Der Roman „Im Warten sind wir wundervoll“ beruht auf einer wahren Geschichte, schreibt die Autorin Charlotte Inden im Anhang. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1948 über eine „War Bride“ habe sie inspiriert. Berichtet wurde von einer „Kriegsbraut“, die sich mit einem in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten verlobt hatte. Mit dem „War Brides Act“ ermöglichten die USA diesen jungen Frauen eine kurze Zeit lang die Einreise. Die Frau i...

Zugfahren, das ist hierzulande keine reine Freude. Aber vielleicht hilft das Buch des Bahnenthusiasten Jaroslav Rudiš dabei, sich durch Ärgernisse wie Verspätungen, Zugausfälle, umgekehrte Wagenreihung und mehr die Laune nicht verderben zu lassen. „Gleise, die die Welt bedeuten“ versammelt Geschichten übers Bahnfahren in aller Welt – nicht nur positive, aber alle mit einer guten Prise Humor. Ohne die geht es selten bei Zugfahrten. Die Seele ko...

Wie sicher können wir uns unserer Erinnerungen sein? Was machen wir uns vor? Was haben wir uns aus Erzählungen zusammengereimt? Auch darum geht es im Debüt von Sarah Easter Collins. Schon der Titel „So ist das nie passiert“ warnt davor, dem, was hier berichtet wird, blind zu vertrauen. Schließlich könnte alles auch ganz anders gewesen sein. Die verschwundene Schwester Klar ist, dass Willas kleine Schwester Laika mit 13 Jahren spurlos verschwun...

Eva Rossmann ist Verfassungsjuristin und politische Journalistin. Für ihre Krimis mit der Wiener Journalistin Mira Valensky und deren aus Bosnien stammende Freundin und ehemalige Putzfrau Vesna Krajner wurde sie mehrfach ausgezeichnet, 2024 mit dem Österreichischen Krimipreis. Der neue Krimi „Alles Gute“ dreht sich um eine App gegen die Spaltung der Gesellschaft. Nichts Gutes für den Erfinder Klingt doch gut. Wer würde sich so ein Tool nicht w...

Ist das das Buch zum 80. Geburtstag? Am 17. September kann Reinhold Messner seinen runden Geburtstag feiern. Am 29. August ist „Gegenwind“ im Malik Verlag erschienen, ein Buch, das „vom Wachsen an Widerständen“ erzählt. Und Widerstände hatte der Südtiroler sein Leben lang, ist er doch privat und beruflich eher kompromisslos. „Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will“ – so auch der Titel seiner ersten Biographie – begleitete ihn b...

Im Korsett der Konventionen
Rezensionen / 22. Dezember 2015

Ihr Roman „Zeit der Unschuld“ aus dem Jahr 1920 wurde mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet, dennoch stand Edith Wharton immer im Schatten von Henry James. Zu Unrecht, wie die Neu-Übersetzung ihres Meisterwerks durch Andrea Ott zeigt. Wharton stellt einen jungen New Yorker der Oberklasse in den Mittelpunkt: Newland Archer steht kurz vor der Heirat mit der jungen, hübschen und ach so unschuldigen May Welland, eine von der einflussreich...

Puppenspieler und Marionetten
Rezensionen / 22. Dezember 2015

Tamaso ist 16 und freut sich auf den Schulabschluss, den er mit seiner Familie feiern will, als er vom coronischen Geheimdienst abgeholt wird. Mit 19 Gleichaltrigen landet er in einem Ausbildungscamp, wo die Jugendlichen dafür gedrillt werden, in Flore, der gefährlichsten Diktatur der Welt zu spionieren. Tamaso landet als „Mechaniker“ im Haus des mächtigen Marschalls, wo Puppenspieler gerade ein altes florianisches Märchen proben. Da...

Nostalgia: Metaphern der Vergänglichkeit
Rezensionen / 21. Dezember 2015

Er ist ein Schatzsucher mit der Kamera. Seine Schätze findet der in Xanten geborene Sven Fennema überall in Europa, wo Menschen gelebt haben und gegangen sind. Fennema ist auf der Suche nach verlassenen Orten, nach Stätten der Vergänglichkeit, Zeugen einer verlorenen Zeit. Der schwergewichtige und luxuriös aufgemachte Bildband „Nostalgia“ versammelt die Fotografien solcher „lost places“ in Italien. Es sind Bilder, die Geschichten erz...

Facetten der Wahrheit: Drago Jancars neuer Roman
Rezensionen / 8. Dezember 2015

Die französischen Kritiker kürten Drago Jancars Roman „Die Nacht, als ich sie sah“ zum besten fremdsprachigen Roman des Jahres, auf der ORF-Bestenliste steht das Buch des slowenischen Autors, das ins Jugoslawien des Jahres 1944 zurückführt und auf einer wahren Begebenheit beruht, im Dezember auf Platz 1. Zu Recht: Jancar hat einen raffiniert konstruierten Roman um das Schicksal der jungen, kapriziösen Veronika geschrieben, in dem es ...

Erstickende Nestwärme
Rezensionen / 26. November 2015

In Jerusalem hatte die Spiritualität der Chassidim, der orthodoxen Juden, sie fasziniert, die Gemeinschaft, in der sie sich und ihre Liebe zu Chaim aufgehoben fühlte. In London, wo Chaim als angesehener Rabbi tätig ist und nach den Buchstaben jüdischer Gesetze lebt, wird es für Rebekka zunehmend schwerer, diese Faszination nach zu empfinden. Vor allem nach einer Fehlgeburt, bei der Chaim als Mann kläglich versagt hat. Mit seiner Rigo...