Adrian Geiges hat leicht reden, wenn er empfiehlt „Öfter mal die Welt wechseln“. Der Mann ist Journalist, spricht mehrere Sprachen und leidet weder unter Kontaktscheu noch allzu großer Ängstlichkeit. Seine Abenteuerlust hat ihn rund um die Welt geführt, wobei meist die Auftraggeber seine Reisen und Auslandsaufenthalte bezahlt haben. Doch Geiges ist überzeugt, dass auch Berufstätige in anderen Branchen seinem Beispiel folgen könnten, wenn sie die Angst vor dem Unbekannten überwinden würden. Für sie ist sein Buch gedacht.
Großer Erfahrungsschatz
Es will diejenigen ermutigen, die fremde und ferne Länder kennenlernen wollen, ohne zu Hause alle Zelt abzubrechen. Adrian Geiges kann aus einem langjährigen und reichlichen Erfahrungsschatz berichten. Das heißt allerdings auch, dass manche dieser Erfahrungen heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Etwa die Studienzeit in der damaligen DDR. Sie taugt allerdings dazu, zu zeigen, wie unerschrocken und anpassungsfähig Geiges sich anderen, ja gegensätzlichen, Welten nähert.
Glasnost in Moskau
Das Motiv „Buche schlechte Erlebnisse als positive Erfahrungen ab“ begleitet ihn auch bei so manchen anderen Reisen. Bei der Auswahl der Ziele schont sich Adrian Geiges nicht: Es sind keineswegs touristische Hotspots, die er sich aussucht. Wichtiger ist es dem Journalisten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Zum Beispiel in Moskau, als sich dort dank Gorbatschow der Wind in Richtung Glasnost dreht – leider nur kurz.
Falsche Stereotype
Oder Länder zu besuchen, in die keiner will wie Nordkorea. Selbst in dem abgeschotteten Land hat sich in den letzten 15 Jahren sicher einiges verändert, auch wenn der bizarre Personenkult fortbesteht. Das gilt auch für andere Länder, die Adrian Geiges vor Jahren bereist hat. Was aber trotzdem gilt ist die Erkenntnis des Vielgereisten: „Die Stereotype, die man über andere Orte hat, erweisen sich vor Ort gewöhnlich als falsch.“
Hilfreiches Netzwerk
Geiges‘ Offenheit für andere Länder und ihre Kultur hat ihm viele Türen geöffnet. Wo sie verschlossen blieben, half ihm sein Netzwerk, das er sich in langen Reise-Jahren erarbeitet hatte. Leichter hat er es sich als Kreuzfahrt-Lektor gemacht. Der Job ermöglicht es ihm, gemütlich in einer Gästekabine rund um die Welt zu reisen – „in einem angenehmen Wechsel zwischen Reisen und Zeit zu Hause“. Außerdem kann Adrian Geiges dabei seine weltweiten Erfahrungen einbringen.
Welt im Wandel
Leider ist sein Plädoyer für umweltfreundliche Kreuzfahrten ebenso wenig aktuell wie manche Länderbeschreibungen: Wegen der gestiegenen Kosten für Flüssigerdgas (LNG) fahren die beiden Kreuzfahrtschiffe „Aidanova“ und „Aidacosma“ derzeit wieder mit dem umweltschädlichen Marinegasöl (MGO). So schnell ändern sich heutzutage die Dinge.
Was bleibt, sind Geiges‘ oft spannende Erzählungen aus fernen Welten und fremdem Alltag. Und was nützlich ist, sind seine vielen Tipps für Menschen, die ihr Leben zum Abenteuer machen wollen.
Info Adrian Geiges. Öfter mal die Welt wechseln, Piper, 296 S., 18 Euro
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