Der Titel ist eher irreführend, denn eigentlich beginnt Bernadette Olderdissen in ihrem Buch mit der tiefsten Nacht und nicht mit dem ewigen Sommer. Wie auch immer, die Reisejournalistin hat sich in Lappland und seine Bewohner verliebt. So sehr, dass sie den abgelegenen Norden zur zweiten Heimat erkoren hat. Eisbad und Blutpfannkuchen In ihrem Buch nimmt sie die Lesenden mit zu den indigenen Samen, zu Rentierzüchtern, Fischern und Jägern und lässt sie teilhaben an den Bräuchen und Festen. Um das alles intensiv mitzuerleben, hat sich Bernadette Olderdissen einiges zugemutet, hat sich durch tiefsten Schnee gequält und sogar in eine Eisbad gewagt. Sie hat Fische selbst ausgenommen und Blutpfannkuchen verspeist. Und dabei viel gelernt: „Mein Lapplandjahr beweist mir immer wieder, dass ich mich an fast alles gewöhne. An ein Haus ohne fließendes Wasser. An ewige Nacht und ewigen Tag. An Rentierblut und -organspeisen.“ Schnee und Nordlichter Die Hamburgerin ist wild entschlossen, nichts auszulassen. „Ich bin hier um zu lernen.“ Von Anfang an hat sie sich in den schwedischen Norden verliebt, in die mystische Dunkelheit, den märchenhaften Sternenhimmel, die Nordlichter, die Verzauberung durch den Schnee. Ihre Geschichte erzählt sie entlang der acht Jahreszeiten der Samen. Die eigenen Grenzen Da ist viel Platz für…
Für Blandine Pluchet sind die Berge „die letzten unberührten Inseln in unseren modernen Gesellschaften“. In ihrem Buch lädt sie die Lesenden zu einer Wanderung ein, bei der es um nicht weniger als um die Entdeckung der Weltgesetze geht. Die studierte Physikerin sieht die Berge nicht nur dort, wo man sie erwartet. Sie entdeckt Spuren verschwundener Gipfel auch in ganz unspektakulären Landschaften. Und dann sind die Berge für sie auch ein Fenster zum Kosmos. Versuchslabor für Wetterphänomene Zur Höhenforschung – die Berge funktionieren oft als Frühwarnsystem für Klimaveränderungen – geht es ins Schneefernerhaus auf der Zugspitze, wo ähnliche klimatische Verhältnisse herrschen wie in der Arktis und die Luft klar ist, frei von Feuchtigkeit und Staub. Hier bekomme man einen anderen Blick auf die Welt, sagt einer der Forscher. Seine Besucherin lernt, dass das Gebirge ein „regelrechtes Versuchslabor für Wetterphänomene“ ist, wo sich sämtliche Wolkenformen beobachten lassen. Das Gebirge leidet Der größere Wasserdampfgehalt der Atmosphäre, erfährt Blandine Pluchet, führt nicht nur dazu, dass sich mehr Wolken bilden, er erhöht auch die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse. Und das Abschmelzen der Gletscher hat nicht nur für die Bergwelt katastrophale Folgen. Denn die alpinen Gletscher sind auch ein europäisches Wasserreservoir und die Gebirge die Hüter des…
Da ist er wieder, der geniale Erzähler Rafik Schami, ein würdiger Erbe orientalischer Geschichtenerzähler. So ein Hakawati steht auch im Zentrum von Schamis neuem Roman „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“. Es ist wieder ein dickes Buch geworden aber weniger ein Roman als eine Geschichtensammlung. Ein bisschen 1001 Nacht Die Rahmenhandlung ist eher dürftig und erinnert ein bisschen an 1001 Nacht: Jasmin, die Tochter des Königs ist verliebt in einen Fischer und ahnt, dass die Beziehung unpassend ist. Weil sie keine Hoffnung sieht, erkrankt sie und kein Arzt weiß Rat. Da kommt Karam, der Hakawati, und bietet seine Hilfe an. Heilen will er die lebensmüde