Georgien gehört zu den Reisezielen, die voll im Trend liegen – und das nicht erst seit der Frankfurter Buchmesse 2018, bei der es Partnerland war. Die georgische Literatur ist aufregend, die Sprache fremd, die Schrift mit ihren runden Schnörkeln malerisch. Wer Lust hat, in das Land zu reisen, das frühzeitig christianisiert wurde und in dem Stalin geboren wurde, kann sich Appetit und Anregungen holen in dem informativ gestalteten Bildband Highlights Georgien.
Zwischen Tiflis und Kutaissi
Die Autorin Eva Dietrich stellt 50 Ziele vor, der Fotograf Thomas Stankiewicz hat sie mit teilweise großformatigen Fotos in Szene gesetzt. Wer durch die 185 Seiten blättert, entdeckt die große Vielfalt des kleinen Landes – von den subtropischen Wäldern am Schwarzen Meer bis zu den Steppen an der Grenze zu Aserbaidschan, von der trendigen Hauptstadt Tiflis (Tbilisi) bis zum alten Kutaissi, möglicherweise einst Hauptstadt des antiken Kolchis). Zu sehen sind hohe Gipfel, wilde Schluchten aber auch auch mediterrane Täler und malerische Dörfer vor allem im Weinland Kachetien und natürlich uralte Klöster, Kirchen und Mönchshöhlen.
Ein Museum für den Massenmörder
Dietrich schreibt über die schmackhafte Küche des Landes, über Geschichte und Legenden, Glauben und Tradition, Wein und Lebenslust. Auch mit dem Schicksal deutscher Einwanderer, die in Bolnissi südlich von Tiflis schwäbische Fachwerkhäuser hinterlassen haben, befasst sie sich – und mit dem Geburtsort des Diktators, der diese Einwanderer deportieren ließ: In Gori wurde Josef Wissarionowitsch Stalin geboren, und hier wird dem Massenmörder in einem Museum immer noch gehuldigt.
Das Paradies der Georgier
Interessant in Highlights Georgien sind die Tipps am Rand, ob Ausflüge, Hotels, Feste oder Märkte. Und der quirligen Hauptstadt Tiflis widmet Dietrich gleich neun Kapitel, in denen sie das Nebeneinander von Verfall und Wiederaufbau beschreibt, warme Quellen, verwunschen Gassen, prachtvolle Paläste und futuristische Bauten. Kein Wunder, dass Tiflis zu den Hotspots der globalen Weltenbummler gehört. Schon Steinbeck schrieb in seiner „Russischen Reise“ über die georgische Stadt: „Wir fühlten uns in Tiflis nicht fremd … Wir fühlten uns wie zu Hause.“
Und wenn die Georgier ihr Land gern als Paradies empfehlen, können sie nicht nur auf eine uralte Legende verweisen, nach der Gott ihnen sein ureigenstes Land geschenkt hat, sondern ebenfalls auf den amerikanischen Schriftsteller. „Wir begannen tatsächlich zu glauben, dass die meisten Russen hoffen, wenn sie ein sehr anständiges und tugendhaftes Leben führten, kämen sie nach dem Tod nicht in den Himmel, sondern nach Georgien“, schrieb Steinbeck.
Info: Eva Dietrich/Thomas Stankiewicz. Highlights Georgien, Bruckmann, 185 S., 26,99 Euro
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