Er wollte nie viel von sich preisgeben. Auch weil er nicht mit der Familie von Schirach und deren Verstrickungen in der NS-Zeit in Verbindung gebracht werden wollte, hat er sich hinter einem selbst gewählten Namen versteckt: Benedict Wells. Doch in dem Buch „Die Geschichten in uns“, das er seinem Vater gewidmet hat, lässt der immer noch jugendlich wirkende Erfolgsautor die Lesenden teilhaben an seinem Leben und Schreiben. Inspiration von Stephen King Die Gedanken und Sätze dieses Buches kamen ihm fast mühelos, schreibt Benedikt Wells im Vorwort. Es ist kein Roman geworden, sondern eine Art Werkstattbericht. Inspiriert dazu hat ihn Stephen King mit seinem Buch „On Writing“ (Über das Schreiben). Und wie sein Vorbild schreibt Wells auch über sich selbst, denn ohne den Jungen, der er war „und sein Aufwachsen kann ich nicht von meinem Schreiben erzählen“. Schwierige Kindheit Und dieses Aufwachsen ist alles andere als einfach. Die Mutter manisch-depressiv, der Vater insolvent. Das staatlich-katholische Grundschulheim empfindet der sensible Junge als eine Zauberwelt weit weg vom Problem behafteten Zuhause. Dass es mit den Eltern auch glückliche Momente gab, will er nicht verhehlen. „Ihre Liebe trotz aller Probleme und der Zugang zur Literatur gehören zu den größten Privilegien meines Lebens.“ Schon mit…
Als literarisches Wunderkind wurde Benedict Wells (Foto: Roger Eberhard) gepriesen, als er mit Anfang 20 den Roman „Becks letzter Sommer“ veröffentlicht hatte – in seinem Wunschverlag Diogenes, dem er bis heute treu geblieben ist. Inzwischen ist der Name Benedict Wells fast schon Garant für Bestseller. Auch der jüngste Roman „Hard Land“ eroberte im Nu Platz 1 auf der Spiegel-Bestsellerliste. Immer wieder gelingen dem jugendlich wirkenden Deutsch-Schweizer, Jahrgang 1984, Bücher, die Kritiker als „Meisterstück“ bezeichnen und nach deren Lektüre nicht nur Fans behaupten, dass dieser Autor „schreiben kann“. Anfangs nur Absagen Eine Genugtuung für Wells, der mit anderen erfolgreichen Schriftstellern die Erfahrung teilt, am Anfang nur Absagen kassiert zu haben. Nach Schuljahren, die er ab dem Alter von sechs Jahren vorwiegend in Internaten verbracht hatte, und dem Abitur, entschied er sich fürs Schreiben und zog von München nach Berlin, in ein „fabelhaft schäbiges Einzimmer-Appartement“ – voller Erwartung auf ein Schriftsteller-Leben. „Tagsüber jobbte ich, nachts saß ich gespannt vor einem weißen Blatt und versuchte, es mit Leben zu füllen.“ Lieblingsautoren als Lehrer Seine Lehrer waren Lieblingsautoren wie Steinbeck, Nabokov, Tolstoi, Marc Twain aber auch Otfried Preußler mit Krabat und Stephen King mit „Das Leben und das Schreiben“. Vor allem aber John Irving,…
Fünf Jahre hat Benedict Wells an Hard Land geschrieben, war dafür einige Monate lang in den USA unterwegs und hat „wirklich jeden einzelnen Coming-of-Age-Film der 80ʼs geschaut“. „Ich habe für dieses Buch alles gegeben, was ich konnte, sagt der Autor über sein Buch. „Und ehrlich gesagt habe ich gerade diese Geschichte, diese Figuren, diesen Ort und dieses coming of age Genre so geliebt wie fast nichts bisher beim Schreiben.“ Der erste Satz sagt alles Filme und Musik spielen auch in diesem Roman, der ein Jahr im Leben des jungen Sam erzählt, eine wichtige Rolle – und Zitate. „In diesem Sommer verliebte ich mich und meine Mutter starb“ lautet der erste Satz, eine Variation von Charles Simmons‘ erstem Satz in „Salzwasser“: „Im Sommer 1963 verliebte ich mich und mein Vater ertrank“. Und dieser Satz umschreibt eigentlich schon alles, was Sam in diesem Jahr 1984/85 zustößt. Vom Außenseiter zum Insider 16 Jahre ist er alt, ein scheuer Knabe noch, einsam, ängstlich, unerfahren. Ein Einzelgänger ohne Freunde, der Angst davor hat, seine geliebte Mutter zu verlieren. Denn Sams Mom hat Krebs und wird wohl daran sterben. Diese Gewissheit überschattet sein Leben, bis er als Aushilfe im Kino neue Freunde kennenlernt, die älter sind,…