Prinzessin mit Hilfe von Geschichten. Nicht nur den eigenen, möglichst viele sollen erzählen. Zehn Nächte und ein gutes Ende Und so strömen die Untertanen in die große Halle, wo der König, die Prinzessin und ihre Zofe Nura den Geschichten lauschen. Zehn Nächte braucht Karam, um Jasmin ihre Lebenslust zurückzugeben – und sie mit ihrem Liebsten zu vereinen. Während dieser Zeit entspinnt sich auch eine Liebesgeschichte zwischen dem Witwer und der smarten Zofe Nura sowie zwischen Karams Tante Samia und dem Bettler Nader. Ein Ende wie es sich für ein Märchen gehört. Dramatische Vorgeschichte Die Vorgeschichte…
Es ist schon ein ziemlich ambitioniertes Unterfangen, die ganze Welt in ein dickes Reisebuch packen zu wollen. Und natürlich fallen dann trotz der 620 Seiten die 800 Ideen und Reisetipps ziemlich kurz aus. Aber lonely planet macht‘s möglich und präsentiert zu kompakten Texten auch noch den CO²-Verbrauch der Reise. Da fühlen sich vielleicht einige ermuntert, auf Bus, Bahn oder Fähre umzusteigen oder gleich aufs Rad. Mit Fähre, Zug und Bus Wie wär‘s also damit, die Azoren mit Flieger und Fähre zu entdecken, mit dem Zug von Athen über Thessaloniki und Sofia nach Istanbul zu reisen oder entlang der Cote d‘Azur? Auch in Deutschland empfehlen die Autoren den Zug, zum Beispiel, um von Berlin nach Köln zu fahren und nebenher gleich noch Leipzig, Weimar, Frankfurt und Bonn mitzunehmen – wenn denn alles klappt. Das ist bei der Deutschen Bahn gar nicht so sicher. Anders als etwa in Japan, wo der Shinkansen zuverlässig unterwegs ist. Ob die Verbindungen bei der „epischen Zugreise“ von Bangkok nach Singapur ebenso zuverlässig sind, steht in den Sternen. Man erfährt zwar, wo man den Zug besteigt, wo man umsteigt und wie oft und wie lange die Züge fahren, aber um die Reise zu verwirklichen, muss man wohl…
Out there (dort draußen) wollen Julia und Lisa Hermes eine bessere Welt finden. Per Anhalter, mit dem Kanu, zu Fuß und mit dem Rad machen sie sich auf die Suche nach gelebten Utopien. Vier Jahre lang sind die Schwestern unterwegs – ohne Flugzeug. Sie besuchen Aussteiger-Communities, Widerstandsnester, Gemeinschaften, die alternative Lebensentwürfe testen. Nicht ganz ungefährlich Das ist nicht immer komfortabel und hin und wieder auch nicht ganz ungefährlich. Vor allem anfangs werden sie manchmal mit Misstrauen konfrontiert, auf dem Segelboot schlägt die Seekrankheit zu, und manche Utopie ist schneller gescheitert als sie verwirklicht werden konnte. Das liegt nicht immer an den Protagonisten, oft ist das Umfeld den Neuen und dem Neuen gegenüber feindlich gesinnt. Nicht so Julia und Lisa Hermes, die alles begierig aufsaugen, was nach besserer Welt klingt. Den Warnungen getrotzt Dabei lassen sich die Schwestern auch von gut gemeinten Warnungen nicht von ihren Plänen abbringen: „In Las Palmas wurden wir vor den Menschen auf Kap Verde gewarnt. Vom Auswärtigen Amt wurden wir vor Chalotteville gewarnt. In Tobago wurden wir vor den Kriminellen in Trinidad gewarnt. In Trinidad wurden wir vor der Gefahr in Venezuela gewarnt. Und in Venezuela wurde uns davon abgeraten, in Kolumbien zu trampen, weil es…
