Klaus Cäsar Zehrer hat ein Faible für alte Fotos. Doch der Wahlberliner ist nicht nur Sammler, sondern auch Kulturwissenschaftler und freier Autor. Wobei er auch da ein Faible hat – für Komik und Kurioses. In dem Buch „Das schreckliche Zebra“ hat Klaus Cäsar Zehrer die Gelegenheit genutzt und die beiden Faibles zusammengebracht.
Bilder-Buch der anderen Art
Entstanden ist ein Bilder-Buch der anderen Art, Fotos und ihre Geschichten. Von dem „kleinen Blick in vergangene Leben“ ließ sich der Autor zu frei erfundenen Geschichten anregen, machte sich sein eigenes Bild. Das hat so gut wie nichts mit dem ursprünglichen Hintergrund der Fotos zu tun, den ja Klaus Cäsar Zehrer auch nicht kennt. Und doch erwecken seine Parodien und Gedankenexperimente, weckt seine Sprachakrobatik und Fabulierfreude die vergilbten Fotografien aus vergangener Zeit zu neuem Leben.
Eigenwillige Interpretation
In einem englischen Text räsoniert ein amerikanischer Tourist nach einem Oktoberfest-Besuch über die Deutschen und die deutsche Gemütlichkeit. Und in dem Kapitel „Jonas und die Ganofen“ träumt sich der Schüler Jonas mit einer sehr eigenwilligen Interpretation deutscher Rechtschreibung in eine ebenso eigenwillige Heldengeschichte.
Sagen Sie liberia!
In der titelgebenden Geschichte parodiert Klaus Cäsar Zehrer eine biedermeierliche Anmache durch einen als Zebra verkleideten Mann , wobei er Afrikanisches regelrecht ververbt. Das klingt dann so:
„Ich muss schon sagen, Sie haben eine beeindruckende Oberweite. Ihre Strickjacke ist ja serengeti vorne überhaupt zu zu? Ein Malawi Rubens hätte begeistert gerufen: So eine Figur, die mali!
Schluss jetzt. Ich werde meinen Mann anrufen, er soll mich sofort abholen.
Was ist? Sie sind verheiratet? Und das safari erst jetzt? Tschad. Ich hätte mich sehr gerne mit Ihnen gepard. Aber wenn das so ist , dann lassen massai.“
Vergnügliche Lektüre
Man sieht, dieser Klaus Cäsar Zehrer hat keinerlei Respekt – auch nicht vor mittlerweile zensierten Gedankengängen. Aber er liebt Bücher, wie er zum Foto eines lesenden Paares durchblicken lässt. Und er hat sich seine eigenen Gedanken zu den fremden Fotos gemacht, denen er mit seiner Phantasie zu einer neuen Identität verholfen hat. Ihm dabei von Kapitel zu Kapitel, von Foto zu Foto zu folgen ist eine höchst vergnügliche Lektüre. Langweilig wird dieses ungewöhnliche Fotoalbum nie.
Info Klaus Cäsar Zehrer. Das schreckliche Zebra, Diogenes, 252 S., 25 Euro
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