Die große Freiheit

9. April 2025

Markus Steiner hat sich für ein Leben auf Achse entschieden. Er hat keine feste Adresse, nicht mal ein Handy. „Alles ergibt sich ohne Plan. Jeder Tag ist ein freier Tag, ungewiss, unscharf, ungebändigt, wild.“ Doch dieses freie Leben hat auch seinen Preis, zum Beispiel in der Sahara: „Sie ist ein erbarmungsloser Landstrich. Mit großer Gleichgültigkeit bemächtigst sich die Wüste jedem, der sie durchqueren will. Seit Tagen schon nackter Horizont. Überflutendes Licht. Ein Himmel, der giftig glüht. Beim Schlucken schmecke ich den Sand. Trocken klebt die Zunge an meinem Gaumen.“

Elend und Lebensfreude

Steiner ist unterwegs in Afrika – nach Guinea Bissau, wo seine Geliebte Mara auf ihn wartet. In dem Buch „Odyssee nach Westafrika“ beschreibt er seine abenteuerliche Reise, seine Sehnsüchte und Ängste. Er schreibt über die Gefahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, über das Elend der Flüchtlingslager, über eine skrupellose Sandmafia und geschäftstüchtige Chinesen. Über Menschen, die in ihrem Land keine Zukunft für sich sehen und sich von den tödlichen Gefahren einer Flucht nicht abschrecken lassen. Aber auch über pure Lebensfreude.

Achterbahn der Gefühle

Diese Reise in überfüllten Bussen, im Schmugglerauto mit einem bekifften Fahrer, in verrosteten Taxis und mit freundlichen Helfern ist eine Achterbahn der Gefühle. Und Steiner, der sich für das Leben im Ungewissen entschieden hat, steht immer wieder vor neuen Entscheidungen. Bleiben oder weiterfahren? Er geht Risiken ein, gerät in gefährliche Situationen und verpasst beinahe die Chance, Mara wieder zu sehen.

Die große Ungewissheit

Der Globetrotter nimmt das alles mit Gleichmut hin: „Kein Herumhasten nach permanenter Happiness, keine ständigen Optimierungsoperationen. Endlich nicht alles so genau wissen, vor allem nicht über mich selbst.“ Was will er von Mara? Er, der sich jedem Plan verweigert? Kann er mit seinem Freiheitsdrang überhaupt in einer Bindung leben? Markus Steiner schreibt so poetisch wie ehrlich, er gibt viel von sich und seinen Gefühlen preis. Das führt dazu, dass man sich ihm immer näher fühlt, je weiter er sich in die Ungewissheit wagt.

Gut informiert

Und so folgt man ihm auf seinem abenteuerlichen Weg durch Länder und Gegenden, die alles andere als touristisch sind und manchmal auch lebensgefährlich. Nachmachen sollte man seine Tour lieber nicht, aber man fühlt sich bei der Lektüre gut informiert. Denn Länder wie Mauretanien oder Guinea Bissau finden in normalen Nachrichten kaum statt. Umso mehr freut man sich über dieses schön aufgemachte Buch.

Info  Markus Steiner. Odyssee nach Westafrika, Reisedepeschen, 284 S., 20 Euro

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