Für Blandine Pluchet sind die Berge „die letzten unberührten Inseln in unseren modernen Gesellschaften“. In ihrem Buch lädt sie die Lesenden zu einer Wanderung ein, bei der es um nicht weniger als um die Entdeckung der Weltgesetze geht. Die studierte Physikerin sieht die Berge nicht nur dort, wo man sie erwartet. Sie entdeckt Spuren verschwundener Gipfel auch in ganz unspektakulären Landschaften. Und dann sind die Berge für sie auch ein Fenster zum Kosmos. Versuchslabor für Wetterphänomene Zur Höhenforschung – die Berge funktionieren oft als Frühwarnsystem für Klimaveränderungen – geht es ins Schneefernerhaus auf der Zugspitze, wo ähnliche klimatische Verhältnisse herrschen wie in der Arktis und die Luft klar ist, frei von Feuchtigkeit und Staub. Hier bekomme man einen anderen Blick auf die Welt, sagt einer der Forscher. Seine Besucherin lernt, dass das Gebirge ein „regelrechtes Versuchslabor für Wetterphänomene“ ist, wo sich sämtliche Wolkenformen beobachten lassen. Das Gebirge leidet Der größere Wasserdampfgehalt der Atmosphäre, erfährt Blandine Pluchet, führt nicht nur dazu, dass sich mehr Wolken bilden, er erhöht auch die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse. Und das Abschmelzen der Gletscher hat nicht nur für die Bergwelt katastrophale Folgen. Denn die alpinen Gletscher sind auch ein europäisches Wasserreservoir und die Gebirge die Hüter des…
Peter Habeler ist nicht so bekannt wie sein Partner am Mount Everest, Reinhold Messner. Auch nicht so präsent in den Medien. Aber Peter Habeler gehört zu den ganz Großen in der Bergsteiger-Geschichte. Nun wird der Zillertaler 80. Und zu dem Anlass gibt es ein Buch über sein Leben, das auch viele seiner Freunde und Förderer mit einbezieht: „Mein nächster Berg“, erzählt von Marlies Czerney, ist mit den vielen privaten Bildern eine Einladung an die Lesenden, hinter die Fassade der Berg-Berühmtheit zu blicken. Herausforderung Kangchendzönga Da erfährt man auch, dass für den eher bescheiden auftretenden Bergführer und Skilehrer Peter Habeler nicht die Pioniertat am Everest der Höhepunkt seiner Bergsteiger-Vita war, sondern „der Kantsch“. Den 8586 Meter hohen Kangchendzönga hat er 1988 ohne Flaschensauerstoff über die Nordwand bestiegen – in der besten körperlichen Verfassung seines Lebens, wie er sich erinnert. Acht Jahre zuvor hatte er zusammen mit Reinhold Messner den höchsten Berg der Welt ohne Sauerstoff bezwungen. Die schrecklichen Zwillinge Damals galten die beiden als die „terrible twins“, die schrecklichen Zwillinge. Doch die Wege der ziemlich ungleichen Zwillinge trennten sich schon bald. Andere Seilpartner und Freunde traten ins Leben des Zillertalers, bekannte Namen wie der Amerikaner Doug Scott oder der allzu jung…
Andreas Lesti liebt die Berge – und die Literatur. Und so hat sich der in Augsburg geborene und in Berlin lebende Journalist und Autor auf den Weg gemacht, in der Schweiz den Zauber zu erforschen, den die Berge dort auf Künstler und Literaten ausübten. Sein Buch „Zauberberge“, zauberhaft aufgemacht mit einem Leineneinband und alten Fotografien vor jedem Kapitel, folgt den Spuren deutscher Dichter und Denker in der Schweiz. Ein Berg an Büchern Lesti hatte sich im ersten Jahr der Pandemie aufgemacht und musste aufgeben. Im Sommer kehrte er zurück. Als erstes stand Davos auf dem Reiseplan. Davos, natürlich, Schauplatz von Thomas Manns „Zauberberg“. Der Roman über einen jungen Mann, „der sieben Jahre nicht mehr wegkam aus den Schweizer Bergen“. So lange hält es Andreas Lesti nicht in der Gebirgsstadt, obwohl er einen ganzen Berg Lektüre dabei hat – neben Thomas Manns Zauberberg auch den weitgehend unbekannte „Zauberlehrling“ von Erich Kästner, Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ oder Theodor Adornos „Minima Moralia“. Das Schicksal der Villa Stein Er wird also viel lesen auf dieser Reise – und sich verzaubern lassen. Die Spurensuche führt ihn in Davos von der Schatzalp zum Waldhotel und ins Medizinische Museum, wo er versucht, dem morbiden Kult um die…
