Er war ein stiller Mensch, aber er konnte auch laut werden, wenn er Ungerechtigkeit erlebte. Peter Härtling, selbst ein Flüchtlingsjunge, hat sich mit dem Roman „Djadi, Flüchtlingsjunge“ verabschiedet. Es war sein letztes Buch, ein literarischer Nachlass. Jetzt ist der 1933 in Chemnitz geborene Härtling, der im mährischen Olmütz aufwuchs und mit der Mutter nach Nürtingen kam, tot. Doch seine Bücher leben weiter und er...
Er wollte nicht dahin, wohin der Lonely Planet Abenteuerreisende schickt, und schon gar nicht dahin, wo es die Touristenmassen hinzieht. Stephan Orth sucht „die Anti-Ästhetik von einem Ausmaß, dass einem die Sinne schwinden“. Auf der Suche nach Hässlichkeit mit Wow-Effekt Er will Reisen als Thriller, Hässlichkeit mit Wow-Effekt. Und davon findet er jede Menge als Couchsurfer in Russland. Nicht nur gleich am Anfang in der Mine von Mir...
Sie hat immer wieder aktuelle Probleme angepackt und gezeigt, welche Abgründe sich hinter manch einer heilen Fassade verbergen können. Kein Wunder, kannte Viveca Sten doch aus ihrer Zeit als Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post so manche Kniffe, wie sich Beschuldigte aus der Affäre ziehen. Im neuesten Krimi, der wie alle anderen auf ihrer Lieblingsinsel Sandhamn spielt, zieht Sten wieder alle Register ihres Könnens un...
Er ist sicher einer der bekanntesten Kommissare. Gäbe es ihn wirklich, Guido Brunetti könnte ein Dienstjubiläum feiern. Denn seit 1992 versucht der sympathische Commissario nimmermüde in der Questura von Venedig Heuchlern und Verbrechern das Handwerk zu legen. Pädophile und Sex-Touristen hat er ebenso aufgespürt wie mafiöse Verstrickungen von Immobilienhaien oder Giftmüllskandale aufgeklärt. Und dabei (fast) den Glauben an die Mensch...
Es fängt alles ganz banal an: Ein alter Sack und eine ebenso alte Dame kommen über eine Dating Plattform zusammen. Roy, Typ zauseliger Misanthrop, lässt von Anfang an nichts Gutes ahnen. Da kann einem die nette, scheinbar ahnungslose Betty schon leid tun. Eine Achterbahn der Gefühle Doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, und Nicholas Searle katapultiert die Leser in seinem Debüt-Roman auf eine Achterbahn der Gefühle. Wobei sie der...
Ein Mann muss seinen Hund einschläfern lassen und lernt seine Frau, der er sich über die Zeit entfremdet hat, von einer neuen Seite kennen. Eine junge Frau verliert ihre Tasche mit fremdem Geld und macht sich auf die Suche nach dem seltsamen Finder. Ein junger Mann kommt über seine extravaganten Nachbarn der Öde des eigenen Lebens auf die Spur und der Möglichkeit einer Änderung. „Ab morgen wird alles anders“ heißt die neue Sammlung v...
Jonas Hassen Khemiri, 1978 als Sohn eines tunesischen Vaters und einer schwedischen Mutter in Stockholm geboren, gilt als die zornige Stimme der Vororte und als Star der schwedischen Literaturszene. Sein Debütroman, „Das Kamel ohne Höcker“ (2003), brachte ihm internationale Anerkennung ein. „Alles, was ich nicht erinnere“, sein vierter Roman, wurde mit dem August-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten schwedischen Literaturpreis. Auch ...
Das waren noch Zeiten, als die deutschen Herrschaften in Ostpreußen auf ihren Gütern noch regieren konnten wie kleine Herrscher. Die Dame des Hauses musste sich nur um die Organisation des Haushalts kümmern und manchmal vielleicht auch mit der Mamsell, der Hausdame, darüber streiten, wer das letzte Wort hat. Und natürlich Feste planen, bei denen die Freunde und Nachbarn zusammenkamen und man schauen konnte, ob die Kinder nicht zusamm...
Seine Reisebücher waren immer Ereignisse, denn Andreas Altmann ist ein Autor, der sich und anderen nichts schenkt. Aber auch einer, der um Worte nicht verlegen ist, der sagen kann, was er denkt, weil er die Sprache beherrscht. Nach „Gebrauchsanweisung für die Welt“ hat Altmann sich nun an einer „Gebrauchsanweisung für das Leben“ versucht. Radikale Denkanstösse Natürlich kann auch der Weitgereiste keine Antworten auf existenzielle Fra...
„Und so wurden wir ja wirklich das Wüten der ganzen Welt.“ (Koja Solm bei seiner späten Beichte) Ein Monsterbuch, eine monströse Geschichte: Chris Kraus rechnet in „Das kalte Blut“ auf 1200 Seiten mit der jüngeren deutschen Geschichte ab – und er mutet seinen Lesern ganz schön viel zu. Kein Wunder, dass der arme, kranke Hippie, dem der alte Konstantin (Koja) Solm 1974 im Krankenhaus seine Geschichte und die seines Bruders...