Mutter und Sohn auf dem Jakobsweg
Reisebücher , Rezensionen / 24. April 2025

Tobias Schlegl ist kein Wanderfreak und doch ist er mit seiner Mutter 173 Kilometer auf dem Jakobsweg gewandert. Warum er sich das antut? Er tat‘s für seine Mutter und er hat es nicht bereut. Denn der Jakobsweg hat zwar beide an ihre Grenzen und manchmal auch darüber hinaus gebracht, er hat aber für auch neues Vertrauen zwischen Mutter und Sohn gesorgt. Der Camino provoziert Schnell muss der Notfallsanitäter Tobias Schlegl feststellen, dass diese lange Wanderung herausfordernder wird als er gedacht hat. Die Übernachtungen in überfüllten und wenig gastfreundlichen Hostels tragen dazu ebenso bei wie das Wetter und die Wegbeschaffenheit. Aber auch die eigene Stimmung wechselt. Beschert der eine Tag ein Stimmungshoch, kann der Start in den nächsten schon von schlechter Laune begleitet sein: „Der Camino provoziert extreme Stimmungsschwankungen. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? … Alles ist ambivalent, wie die Strecke eine große Wellenbewegung.“ Wechselbad der Gefühle Mal sind sich Mutter und Sohn so nah wie seit Jahrzehnten nicht, dann streiten sie wieder über Kleinigkeiten. Mal haben sie das Gefühl, der Weg mache die Menschen freundlich und zugewandt, dann wieder fühlen sie sich fehlt am Platz. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das Tobias Schlegl so ehrlich wie möglich…

Es grünt so grün
Reisebücher , Rezensionen / 22. April 2025

Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel, die Magnolien haben ihre prächtigen Blüten geöffnet. Gärten und Parks blühen auf. Wie Gärtnerinnen und Gartenarchitekten die Landschaft verändern, zeigt der Bildband „Europas grüne Paradiese“ an unterschiedlichsten Beispielen. Ganz oben im Norden, im isländischen Akureyri haben die Frauen Ackerland in den ersten botanischen Garten Islands verwandelt: Lystigardur, nur 50 Kilometer vom Polarkreis entfernt, ist einer der nördlichsten Botanischen Gärten der Welt. Linné-Garten und Giftgarten Und dem Mann, der mit seinem Klassifizierungssystem für Pflanzen die Botanik entscheidend geprägt und an der Universität von Uppsala unterrichtet hat hat, ist der älteste Botanische Garten Schwedens gewidmet: Im Linné-Garten wachsen über 1000 verschiedene Pflanzenarten. Carl von Linné wäre begeistert. Doch man kann nicht allen Pflanzen vertrauen. Im „gefährlichsten Garten der Welt“, dem Poison Garden (Giftgarten) in Alnwick Garden in England sind die toxischen Gewächse versammelt – Schwarze Tollkirsche, Blauer Eisenhut, Riesen-Bärenklau. Kew Gardens und Keukenhof Ein Garten der Superlative und Weltnaturerbe ist ebenfalls in England zu finden: Kew Gardens oder Royal Botanic Gardens in Kew verfügt über die größte Pflanzensammlung der Welt. Auch ein Name, den man kennt, ist der holländische Keukenhof, der mit seiner Tulpenpracht als schönster Frühlingspark der Welt gilt. Monets Seerosen und Gaudis Park…

Die große Freiheit
Reisebücher , Rezensionen / 9. April 2025

Markus Steiner hat sich für ein Leben auf Achse entschieden. Er hat keine feste Adresse, nicht mal ein Handy. „Alles ergibt sich ohne Plan. Jeder Tag ist ein freier Tag, ungewiss, unscharf, ungebändigt, wild.“ Doch dieses freie Leben hat auch seinen Preis, zum Beispiel in der Sahara: „Sie ist ein erbarmungsloser Landstrich. Mit großer Gleichgültigkeit bemächtigst sich die Wüste jedem, der sie durchqueren will. Seit Tagen schon nackter Horizont. Überflutendes Licht. Ein Himmel, der giftig glüht. Beim Schlucken schmecke ich den Sand. Trocken klebt die Zunge an meinem Gaumen.“ Elend und Lebensfreude Steiner ist unterwegs in Afrika – nach Guinea Bissau, wo seine Geliebte Mara auf ihn wartet. In dem Buch „Odyssee nach Westafrika“ beschreibt er seine abenteuerliche Reise, seine Sehnsüchte und Ängste. Er schreibt über die Gefahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, über das Elend der Flüchtlingslager, über eine skrupellose Sandmafia und geschäftstüchtige Chinesen. Über Menschen, die in ihrem Land keine Zukunft für sich sehen und sich von den tödlichen Gefahren einer Flucht nicht abschrecken lassen. Aber auch über pure Lebensfreude. Achterbahn der Gefühle Diese Reise in überfüllten Bussen, im Schmugglerauto mit einem bekifften Fahrer, in verrosteten Taxis und mit freundlichen Helfern ist eine Achterbahn der Gefühle. Und Steiner, der sich…