Der Klimawandel war das beherrschende Thema in Glasgow. Die Welt grabe sich ihr eigenes Grab, warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf dem Klimagipfel. Tatsächlich sind wir noch weit davon entfernt, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. Die von der Eiszeit geformten Alpen sind ein Gradmesser des Klimawandels. Das Buch „Die Alpen im Fieber“ will deutlich machen, wie dringlich Gegensteuern ist. Andreas Jäger bemüht sich dabei auch, die menschliche Beteiligung an der gefährlichen Erderwärmung zu erklären und kommt zu dem Schluss: „Wir sind am Drücker, ob es uns gefällt oder nicht“. Zurück in die Geschichte Um klar zu machen, wie es so weit kommen konnte, geht es zunächst zurück in die Geschichte bis hinein in die Eiszeit, denn „Wir wollen die Vergangenheit der Alpen verstehen, um die Zukunft aktiv zu gestalten“. Helfen können dabei auch fossile Bäume als „unschätzbares Klimaarchiv“ – und natürlich Gletscher. Sie haben die Alpenlandschaft geschliffen, die Bergseen geformt und für fruchtbare Lössböden gesorgt. Das Wasserschloss Europas Anschauliche Graphiken unterstützen den Ausflug in die Eiszeit und ins Holozän und verdeutlichen die explosive Entwicklung seit der Sesshaftwerdung. Weil die Alpen durch Regen und Schnee wasserreich sind, gelten sie heute als „Wasserschloss“ Europas; über Rhein, Donau und Po versorgen sie auch…
Kurz nach der Tragödie am Nanga Parbat, wo Messners Bruder Günther starb, ist das Büchlein „Zurück in die Berge“ erschienen. In der Corona-Zeit hat Reinhold Messner es aktualisiert, auch weil „der alpine Naturraum als hervorragende Möglichkeit gesehen wurde, ‚Abstand‘ zu halten“. Für den mittlerweile 77-Jährigen eine Gelegenheit mehr, sein Bergsteigerleben zu rechtfertigen und mehr Achtsamkeit in den Bergen zu fordern. Lebenskraft aus den Bergen Sein Lebenselixier Bergwandern, davon ist Reinhold Messner überzeugt, „ist für die Gemeinschaft von sozialem Wert“. „Es gibt die Lebenskraft, die uns aufrechthält zwischen den Papierbergen der Asphaltstädte.“ Im Gebirge könnten gestresste Stadtmenschen wieder zu sich selber finden, eins werden mit der Natur – einfach beim Steigen. Dafür brauche es keine große Technik, keine Bohrhaken, keinen Eingriff in die Natur: „Mensch bin ich dort, wo die Landschaft ist wie sie immer war.“ Spuren der alpinen Geschichte Das Büchlein nimmt Bergfreunde mit auf so manche Tour und lässt sie teilhaben an den Gefühlen und Gedanken des Bergsteigers Reinhold Messner, der sich auch zum eigenen Scheitern bekennt. Auf seinem langen Lebensweg hat er sich auch der alpinen Geschichte angenommen und daraus gelernt. „Es fasziniert mich, auf den Spuren der alpinen Geschichte bergzusteigen, kann ich doch bei jeder Wiederholung das…
„Das ist doch der Gipfel“ hat Andreas Lesti seine „Geschichten von den Bergen der Welt“ überschreiben. Von Mutmenschen und Pionieren handelt diese Essay-Sammlung und auch davon, „wie aus dem ehemaligen Schreckensort Alpen ein Sehnsuchtsort wurde“. Der Alpinist und Autor Andreas Lesti hat manche der geschilderten Routen selbst begangen und mit einigen der Porträtierten gesprochen. Aus seiner Faszination für die Welt der Berge und die „Helden der Vergangenheit“ macht er kein Hehl. An 15 Porträts und Geschichten hangele sich das Buch durch Zeit und Raum, schreibt er im Vorwort. Es lohnt sich, jede einzelne zu lesen – und dazu auch Rekordsammlung hinter den einzelnen Kapiteln. Denn Andreas Lesti ist ein ebenso versierter Kenner der Alpingeschichte wie ein guter Erzähler. Der Dichterfürst auf der Furka Da erfährt man etwa, dass Belsazar Hacquet 1785 von einem Bergsteiger erwartete, er müsse „in allen Fällen beherzt seyn und keine Furcht vor hohen, noch gähen Abstürzen haben“. Oder dass Deutschlands Dichterfürst 1779 auf der Furka Kälte und Eis erlebte und später die Bergkletterei als etwas Barbarische verurteilte. Man liest mit Interesse, dass Alexander von Humboldt, der eher als Universalgelehrter denn als Alpinist bekannt ist, 1802 am Chimborazo einen Höhenrekord aufgestellt hat. Und man wundert sich über…