Die Faszination der Dolomiten
Reisebücher , Rezensionen / 25. Juli 2023

Die Dolomiten gelten nicht nur dem Südtiroler Reinhold Messner als die schönsten Berge der Welt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden die bleichen Berge von Geologen und Mineralogen vermessen und erforscht, von Bergsteigern und Bergsteigerinnen bestiegen und erklettert, von Schriftstellern und Reise-Autorinnen beschrieben, von Malern und Fotografen abgebildet. Ingrid Runggaldier hat in dem dicken Buch „Gezahnt wie der Kiefer eines Alligators“ Zitate berühmter und weniger berühmter Dolomiten-Reisender versammelt und nimmt die Lesenden mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Dolomiten-Erschließung. Bergsteiger und Schriftsteller Dabei begegnen sie nicht nur dem Namensgeber Déodat Guy Sylvain Trancrède Gratet de Dolomieu oder berühmten Bergsteigern wie Paul Preuss, sondern auch Schriftstellern wie Arthur Schnitzler, Robert Musil oder Ernest Hemingway. Vor allem aber treffen sie unternehmungslustige Frauen wie die Britin Amelia Edwards, die ihre Erlebnisse in einem Buch über Wege in den Dolomiten beschrieb. Mutige Gipfelstürmerinnern Diese oft vernachlässigten „Lady travellers“ holt Ingrid Runggaldier aus ihrem Schattendasein. Und so liest man staunend, wie mutig sich schon vor 150 Jahren Frauen den Strapazen von Bergüberquerungen stellten – aus eigener Kraft, wie die Pionierin Jeanne Immink betonte: „Da weibliche Berggymnasten nach einer schwierigen Tour leider nur zu oft verleumdet werden, so möchte ich bemerken, dass ich an…

Mit Max Frisch auf der Baustelle
Rezensionen / 12. September 2019

Rainer Moritz weiß,  dass Schriftsteller aus ihrer Umgebung – dem Umfeld, den Mitmenschen – schöpfen , auch wenn es lange verpönt war, darüber zu reden. Nun hat der versierte Literaturkritiker und -Liebhaber  einen ebenso schönen wie lesenswerten Bildband zur Verortung von Literatur veröffentlicht. „Zum See ging man zu Fuß – Wo die Dichter wohnen“ lädt dazu ein, bekannte Schriftsteller wie Kafka und Hauptmann, Thomas Mann und Anna Seghers, Hesse und Schnitzler in ihrem Lebensumfeld kennen zu lernen und zugleich die Orte neu zu entdecken. Das Ortsbild von Travemünde Moritz ist ein wacher Beobachter, der in der Geschichte Bescheid weiß, aber auch die Realität der Gegenwart im Auge behält. So weist er bei Thomas Mann nicht nur darauf hin, dass das Buddenbrookhaus erweitert wird und mit zeitgeistigen Inszenierungen aufwarten soll, er spart auch nicht mit Kritik an den Errungenschaften der Moderne wie in Travemünde: „Kaum woanders ist es geglückt, mit einem einzigen Neubau ein Ortsbild so nachhaltig zu beschädigen.“ SUVs und Selfiestangen Der Autor registriert die SUVs vor dem Wohnhaus Schnitzlers in der Wiener Sternwartstraße und die Warteschlangen vor dem Kaffeehaus Central, die Besuchermassen in Prag und die „hochgereckten Selfie Stangen im Goldenen Gässchen“, auch die Touristen beim Tätscheln der Pessoa-Statue…