Irgendwie ist sie doch stolz darauf, „dat Kenk von nem Prolete“ zu sein und es trotzdem so weit gebracht zu haben, dass sie sich heute als Frau von Klaus von Dohnany, dem elder Statesman, in Hamburgs bester Gesellschaft bewegt. Ulla Hahn, längst als Lyrikerin etabliert, lässt die Leser in ihrer nun auf vier Bände angewachsenen und nur leicht fiktiv verfremdeten Rückschau Teil haben an ihrer Entwicklung. Nach dem großartig...
Man spürt von der ersten Zeile an, dass dieser Autor weiß, worüber er schreibt. Paolo Cognetti, in Mailand geboren, verbringt die Sommermonate immer in seiner Hütte im Aostatal, und er liebt New York. Doch im Roman „Acht Berge“ geht es ihm nicht nur um die Bergwelt, sondern vor allem auch darum, was die Berge mit den Menschen machen. Die Landschaft prägt den Charakter der handelnden Figuren, und Cognettis Naturbeschreibungen sagen au...
Eines gleich vorneweg. Für Kreuzfahrtfans ist dieses Buch eher nicht geeignet. Denn was der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2016, Bodo Kirchhoff, unter dem Titel „Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“ auf 130 Seiten anspricht, könnte ihre Begeisterung für diese Art des Reisens schmälern. Denn Kirchhoff begnügt sich nicht damit, mit manchmal nervender Selbstgefälligkeit die eigenen Befindlichkeiten angesichts der Zumutungen im kl...
Francesca Segal ist die Tochter von Erich Segal, der mit „Love Story“ einen Mega-Seller geschrieben hatte. Die 37-Jährige scheint das Schreib-Talent ihres Vaters geerbt zu haben, nicht aber dessen Hang zum Melodram. Schon ihr erster Roman „Die Arglosen“ zeigt, dass es der Journalistin, die in Oxford und Harvard studiert hat, die Komplexität der menschlichen Natur angetan hat. Von Liebesdreieck zum Quartett Ging es da um eine Art Lieb...
„Während meines neunjährigen Eingewecktseins an einem Augsburger Realgymnasium gelang es mir nicht, meine Lehrer wesentlich zu fördern.“ Was Bert Brecht über seine Schulzeit geschrieben hat, hätte auch William James Sidis unterschreiben können. Der „Held“ in Klaus Cäsar Zehrers Debütroman „Das Genie“ hat die Schulzeit regelrecht durchlitten. Nicht, weil er über- sondern weil er unterfordert war. Denn William James war von seinen Elt...
Vieles kennen wir aus der täglichen Zeitungslektüre oder den Fernsehnachrichten: Menschen auf der Flucht, Religionskriege, Tod und Zerstörung. Nichts Neues unter der Sonne, dann all das gab es auch früher schon, vor nahezu 1000 Jahren. Stefan Hertmans holt diese Zeit in die Gegenwart und macht daraus einen beklemmenden Roman. Eine Zeit des Aberglaubens und des Umbruchs „Die Fremde“ spielt im dunkelsten Mittelalter, damals, als Papst ...
„Immer, wenn zwei Menschen ein Paar werden, verändern sie sich ein Stück weit. Sienehmen vielleicht neue Interessen des Partners an oder lassen alte Gewohnheiten sein. Das ist ganz normal und wird meistens akzeptiert. Be3i uns schauen dagegen alle ganz genau hin und unterstellen uns, dass unsere unterschiedlichen Kulturen und Religionen ‚schuld‘ daran seien.“ Eine Deutsche und ein Israeli werden ein Paar Natürlich ist bei einem deut...
Unsere Gesellschaft wird älter und muss sich eingestehen, dass manche Vorurteile überholt sind. Zum Beispiel, dass alte Leute mit einem Leben am Rand der Gesellschaft zufrieden sind, dass es ihnen genügt, ihre Enkelkinder auf den Knien zu schaukeln. Dass Liebe und Sex endgültig vorbei sind. Die Realität sieht anders aus: Politiker bleiben bis ins hohe Alter aktiv, Kleriker kommen erst ab einem gewissen Alter zu Papst-Ehren und selbst...
Wie sich die Zeiten gleichen: Landliebe war vor gut 200 Jahren in England ebenso angesagt wie heute, Bücher über Design und Gärten florierten. Und ebenso wie heute waren die Zeiten kritisch: Die Französische Revolution fegte alles hinweg, was bis dahin als sicher galt, Napoleon überzog Europa mit Kriegen und veränderte die Weltordnung. Und Jane Austen? Schrieb über den englischen Landadel, über Vernunft und Gefühl, Stolz und Vorurtei...
Am 14. Juli 2016, vor einem Jahr, starb Péter Esterházy, da war der studierte Mathematiker und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 66 Jahre alt. Das Ende seines Lebens hat der ungarische Autor in einem „Bauchspeicheldrüsentagebuch“ verarbeitet, das teilweise verstörend ehrlich die mit seiner Krebserkrankung einhergehenden Veränderungen seines Körpers und seines Alltags schildert. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs trifft...