die sich angesichts der weltweiten Preissteigerungen immer drängender stellt, versucht dieses Polyglott-Buch zu beantworten. Allerdings klärt Christoph Drösser schon im Vorwort darüber auf, dass in der Summe die Übernachtungskosten nicht einbezogen sind. Die 50 Euro beziehen sich also auf den Urlaubstag – vom Morgenkaffee bis zum Absacker am Abend. Dabei ist die ganze Kalkulation natürlich auch abhängig vom Wechselkurs des Euro, der derzeit gegenüber dem Dollar im Sinkflug ist. Tipps von Insidern Die Vorschläge im knapp 290 Seiten dicken Buch stammen von Autorinnen und Autoren des Vereins „Weltreporter.net“, die aus aller Welt berichten und schon ein paar Jahre in den Ländern leben, aus denen sie berichten. Sie alle teilen ihre Lieblingsgegenden, die sehr unterschiedlich sind und sich oft zu Fuß oder auch mit dem Rad erkunden lassen. Schlemmertour in Bangkok In Amsterdam klappt das schon für 45,88 Euro inklusive Fahrrad-Miete und bester Aussicht vom schiefen Dach des Nemo. In Bangkok ist bei 47,20 Euro fast schon eine Gourmet-Schlemmertour drin, sogar mit Cocktail und Taxi. In Edinburgh muss man mit 54,10 Euro schon tiefer in die Tasche greifen, kommt dafür aber umsonst ins National Museum of Scotland…
Julia Rothenburg… „findet eine reduzierte, prägnante, musikalische Sprache für die beschädigten Existenzen ihres dritten Romans“ heißt es in der Begründung der Jury für den „Bayern2-Wortspiele-Preis“, den die junge Autorin gerade für „Mond über Beton“ erhalten hat. Im Zentrum des Romans, in dem der Mond eher selten zu sehen ist, steht das „Neue Zentrum Kreuzberg“ (NZK) am Kottbusser Tor in Berlin. Die Bewohner im Blick Der zwölfstöckige Hochhausriegel aus den 1980er Jahren hat auch in letzter Zeit immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Julia Rothenburg hat das zum Anlass genommen, genauer hinzuschauen, wie die Bewohner in dem heruntergekommenen Gebäudekomplex leben. Wie sie mit Säufern, Junkies und Obdachlosen zurecht kommen, die sich rund um den Betonklotz breit gemacht haben. Der Kotti-Kosmos Der Türke Mutlu und seine mutterlosen Söhne, seine schöne aber überforderte Nichte Aylin, die beiden Deutschen Marianne und Günter, Überlebende der Besetzer-Szene, die einsame Witwe Stanca mit ihrem Hund und der verwirrte Obdachlose Ario – sie stehen für den Kotti-Kosmos. Doch über allem thront das Zentrum aus Beton. Riss in der Realität Der Autorin gelingt es auf verblüffende Weise, diesen Beton lebendig werden zu lassen – mit Klagen über die ständige Vernachlässigung und einer späten Rache. So entsteht ein Riss in…
Stadt oder Land? Berlin oder Oderbruch? Ruth oder Jann – wer von beiden hat den besseren Lebensentwurf? Björn Kern porträtiert in seinem Roman „Solikante Solo“ in Zeitsprüngen und aus gegensätzlichen Perspektiven ein Paar am Scheideweg. Die beiden haben eine siebenjährige Tochter, Sisal, sind aber nach größeren Auseinandersetzungen um den Familienwohnsitz getrennt. Doch auch das scheint nicht so recht zu funktionieren. Gestresste Großstadt-Mutter Ruth ist grundsätzlich gestresst – vom Job, vom Kind, von der ganzen Situation. Die Freundin aus unbeschwerten Studienzeiten erweist sich als wenig hilfreich. Denn für die verantwortungsvolle Mutter Ruth sind extravagante Ausgeh-Abende samt Man-Fishing keine Option. Überforderter Teilzeit-Vater Auf der anderen Seite hat sich Jann mit dem Kauf und der Renovierung eines alten Schlosses im abgelegenen Dorf Solikante verhoben. Er war zwar mal erfolgreich als innovativer Brauer, ist aber mit seinem Projekt Pleite gegangen. Nun will er in Solikante wieder etwas aufbauen. Doch das alte Gemäuer überfordert ihn genauso wie die Dorf-Originale, die er anfangs so erfrischend anders gefunden hatte. Schneller als gedacht gerät Jann an seine Grenzen – auch als Teilzeit-Vater. Ein Paar am Scheideweg Björn Kern schneidet in seinem Roman die Erzählungen der gefrusteten Eltern gegeneinander, springt mal vor, mal zurück. Da muss man schon aufpassen,…
Sie sind beide keine Ur-Berliner, aber der Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und der Kolumnist Harald Martenstein leben schon lange in und von Berlin. Schließlich versorgt sie die Stadt immer wieder aufs Neue mit Inspirationen und Irritationen. Ein Großteil davon ist in die 13 Kapitel des gemeinsamen Buches eingeflossen, und die beiden Autoren halten mit ihrem Frust über die deutsche Hauptstadt nicht hinterm Berg: „Nirgendwo sonst in Deutschland sind die Wartezeiten beim Bürgeramt länger, die Schulen maroder, die Baustellen chaotischer, die Verantwortlichkeiten verworrener.“ Der Flughafen, der immer fertiger wurde Die Geschichte mit dem BER, dem Flughafen, der immer fertiger wurde und in diesem Jahr vielleicht sogar wirklich fertig, kennt jede und jeder. Aber die beiden Journalisten haben auch noch ein paar andere Beispiele für Berliner Bauskandale auf Lager, erzählen von korrupten Politikern und betrügerischen Unternehmern, von Tricksereien und Betrug und vom Langmut der Berliner, die sich mit all den Skandalen und Unzulänglichkeiten ihrer Stadt scheinbar abgefunden haben – auch mit den Auswüchsen eines kaum zu bändigenden Tourismus. „Berlin bleibt anders“ behauptet die Stadt, und die Autoren fragen sich, „was ist hier anders? Okay, in Berlin ist der Tiergarten ein Park, der Tierpark ein Zoo und der Zoo ein Bahnhof.“ Berlin ist die…
Es ist ein altes Haus, dem der baldige Abbruch droht. Vor 120 Jahren wurde das Haus in der Utrechter Straße im Berliner Wedding gebaut. In dieser Zeit hat es viel erlebt, und davon berichtet es gleich zu Anfang des neuen Romans von Regina Scheer „Gott wohnt im Wedding“. Auch in mehreren Zwischenkapiteln kommt das Haus zu Wort, liefert sozusagen eine Gesamtschau der Schicksale, deren verästelte Lebenslinien Regina Scheer nachzeichnet. Das Haus verbindet die alten und die neuen Schicksale Da ist Leo Lehmann, der mit seiner Enkelin Nira aus Israel gekommen ist, um das Erbe seiner Familie zu regeln, und der zufällig das Haus wieder entdeckt, das schicksalhaft mit seinem Überleben verbunden war. Und da ist die alte Gertrud, die im Haus geboren wurde und die dem jungen Leo und seinem Freund Manfred beim Untertauchen half – und aufflog. Mit Manfred starb die Liebe ihres Lebens. Gertrud soll ausziehen wie alle anderen im Haus, das ein Investor gekauft hat und „entmieten“ will. Hätte sie nicht Laila, die kluge und hilfsbereite Sintiza, oder Stephan, den Studenten aus der WG, wäre sie ganz vereinsamt. Aber das Haus verbindet die alten und die neuen Schicksale, die Juden und die Sintis, die Jungen und die Alten….