Im Tiroler Wasser-Wanderbuch gibt Uwe Schwinghammer 60 Tourentipps – nicht nur zu Seen, sondern auch zu Wasserfällen und Klammen. Auch wenn in diesem August viel Wasser von oben kommt, es soll auch wieder heißere Tage geben. Und dann ist Erholung am und im Wasser auch beim Wandern gefragt. < Seen, Klammen, Wasserfälle Der Innsbrucker Uwe Schwinghammer kennt die Tiroler Bergwelt, hat er sie doch bei seinen Touren und Wanderungen bis in den hintersten Winkel erforscht. Und natürlich weiß er auch, welche Gewässer sich am besten für einen Sprung ins erfrischende Nass eignen, welche Klammen an heißen Tagen Kühlung versprechen und welche Wasserfälle besonders spektakulär sind wie Schleierwasserfall am Wilden Kaiser. Die Kraft des Wassers Als “Urmutter aller Klammen” gilt die schon seit 1901 touristisch genutzte Wolfsklamm bei Stans, wo das Wasser ganz besonders eindrucksvoll tost und rauscht. Von den hölzernen Brücken und Stegen aus kann man die Kraft des Wassers aus sicherer Entfernung betrachten. Die schönste Klamm-Treppe allerdings ist für Schwinghammer die neue Holztreppe durch eine senkrechte Wand in der Zimmerbergklamm bei Telfs. Am spektakulärsten ist die Klamm im Frühjahr nach der Schneeschmelze, wenn der Griesbach ordentlich Wasser hat, heißt es im Tiroler Wasser-Wanderbuch. Erholung am See Ruhiger ist es…
Ursula Poznanski ist ein Phänomen. Nach Erfolgen mit Jugendbüchern („Erebos“) schreibt die Wienerin auch Erwachsenen-Romane und All-Age-Thriller, die nahezu regelmäßig auf den Bestseller-Listen zu finden sind. Auch Oracle hat das Zeug zum Bestseller, selbst wenn sich in dem spannungsgeladenen Thriller um den jungen Julian einige Ungereimtheiten finden. Die Sache mit den Markern Der 17-Jährige hatte als Kind merkwürdige Visionen. Manche in seiner Klassen hatten merkwürdige „Marker“ am Körper oder im Gesicht, die nur er sehen aber nicht enträtseln konnte. Was sollte die rote Wolke bedeuten, die Verenas Beine verdeckte, was die Nebel, die aus Lars‘ Augen quollen? Julian zog sich ängstlich zurück, wurde gemobbt und fand erst durch Medikamente und Psychotherapie zu einem „normalen“ Leben. Doch bei einem Klassentreffen stellt er schockiert fest, dass Verena im Rollstuhl sitzt. Sollte die rote Wolke auf den späteren Unfall des Mädchens hinweisen? Und was bedeuteten die anderen Marker? Was ist mit der Zukunft? Julian, inzwischen in einem Studentenwohnheim mit dem lebenslustigen Robin und der einfühlsamen Pia befreundet, ist entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und die Tabletten abzusetzen. Womöglich könnten seine Visionen dabei helfen, Schlimmes zu verhindern. Kann er die Zukunft verändern? Die Geister, die er rief… Die Verantwortung lastet schwer…
Brände auf Urlaubsinseln, Murenabgänge in den Bergen, Überschwemmungen, Unwetter: Dieser Sommer lässt ahnen, was der Klimawandel in naher Zukunft bringen könnte. Können wir ihn noch aufhalten, gegensteuern? Das üppig illustrierte Buch „Zukunftsbilder 2045“ macht Mut, sich trotz aller Rückschläge zu engagieren, positive Visionen zu entwerfen. Nicht die viel zitierte Nachhaltigkeit ist das Motto, sondern Regeneration, denn die Ökosysteme des Planeten seien mittlerweile so schwer geschädigt, dass reines Erhalten nicht mehr ausreiche. Es brauche stattdessen „Aufbau, Wiederbelebung, Heilung“. Innovative Ansätze für die Zukunft Was darunter zu verstehen ist, zeigen die folgenden 150 Seiten in leicht verständlichen Texten und eindrucksvollen Bildsimulationen. Weit in die Zukunft reisen müssen die Lesenden nicht. Im Focus steht das Jahr 2045, in dem die Klimaneutralität erreicht werden soll. Doch bis heute fehlen die Visionen, wie Deutschlands Städte fit für die regenerative Zukunft gemacht werden sollen. Das Buch führt eine grünere, lebenswertere Welt 2045 vor Augen und zeigt innovative Ansätze bei Mobilität, Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft. Dabei beziehen sich die Autorinnen und Autoren auch auf bisher schon bestehende Lösungen wie Permakultur und Gemeinwohlbanken. Mehr Grün für die Städte Eine fiktive Journalistin führt die Lesenden durch 17 Städte, die in 20 Jahren eine Verwandlung hin zu mehr Grün und…
