„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“ Der erste der 30 Artikel der Allgemeinen Menschenrechtserklärung formuliert eine gemeinsame Vision für die Welt, unabhängig von Staats- und Gesellschaftsformen. Heute sind die Grundsätze, die vor 70 Jahren am 10. Dezember von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurden, noch so relevant wie 1948. Die Artikel der Allgemeinen Menschenrechtserklärung sind Bestandteil vieler Verfassungen. Dennoch werden die Menschenrechte in vielen Staaten missachtet und Bürger, die sich für ihre Einhaltung einsetzen, riskieren häufig ihre Freiheit und ihr Leben.
Engagement gefordert
2018 begehen die Vereinten Nationen (UN) den 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, zugleich findet die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr zum 70. Mal statt (10.-14. Oktober). Gemeinsam mit ARTE, ZDF und DER SPIEGEL haben die Frankfurter Buchmesse und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sich deshalb zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen und mit Unterstützung der Vereinten Nationen und Amnesty International die Kampagne „On The Same Page“ gestartet. Mit der Kampagne lädt das Aktionsbündnis die internationale Buch- und Medienbranche ein, sich für die Einhaltung der Menschenrechte zu engagieren.
„Da die grundlegenden Werte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in vielen Teilen der Welt bedroht sind, ist es notwendig, dass wir uns engagiert zu diesen Werten bekennen, denn sie sind unerlässlich für freie, gerechte und stabile Gesellschaften. Jeder, der für sie eintritt, kann einen Unterschied machen. Wir begrüßen die von der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiierte Kampagne On The Same Page: Die Initiative will eine Bewegung bei Buchhändlern und Verlegerinnen weltweit auslösen, damit wir uns alle dazu bekennen, dass wir auf derselben Seite stehen“, sagte Zeid Ra’ad Al Hussein, Hoher Kommissar für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen.
Für eine friedliche Begegnung der Kulturen
„Seit ihren Anfängen ist die Frankfurter Buchmesse dem Pluralismus, der Meinungs- und Redefreiheit und der Freiheit des Publizierens verpflichtet. Hier treffen hunderttausende Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Diese ‚Bühne für das Weltgeschehen’ funktioniert nur, weil hier freiheitliche Grundregeln und Respekt gegenüber anderen absolute Gültigkeit besitzen. Bestimmte Menschenrechte, darunter das Recht auf freie Meinungsäußerung, oder das Recht auf Bildung, sind unsere DNA. Wir wollen gemeinsam mit Institutionen und Medienpartnern ein Zeichen setzen für eine friedliche Begegnung der Kulturen.“
Eintreten für die Meinungsfreiheit
Das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Artikel 19 der Menschenrechtserklärung festschreibt, ist für die Buchbranche grundlegend. „Dort, wo die Menschenrechte angegriffen, wo Menschen allein aufgrund ihres Glaubens weggesperrt oder wegen ihrer schriftstellerischen Tätigkeit vom Staat drangsaliert werden, da dürfen wir nicht wegschauen“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Das gebietet schon die historische Verantwortung für das Verhalten des Börsenvereins und anderer Vertreter der Buchbranche in den Jahren 1933 bis 1945. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Verbreitung des freien Wortes. Wir wollen damit einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien Gesellschaft leisten. Meinungsfreiheit ist die Grundlage unseres Schaffens. Wir erleben allerdings weltweit, dass Buchhändler inhaftiert, Verleger enteignet, Journalisten vertrieben werden. In solchen Fällen ist es nicht nur angebracht, dass wir unsere Stimme erheben, es ist unsere Pflicht. Wir treten damit für die Rechte eines jeden Menschen ein.“
Die gesamte Medienbranche ist aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen. Buchhändlerinnen und Buchhändler können etwa Büchertische mit ausgewählten Titeln gestalten, Verlage Lesungen und Veranstaltungen zum Thema Menschenrechte organisieren. „Die Kampagne zahlt auf die ureigenen Ziele unserer Branche ein, Meinungs- und Informationsvielfalt zu fördern und die Selbstbestimmung eines jeden Menschen zu bestärken“, sagt Alexander Skipis. „Ich würde mich freuen, wenn Buchhandlungen und Verlage unter dem Dach der Kampagne eigene Aktivitäten entwickeln. Die Kampagne ist besonders kraftvoll, wenn sie möglichst viele und diverse Stimmen aus unserer Branche präsentiert und die Beschäftigung mit dem Thema über verschiedene Zugänge anregt.“
Im September startet eine große Social-Media-Kampagne. Auf der Frankfurter Buchmesse sind zahlreiche Veranstaltungen im neuen Frankfurt Pavilion zum Thema geplant. Erwartet werden u.a. Paul Beatty, Dmitry Glukhovsky, Cixin Liu, Meg Wolitzer, Deniz Yücel und Juli Zeh.
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