Mit der Melodie „Ein Lied geht um die Welt“ wurde der kleinwüchsige Tenor Joseph Schmidt endgültig zum Liebling der Deutschen. Und doch war seiner Karriere ein baldiges Ende beschieden, geriet der Sänger in Vergessenheit. Denn Joseph Schmidt war Jude. Der Mann, der noch 1937 in der Carnegie Hall aufgetreten war, dessen Stimme Millionen rührte, war in Nazideutschland unerwünscht. Keine Gegenwart ohne Vergangenheit Heimatlos wie so vie...
„Vom Aldi-Kind zur Öko-Landwirtin“ schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ zum Buch von Anja Hradetzky „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde“. Gut 300 Seiten braucht die junge Frau, um dahin zu kommen, wo sie wohl immer schon hin wollte: „Hier im Odertal war nun mein Kanada, auch wenn die Weite nicht ganz so weit, die Kälte nicht ganz so kalt war und natürlich die Pferde fehlten.“ ...
Wer lieber unter die Leute geht, sollte die Finger von diesem Roman von Joel Dicker lassen. Sein neues Buch „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ entwickelt auf 667 Seiten einen Sog, der dazu führt, dass man am liebsten gar nicht mehr aus dem Haus gehen möchte, um das Buch nicht aus der Hand legen zu müssen. Dabei ist der hochspannende Roman nur mehr halb so dick wie die Erstfassung. Aber eben immer noch dick genug. Ein Mordfall ...
Mit den Osterferien hat die Zeit begonnen, in der vor allem Familien unterwegs sind. Wenn Eltern und Kinder gemeinsam verreisen, müssen unterschiedliche Wünsche berücksichtigt werden. Vor allem soll es nicht langweilig werden im Urlaub. Wie wäre es da mit einem Bilderbuch, das in drei Sprachen die Geschichte von den drei kleinen Schweinchen erzählt, die dem Wolf ein Schnippchen schlagen? Klassiker mit einfacher Sprachstruktur Der Kla...
Es ist ein altes Haus, dem der baldige Abbruch droht. Vor 120 Jahren wurde das Haus in der Utrechter Straße im Berliner Wedding gebaut. In dieser Zeit hat es viel erlebt, und davon berichtet es gleich zu Anfang des neuen Romans von Regina Scheer „Gott wohnt im Wedding“. Auch in mehreren Zwischenkapiteln kommt das Haus zu Wort, liefert sozusagen eine Gesamtschau der Schicksale, deren verästelte Lebenslinien Regina Scheer nachzeichnet...
Verblüffend, wie Michel Houellebecq immer wieder aktuelle Entwicklungen vorwegnimmt. Auch für seinen neuen Roman Serotonin werden ihm fast prophetische Fähigkeiten attestiert, weil er im zweiten Teil so etwas wie die Bewegung der Gelbwesten skizziert habe. Doch dem „Miesepeter der französischen Literatur“ geht es eigentlich um etwas ganz anderes, um das Gefühl einer seelischen Verarmung, um totale Entfremdung und gesellschaftliche ...
„So chinesisch hatte ich mir China nicht vorgestellt,“ schreibt Stephan Orth, nachdem er bei einer Familie eingeladen war – zum Hund-Essen. Der Journalist ist mal wieder als Couchsurfer unterwegs gewesen. Das kann er inzwischen richtig gut, weil er weiß, wo er interessante Leute trifft und wo es wirklich was zu erzählen gibt. Denn Orth reist nicht im Selfie-Modus, dafür ist er viel zu sehr Journalist. Er reist mit offenen Augen und O...
Robin ist 15, ein durchschnittlicher Junge, unauffällig bis zur Unsichtbarkeit, ein Einzelgänger. Unglücklich. „Gott schuf seine Welt an sechs Tagen. Es dauerte eine Nach, die meine zu zerstören. Meine behütete Kindheit war Bruch und Schutt,“ lässt Antje Herden ihren Anti-Helden berichten. Und dann tritt Leo in sein Leben. Leo, der sich um nichts schert, der cool ist und „keine halben Sachen“ macht. Er verführt Robin zum...
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen,“ weiß der Volksmund. Der Journalist und Autor Eberhard Neubronner hat sich die Weisheit zu Herzen genommen und erzählt in dem Buch „Die Insel Farewell“ zehn Geschichten von seinen Reisen. Dabei erweist sich Neubronner als aufmerksamer und neugieriger Reisender, der gern mit den Menschen ins Gespräch kommt. Und er ist Journalist genug, um die Dinge nicht unhinterfragt zu übernehm...
„Wohin sind die Götter verschwunden?“ fragt sich Olivier Föllmi, als er 30 Jahren nach Tibet zurückkehrt, in das Land, das ihn als jungen Mann so verzaubert hat, dass er 20 Jahre lang fotografierend durch den Himalaya gewandert ist. Für ihn ist die Fotografie die wichtigste Stütze seiner Meditation. Und bevor er sich im von China geprägten Tibet auf Pilgerreise zum heiligen Berg Kailash begeben kann, muss er „zurück zu meinem inneren...