„Morning has broken“ – der Titel des neuen Buches von Andreas Altmann über Leben, Reisen, Schreiben nimmt den Cat-Stevens-Hit zum Motto. Altmann, der unermüdlich Reisende und Schreibende kann sich sicher mit der Zeile identifizieren: Mine is the sunlight, mine is the morning (mein ist das Sonnenlicht, mein ist der Morgen), eher weniger mit dem Lobpreis Gottes. Denn, obwohl auch Andreas Altmann altersmilde geworden ist und das „moralisch Hochgerüstete“ ihn verlasen hat, mit dem lieben Gott hat er seine liebe Not. Leben und Schreiben Sein Buch ist aber eine Hymne auf das Leben, das für ihn gleichzusetzen ist mit „Erleben“. Und ein Lob des Schreibens, das ihm dieses Erleben erst ermöglicht: „Mein Hauptwohnsitz ist die deutsche Sprache, nebenbei wohne ich in Paris.“ Es ist ein ehrliches Buch geworden ohne Selbstüberhöhung, auch ohne allzu große Selbstentblößung. Ein Buch über die Schönheit der Sprache: „Ich genieße die kleinen Siege der Poesie. Nie wird sie Berge versetzen, aber mit nichts als ein paar Worten Nähe und Wärme zwischen zwei Fremden zaubern.“ Über das Reisen Natürlich ist es auch ein Buch über das Reisen, wobei Andreas Altmann auch dabei Grenzen setzt: „Ich misstraue allen, die rastlos abwesend sind, ich kann das nicht. Ich muss zwischendurch…
Andreas Altmann hat viel erlebt in seinem Leben – und viel geschrieben. Wunderbare Reportagen aus aller Welt, kritisch, lebensprall. Denn dieser Reporter war immer mit vollem Einsatz unterwegs – und mit offenen Augen und einem offenen Herzen. Das zeigt die Reportagen-Sammlung „Bloßes Leben“, in der Altmann noch einmal vorführt, wofür er gelobt und bewundert wurde. Der Titel „Bloßes Leben“ verweist auf die Endlichkeit aller materiellen Güter, auf das Existentielle. Vergangene Zeiten Und sollte doch auch zeigen, dass viel Zeit über manche dieser Reportagen hinweg gegangen ist. Längst hat sich die Volksrepublik das aufmüpfige Hongkong radikal einverleibt, hat so mancher Held der Reportagen das Zeitliche gesegnet. Und doch lohnt sich die Lektüre, denn Andreas Altmann versteht es wie nur wenige, die Lesenden hineinzusaugen in seine Abenteuer, sie unmittelbar mit seinen Erlebnissen zu konfrontieren. Mittendrin im Reporterleben Da findet man sich mitten in der lebensgefährlichen Wallfahrt zum Penis aus Eis im Himalaya oder taucht ein in eine von Kairos „Städte der Toten“, einem Friedhof, der dabei hilft, „etwas vom Leben und Sterben der Menschen“ zu lernen. Dieser Reporter muss nichts erfinden, um spannende Reportagen zu schreiben. Seine Neugier treibt ihn an, er schreckt vor nichts zurück, nicht vor Krankheit, schon gar nicht…
„Weltwach zu reisen bedeutet nicht, Meilen zu zählen, Passstempel zu sammeln oder Fotoalben zu füllen. Es geht darum, die Augen neuen Orten, das Herz neuen Kulturen und den Geist neuen Denkweisen zu öffnen.“ Erik Lorenz hat sich diesem „Weltwachsein“ verschrieben, dazu nicht nur ein Online-Magazin und einen Podcast gegründet, sondern auch ein Buch mit dem Titel Weltwach geschrieben. Erzählungen vom Reisen Darin erzählt er viel von seinen eigenen Reisen und Abenteuern: Von dem Erlebnis als Jugendlicher auf einer Farm in Australien, vom Abenteuer mit Freunden und Motorrädern im Himalaja, von einer Reise durch den Iran oder vom riskanten Wagnis am Vulkan Mount Mayon. Die Lehren der Podcast-Gäste Dazwischen lässt er seine Podcast-Gäste zu Wort kommen, allesamt bekannte Aussteiger, Abenteurer und Grenzgänger wie Reinhold Messner oder Rüdiger Nehberg, die Weitwanderin Christine Thürmer oder den Wüstengänger Bruno Baumann, den Reise-Anarcho Andreas Altmann oder Weltensammler Ilja Trojanow aber auch den Erfinder der Mikroabenteuer Christo Foerster. Und in jedem Kapitel zieht Lorenz aus den Reise-Erfahrungen eine Lebenslektion. Nicht zur Nachahmung empfohlen Es geht um Rücksichtnahme auf fremde Kulturen, um Nachhaltigkeit beim Reisen, um die richtige Selbsteinschätzung. Aber nicht alles, was Lorenz gewagt hat, eignet sich zur Nachahmung. Ohne Fahr- und Ortskenntnisse mit dem Motorrad…
