Für viele Kids ist die Gegenwart beängstigend: Kriege, Krisen, Klimawandel dazu noch Chat GBT und Cyber-Mobbing. Die Niederländerin Anna Woltz thematisiert in ihrem lesenswerten Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ die aktuelle Gefühlslage. Dabei lässt sie die Protagonisten Atlas und Elena abwechselnd ihre Sicht der Dinge schildern.
Hass im Netz
Die 13-jährige Elena hat mit ihrem Internet-Auftritt jede Menge Follower. Doch ihr letzter Post, in dem sie ihnen geraten hat, sich ihren Ängsten zu stellen, hat ungeahnte Folgen und macht sie zur Hassfigur im Internet. Und dann fliegt auch noch ihre Mutter in ein Yoga-Retreat in Indien und Elena muss zu einer Tante, die sie kaum kennt. Die Schwester ihrer Mutter lebt mit ihrer Patchworkfamilie weit ab von der Zivilisation. Elena graut es vor dem Treffen.
Seltsamer Alltag
Auf den ersten Eindruck hat sie Recht mit ihrem Misstrauen. Die Kinder mit den seltsamen Namen Kennedy und Atlas wirken ziemlich verschroben, der Vater jagt ihr mit seiner abweisenden Art Angst ein, und die Tante leidet an Long-Covid. Noch dazu wird Elena dazu verdonnert, im Haus und auf dem Hof mitzuarbeiten, und ihr Bett ist im Schuppen in einem Verschlag ganz in der Nähe von Atlas, der ihr viele Rätsel aufgibt. Deprimierende Aussichten!
Das Geheimnis der Geschwister
Auch Atlas ist misstrauisch. Aber er fühlt sich schnell zu Elena hingezogen. Sonnensturm nennt er sie in seinen Gedanken, weil sie mit ihrem Temperament und ihrer Neugier Leben in das düstere Haus bringt. Auch Atlas‘ kleine Schwester Kennedy ist fasziniert von Elena, die nichts ahnt von dem Drama, das die Geschwister erlebt haben und nicht vergessen können – dem Unfalltod der Mutter.
Ein Post und seine Folgen
Der 14-jährige Atlas flüchtet sich in eine Prepper-Existenz und bereitet sich aufs Ende der Welt vor – und Elena kommt ihm auf die Spur. Und dann fühlt sich Kennedy von Elena ermuntert, ihre Sorgen und ihren Kummer zu posten. Was darauf passiert, überrascht nicht nur die Familie – auch Elena ist schockiert: Eine Horde Menschen stürmt auf den Hof. Doch im Gegensatz zu den Hatern im Netz „sind sie nicht gekommen, um den Hof anzuzünden. Sie haben stattdessen Zuckerherzchen gebracht“ – und ihre Hilfe angeboten.
Vertrauen lernen
Auch so kann‘s gehen mit einem Post. Anna Woltz nimmt sich in ihrem vielschichtigen Roman der unterschiedlichsten Trends an und veranschaulicht, welche Folgen naive Postings haben können und wie Kinder unter Trauer und Unsicherheit leiden. Ihre beiden Protagonisten sind nicht von Anfang an sympathisch. Sie müssen beide erst lernen, sich von ihren Vorurteilen zu befreien und dem jeweils anderen zu vertrauen. Für Gleichaltrige sind diese Wechselbäder der Gefühle sicher gut nachvollziehbar.
Info Anna Woltz. Atlas, Elena und das Ende der Welt, übersetzt von Andrea Kluitmann, Carlsen,184 S., 12 Euro (ab 12)
Keine Kommentare