Die Alpen sind kein Funpark
Reisebücher , Rezensionen / 27. Juni 2025

Der Gletscherabbruch im Lötschental hat drastisch vor Augen geführt, wie gefährdet und gefährlich unsere Alpen sind. Vielleicht braucht es genau deshalb diesen Alpen-Appell von Georg Bayerle. Der Journalist, Filmemacher und Bergliebhaber führt in seiner Streitschrift drastisch vor Augen, wie massiv die Eingriffe in die Bergnatur sind, um den normalen Tourismusbetrieb zu erhalten. Mehr als Klimawandel Die Alpen gelten als Wasserschloss, sie sind aber auch Natur- und Erholungsraum. Doch nicht nur der Klimawandel bedroht die vielerorts noch vorhandene intakte Bergnatur, auch die Übernutzung durch die Landwirtschaft und den Tourismus macht den Alpen zu schaffen. Bayerle findet dafür erschreckende Beispiele. Grenzen der Bespaßung Rund 80.000 Schneekanonen sind seinen Recherchen nach in Betrieb, um den Skisport auch in Zukunft zu sichern. Doch auch im Sommer droht Ungemach: In Sölden sei der Berg zur „dauerbespielten Plattform der Spaß- und Unterhaltungsindustrie geworden“, ärgert sich der Autor und kritisiert: „Die Nachkommen der Bergbauern haben in zwei Generationen das jahrhundertealte Wertesystem Ihrer Kultur abgeschafft.“ Positive Beispiele Georg Bayerle stellt aber auch klar, dass er keineswegs den Tourismus in den Alpen abschaffen will, auch nicht die Bergbahnen. Aber er mahnt eine vernünftige Begrenzung an. Dazu zitiert er Experten und stellt Lösungsmöglichkeiten sowie positive Beispiele vor. Dem Salzburger Land…

Die Alpen am Abgrund
Rezensionen , Romane / 16. Mai 2025

Mit dem Autor Burkhard Spinnen und dem Kommunikationswissenschaftler Charles Wolkenstein machen sich zwei Oldies – beide sind Jahrgang 1956 – daran, Szenarien einer nahen Zukunft zu entwerfen. „Erdrutsch“ ist der Auftakt einer geplanten Reihe, in der es um politisches Versagen und persönlichen Egoismus ebenso geht wie um Klimawandel, Greenwashing und Overtourismus. Der Vogelmann Schauplatz sind die Alpen, denen der Klimawandel mehr zu schaffen macht als anderen Landschaften. Die Handlung beginnt an einem Steilhang hoch über dem Comer See. Hier trifft Aurelio Campana, wegen seiner bergsteigerischen Abenteuer auch der Tibeter genannt, an einer nur schlecht zugänglichen Stelle auf einen scheinbar verwirrten Mann, der mit den Vögeln redet. Aurelio nimmt sich des „Vogelmanns“ an und bringt ihn mit den Bergrettern in die Casa San Francesco, wo die Mutter Oberin ihn schon bald als Wiedergeburt des Heiligen Franziskus verehrt: „Und Aurelio dämmert, dass ihm da ein Mensch in sein Leben geflogen ist, der ab jetzt womöglich sein Schutzbefohlener sein wird.“ Die Krähenforscherin Als kurz nach diesem Zusammentreffen der Hang in die Tiefe stürzt, ahnt Aurelio einen Zusammenhang. In kurzem Abstand gibt es weitere Erdrutsche, und vieles deutet daraufhin, dass die Vögel davor gewarnt haben. Gigantische Überschwemmungen suchen die Alpenländer heim. Kann der Vogelmann…

Schneeweiße Winterträume
Reisebücher , Rezensionen / 6. Dezember 2023

Powder – für begeisterte Skiläufer und Snowboard-Fahrer ein geradezu magisches Wort. Und magisch sind auch die vielen Fotografien in dem opulenten Bildband „Powder gestalten“. Sie entführen in die Schnee- und Winterparadiese dieser Welt – von den Alpen bis zu den Anden. Spuren im Schnee Es sind fantastische Aufnahmen einer weißen Wunderwelt, in der die Menschlein ganz klein sind in einer grandiosen Natur. Man wundert sich, dass es inmitten von Eis, Schnee und Felsen überhaupt noch menschliche Spuren gibt – parallele Spuren im Steilhang, Spuren auf einem Grat. Grandios und gefährlich. Denn da sind auch überhängende Wächten, da sind Gletscherspalten und Felsabstürze. Muss man da hin? Backcountry-Skiing, also der Wintersport im „Hinterland“, in der Wildnis, ist ein gefährlicher Sport, das schreiben auch die Autorinnen und Autoren dieses Bildbands. Heliskiing und Klimawandel Und oft kommt man in den ersehnten Powder nur dank eines Hubschraubers. Aber ist Heliskiing in Zeiten des Klimawandels noch verantwortbar? Da schreibt zwar Sam Haddad über die Fragilität der Berge und plädiert dafür, die besten Spots mit Muskelkraft zu erobern. Und Rachel Taylor fordert, im Backcountry Verständnis für die Natur zu entwickeln und zu erkennen, „was wirklich wichtig ist im Leben“. Aber ohne Helikopter sind viele dieser abgelegenen Powder-Paradiese…

Vom Schmelzen der Alpengletscher
Rezensionen / 8. Juli 2020

Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasant schmelzen. Das ewige Eis ist endlich geworden. Nach einem Bericht von Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg verloren die Gletscher seit der Jahrtausendwende bis 2014 17 Prozent ihres Eisvolumens. Beim Aletschgletscher im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, sind es in den unteren Lagen mehr als fünf Meter Oberfläche pro Jahr. Das Weltnaturerbe droht dahinzuschmelzen. Und viele kleinere Gletscher sind wohl dem Untergang geweiht. Bilderreise durch die Alpen Der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hat die gefährdete Schönheit der Alpengletscher in vielen beeindruckenden Fotografien festgehalten. Den daraus entstandenen Bildband versteht er als „Hommage“ an die Alpengletscher. Die Wissenschaftlerin Dr. Andrea Fischer, die mit Ritschel die Begeisterung für Berge und Gletscher teilt, begleitet die großartige „Bilderreise durch die Alpen“ mit kundigen Texten, die sowohl von der Entstehung als auch von der Gefährdung der Gletscher erzählen – und von ihrer Bedeutung für die Klimaforschung. Drohender Verlust von Naturschönheit Wer Ritschels Fotos betrachtet von Gletschern im Abendlicht, von aquamarinblauen Eis-Partikeln, von Eistürmen, Gletscherhöhlen und fantastisch geformten Eisblöcken, der kann ermessen, was uns verloren zu gehen droht. Auch wenn „jedes Ende ein Neubeginn“ ist, wie Andrea Fischer schreibt, und Pflanzen die nach dem Gletscherückzug neu gewonnenen Flächen…