Man muss nicht nach Kanada, um wilde Natur zu erleben. Nicht in die Türkei, um bei einer Ballonfahrt einen grandiosen Überblick zu haben. Oder in den Wilden Westen, um das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu empfinden. All diese Abenteuer und noch mehr kann man auch in Deutschland erleben, oft sogar vor der Haustür. Der Lonely-Planet-Bildband „Legendäre Outdoor-Abenteuer in Deutschland“ hat 40 Tipps für Menschen, die Lust haben, an ihre Grenzen zu gehen. Robben-Safari und Sightrunning Von Nord bis Süd ist für alle etwas dabei: Für Tierliebhaber etwa die Robben-Safari im Wattenmeer oder eine Tour mit Lamas und Alpakas im Naturpark Hohes Venn-Eifel. Für Klettermaxe der Hindelanger Klettersteig im Allgäu oder eine Mastenquerung auf dem Hamburger Museumsschiff „Cap San Diego“. Für Adrenalin-Junkies die längste Doppelseilrutsche Europas oder Canyoning in der Allgäuer Starzachklamm. Für Weitwanderer eine Hüttentour von der Isar durchs Karwendelgebirge oder eine Wanderung durch das schleswig-holsteinische Wattenmeer. Für Radfahrer die Route entlang des Grünen Bands. Für Wintersportler Schneeschuhwandern bei Winterberg und für Schnellläufer Sightrunning durch Berlin. Große und kleine Geschichten Natürlich gibt der Band auch Tipps zum Stand-Up-Paddling, zu Hausboot-, Kanu- und Kajaktouren, zu Reiten und Mountainbiking, Wingsurfen und Tauchen. Ja selbst zu Wandern im Dunkeln…
Die Dolomiten gelten nicht nur dem Südtiroler Reinhold Messner als die schönsten Berge der Welt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden die bleichen Berge von Geologen und Mineralogen vermessen und erforscht, von Bergsteigern und Bergsteigerinnen bestiegen und erklettert, von Schriftstellern und Reise-Autorinnen beschrieben, von Malern und Fotografen abgebildet. Ingrid Runggaldier hat in dem dicken Buch „Gezahnt wie der Kiefer eines Alligators“ Zitate berühmter und weniger berühmter Dolomiten-Reisender versammelt und nimmt die Lesenden mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Dolomiten-Erschließung. Bergsteiger und Schriftsteller Dabei begegnen sie nicht nur dem Namensgeber Déodat Guy Sylvain Trancrède Gratet de Dolomieu oder berühmten Bergsteigern wie Paul Preuss, sondern auch Schriftstellern wie Arthur Schnitzler, Robert Musil oder Ernest Hemingway. Vor allem aber treffen sie unternehmungslustige Frauen wie die Britin Amelia Edwards, die ihre Erlebnisse in einem Buch über Wege in den Dolomiten beschrieb. Mutige Gipfelstürmerinnern Diese oft vernachlässigten „Lady travellers“ holt Ingrid Runggaldier aus ihrem Schattendasein. Und so liest man staunend, wie mutig sich schon vor 150 Jahren Frauen den Strapazen von Bergüberquerungen stellten – aus eigener Kraft, wie die Pionierin Jeanne Immink betonte: „Da weibliche Berggymnasten nach einer schwierigen Tour leider nur zu oft verleumdet werden, so möchte ich bemerken, dass ich an…