Was kann Heimat für einen Weltreisenden wie Andreas Altmann sein? Ein paar Erklärungsversuche des Autors: „Mein Hauptwohnsitz ist die deutsche Sprache, nebenbei wohne ich in Paris.“ „Sprache als Heimat, gefährliche Heimat, allerschönste Heimat.“ „Freunde sind Heimat.“ „Heimat ist ein wunderschönes Wort. Wie warm es schwingt.“ „Selbstverständlich ist eine Frau Heimat.“ „So eine spirituelle Heimat (im Zen-Kloster) gefiel mir, sie war unsentimental und melancholisch, frei von Vergötzung.“ „Mein Körper, meine Heimat.“ „Der Mensch braucht Menschen als Heimat.“ Ein schwieriger Begriff Man sieht, selbst ein redegewandter Globetrotter wie Altmann tut sich nicht leicht mit dem Begriff, auch wenn er so schön warm schwingt. Und doch ist der Autor überzeugt davon, dass er der Richtige für diese „Gebrauchsanweisung für Heimat“ ist: „Dass dieses Buch ein Heimatloser schreibt, ist eine gute Idee. Sagen wir, er hat seine ‚natürliche‘ Heimat verloren, nein, er hat sie verlassen. Im Laufschritt, fluchend, unter Tränen der Freude, unter Tränen frisch bezogener Prügel.“ Typischer Altmann- Sound Sein Geburtsort Altötting ist für Altmann alles andere als Heimat, dieser bayerische Wallfahrtsort ist für ihn Erinnerung an die Schrecken seiner Kindheit in einem bigotten Elternhaus. Also musste er sich eine andere Heimat suchen, und er fand sie in der Welt. Darüber schreibt er…
402 Nächte, 119 Schlafplätze in 13 Ländern und auf vier Kontinenten: Der österreichische Fernsehjournalist Jakob Horvat hat es sich nicht leicht gemacht beim Entdecken der Welt, und er hat zwischendurch auch mit seiner Idee gehadert, allein und ohne großen Komfort unterwegs zu sein. Am Ende seiner langen Reise „rein ins Leben“ ist er aber überzeugt davon, dass ihm zwar viel erspart geblieben wäre, wenn er sich nicht „raus aus der Komfortzone“ begeben hätte, dass er aber vor allem viel versäumt hätte. Und davon berichtet er in dem Buch Weltnah. Offene Türen nach holprigem Start Alles fing mit der Idee des norwegischen Freundes Martin an, einmal um die Welt zu reisen ohne zu fliegen, also meist per Anhalter. Zwar ist der Start in Wien etwas holprig, aber auch da tun sich neue Türen auf. „Du bekommst nicht viele Möglichkeiten im Leben, um deine Zeit so zu verschwenden wie wir das gerade tun,“ stellt Martin fest. Und Zeit verschwenden müssen die beiden noch öfter. Denn zwei trampende Männer haben es nicht leicht, eine Mitfahrgelegenheit zu finden und später dann auch noch ein Boot. Doch sie geben nicht auf und werden belohnt: Mit neuen Bekanntschaften, mit Entdeckungen und einem wachsenden Vertrauen in die…
Nein, eine Wohlfühlausgabe von Mexiko ist Andreas Altmanns Buch „In Mexiko – Reise durch ein hitziges Land“ nicht. Das geht auch nicht, wenn der Autor Altmann heißt. Denn der Reporter wirft sich gerne mitten hinein in die Abgründe der Menschen und der Länder, die er bereist. Und in Mexiko fand Altmann viele Abgründe, die religiösen und die wirtschaftlichen, die kulturellen und die mörderischen. Das Buch geht unter die Haut Ein normales Reisebuch mit der Beschreibung touristischer Hotspots ist nichts für Altmann. Was er kann, ist: genau hinschauen auf das Leben anderer, hinter die Fassaden gucken und „Nähe zum Fremden“ herstellen, wie er im Vorwort schreibt. Es ist wieder mal ein echter Altmann geworden, ein Buch, das unter die Haut geht, denen, die schon mal in Mexiko waren und denen, die das Land nur aus Berichten und Filmen kennen. Altmann nimmt sie alle mit auf seine Reise per Bus, Taxi und Bahn durch ein anarchisches Land, in dem Morde an der Tagesordnung sind. Schwarzer Humor angesichts alltäglicher Gewalt Oft ist der Reporter schockiert von den täglichen Mord-Berichten und -Bildern, manchmal hilft ihm nur schwarzer Humor darüber weg: „Es gibt – entlang des hellen, makellosen Sands – Masssage-Liegen, mit weißen Planen überdacht….
Seine Reisebücher waren immer Ereignisse, denn Andreas Altmann ist ein Autor, der sich und anderen nichts schenkt. Aber auch einer, der um Worte nicht verlegen ist, der sagen kann, was er denkt, weil er die Sprache beherrscht. Nach „Gebrauchsanweisung für die Welt“ hat Altmann sich nun an einer „Gebrauchsanweisung für das Leben“ versucht. Radikale Denkanstösse Natürlich kann auch der Weitgereiste keine Antworten auf existenzielle Fragen geben, aber er kann Denkanstöße liefern. Auch da ist Altmann radikal. Die Aufforderung aus dem Film Creed an einen jungen Boxer „Du sollst nicht fügsam sein, du sollst leben“ könnte auch von ihm stammen. Schließlich ist ihm nichts so verhasst wie Fügsamkeit, Gehorsam, der „Ranz der Routine“ oder auch der „Terror der Ereignislosigkeit“. Nein, ein Rezept fürs Leben hat auch Altmann nicht, er kann nur gelungene Leben präsentieren, kann zeigen, wie lebensmutig so mancher Krüppel ist und wie halbtot so mancher Handy-Sklave. Ringen um ein erfülltes Dasein Manche der erzählten Episoden sind hinreißend in ihrer oft entlarvenden Ehrlichkeit, andere scheinen eher verzichtbar. „Dieses Buch ist kein Reiseführer, dieses Buch soll zum Leben anspornen,“ schreibt Altmann. Aber natürlich spielen auch in diesem Buch seine Reise-Erfahrungen eine Rolle, die Begegnungen mit einem Sterbenden am Ganges, mit Heimatlosen…