Schein und Schatten
Rezensionen , Romane / 27. Februar 2025

Ich mag Joel Dicker, ich mag auch seine komplex aufgebauten, nicht immer logischen aber stets spannenden Romane. Deshalb hatte ich mich auch auf das neue Buch „Ein ungezähmtes Tier“ gefreut. Doch diesmal hat mich der Autor enttäuscht. Der Roman wirkt wie mit heißer Nadel gestrickt. Womöglich liegen die stilistischen Brüche an der Übersetzung. Aber auch den handelnden Personen fehlt die Tiefe, sie bleiben schemenhaft. Figuren, deren Existenz nur dazu dient, dem Autor dabei helfen, die Lesenden in die Irre zu führen. Verwirrende Zeitsprünge Das ist schließlich seine Spezialität. Mit großer Lust arbeitet er in seinen Romanen an einem Labyrinth, aus dem er erst am Ende den Ausweg zeigt. Auch in diesem Roman ist nichts wie es scheint. Was schwarz war, wird weiß und umgekehrt. Grautöne gibt es kaum. In verwirrenden Zeitsprüngen nähert Dicker sich einer Aufklärung, die aufmerksame Leserinnen schon im deutschen Titel finden könnten. Ein Raubüberfall als Leitmotiv Doch der Weg dahin ist noch weit. Auf über 400 Seiten hat der französische Autor reichlich Gelegenheit, falsche Fährten zu legen. Worum es geht? Vordergründig um einen spektakulären Raubüberfall in Genf mit zwei Beteiligten, der im Buch zum Leitmotiv wird. Vor allem aber geht es um zwei Paare, die zufällig über…