Er kennt die Szene. Massimo Carlotto, 1956 in Padua geboren, hat selbst Erfahrung mit Gerichten, Richtern und Gefängnisinsassen. Er geriet unter Mordverdacht, wurde verurteilt, war jahrelang auf der Flucht und saß bis zu seiner Begnadigung sechs Jahre hinter Gittern. Diese Erfahrungen machen die Krimis des Italieners so authentisch. Carlotto kennt die harte Sprache der Kriminellen, ihre Skrupellosigkeit – und ihre Verletzlichkeit.
Überleben ist eine Frage der Würde
In dem neuen Roman „Blues für sanfte Halunken und alte Huren“ spielen drei „gute“ Gauner die Hauptrolle. Auf der Gegenseite: Eine ebenso schöne wie skrupellose Dottoressa im Innenministerium, der sadistische Mörder Pellegrini, der nicht tot zu kriegen ist, Zuhälter und ein paar Drogenhändler. Carlotto-Kenner werden sich über ein Wiedersehen mit dem „Alligator“ Marco Buratti und seinen beiden Freunden Max und Beniamino Rossini freuen, die nach dem Motto leben: „Dass man in diese schlimmsten aller Welten überleben muss. Um jeden Preis. Und dass das eine Frage der Würde ist.“
Drei Gute Gauner und eine skrupellos Dottoressa
Das Milieu wird nicht nur in Italien erkundet, auch in Wien und München hat die Mafia ihre Netze ausgelegt. Die schöne Dottoressa spinnt eifrig mit und merkt dabei nicht, wie sie sich im eigenen Netz verfängt. Sie hat das Gaunertrio angeworben, um sich des gefährlichen Pellegrini zu entledigen, den sie allerdings auch in ihre Dienste gestellt hat. So glaubt sie, die einen gegen den anderen ausspielen zu können und am Ende auf der sicheren Seite zu sein. Wie sehr sie sich irrt und wie der „sanfte Halunke“ Marco nebenbei noch einer „alten Hure“ ihre Selbstachtung zurückgibt, das erzählt Massimo Carlotto in schnellen Schnitten, wobei er abwechselnd Pellegrini und Buratti zu Wort kommen lässt.
So werden die Leser in die Intrigen mit einbezogen und durch die wachsende Sympathie für die drei Gauner fast schon zu Mittätern. Eine Lösung gibt es nicht, aber wenigstens für kurze Zeit ein Happy End.
Info: Massimo Carlotto. Blues für sanfte Halunken und alte Huren, Folio, 218 S. 20 Euro
Keine Kommentare