Neue Marco Polo Reihe im coolen Design
Reisebücher , Rezensionen / 3. April 2025

Mit brandneuen Reiseführer will Marco Polo die Lust aufs Weltentdecken wecken. 30 neue Reiseführer sind schon auf dem Markt und lassen allein vom Titel her ahnen, dass sie anders sind als ihre Vorgänger: näher dran an den Wünschen der modernen Reisenden und am Zeitgeist, jünger im Design, cooler im Inhalt. Die besten Geheimtipps verspricht der Verlag. Wir haben zwei der neuen Führer unter die Lupe genommen: Berlin und die Kanalinseln. Highlights und Bucket List Wenig Überraschendes bieten die Top Highlights im Berlin-Führer. Schon mehr Insider-Wissen verrät da die Bucket-List im Umschlag. Kurz und knapp folgen dann Tipps für die unterschiedlichsten Bedürfnisse – grün, günstig, mit Kindern und typisch Berlin. Immerhin elf Seiten widmen sich den Besonderheiten Berlins. Darunter ist eine Übersicht, aus der man u.a. erfährt, dass in der Hauptstadt 3,9 Millionen Menschen leben und 131.000 Hunde. Inside Berlin Dann geht‘s ans Sightseeing in einzelne Stadtteile und bis nach Potsdam. Es folgen Insider-Tipps zum Essen & Trinken, zum Shoppen & Stöbern, zum Ausgehen & Feiern. Schließlich Erlebnistouren mit dem Fahrrad, per Schiff oder dahin, wo die Mauer stand. Und natürlich dürfen auch Tipps zu Anreise und Öffis nicht fehlen. Für ein paar Tage Berlin findet man auf 180 gut gefüllten…

Europa im Brennglas
Reisebücher , Rezensionen / 19. März 2025

Warum fühlen sie sich nicht als Europäer? Auf der Suche nach Erklärungen für das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler geht Jan Kammann, Lehrer an einer Europaschule, auf eine Reise in deren Heimatländer – nach Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, in die Türkei, nach Ungarn, in die Ukraine und – ja auch das – nach Nordirland. Ein heterogener Kontinent Auch er muss lernen, wie heterogen dieser Kontinent ist, was die einzelnen Nationalitäten voneinander trennt, wie lange Kriege und Konflikte nachhallen – nicht nur im Balkan, auch in Nordirland. Der unkonventionelle Lehrer, der am liebsten in Hostels absteigt und keiner Plauderei aus dem Weg geht, erlebt viel herzliche Gastfreundschaft, stößt aber auch immer wieder an seine Grenzen. Schmerzhafte Erfahrungen Nach dem Erfolg seines Bestsellers „Ein deutsches Klassenzimmer“ lässt sich Jan Kammann auch in diesem Buch gern auf neue Erfahrungen ein, er entdeckt dabei nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch spannende Hintergründe – etwa zum russischen Überfall auf die Ukraine. Hier wird ihm klar, dass für die Menschen damals ihr bisheriges Leben endete und „es nie wieder so sein wird wie es war“. Widersprüchliche Gefühle Das gilt auch für seine Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine: „In den ersten Tagen in der Schule tauschten sie…

Maare, Krimis und viel Geschichte
Reisebücher , Rezensionen / 19. März 2025

Was der Eiffelturm mit der Eifel zu tun hat? Ein Urahn des berühmten Architekten stammte wohl aus der Landschaft, deren Grenzen fließend sind, und deren Schönheit erst relativ spät erkannt wurde. Das gilt nicht für Ralf Kramp. Er ist ein überzeugter Eifeler, das merkt man seiner „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ auch an. Der umtriebige Verleger und Krimi-Autor kennt jede Ecke seiner Heimatregion – nicht nur die Schauplätze der eigenen Krimis. Und in Hillesheim hat er der Eifel mit dem „Deutschen Krimi-Archiv“ eine ganz besondere Attraktion beschert. Eifelkrimi und Hemingway Kein Wunder, dass der Autor auch gern von anderen Autoren erzählt, die in der Eifel tätig waren wie Kramps viel zitierter Freund Jacques Berndorf, der die Eifelkrimis erfand und den Regionalkrimi salonfähig machte. Im Kapitel „Tot überm Zaun“ beschreibt Kramp, wie die Eifel „mit Leichen wirbt“. Sie könnte auch mit anderen Schriftstellern werben, obwohl Hemingway über seinen Aufenthalt in der Eifel wenig schmeichelhaft schrieb: „Eine Gegend, in der es äußerst schwierig war, am Leben zu bleiben, selbst wenn man nichts weiter tat, als dort zu sein.“ Bilderbuch-Orte und Lost Places Auch mit Drehorten könnte die Eifel werben. Nicht nur die Eifel-Praxis wurde hier gedreht, auch für Indiana Jones oder Sönke Wortmanns…

Reise nach Jerusalem
Reisebücher , Rezensionen / 19. März 2025

Jerusalem ist für Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) Moloch und Mythos, Zumutung und Offenbarung: Hier hat der französische Schriftsteller das Gefühl, Christus ganz nahe zu sein, auch wenn die Stadt längst alle Grenzen sprengt. „Die ganze Welt hat sich hier verabredet“, stellt Schmitt in seinem Buch „Jerusalem – Meine Begegnung mit dem Heiligen Land“ fest.  Ungewöhnlich wie dieser meditativ-philosophische Reisebericht ist auch seine Entstehungsgeschichte. Die Bitte des Papstes Denn Papst Franziskus selbst hat Eric-Emmanuel Schmitt gebeten, zum Heiligen Jahr, das derzeit in Rom gefeiert wird, das Heilige Land, Israel, zu bereisen. Zusammen mit einer Gruppe aus Réunion macht sich der Autor auf die Erkundung der heiligen Stätten. Seit einer Art Erweckung im Ahaggar-Gebirge sieht sich Eric-Emmanuel Schmitt als Gläubiger. Deshalb ist es für ihn eine ganz besondere Erfahrung, die Orte zu besuchen, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat. Auch den Ort, an dem er gelitten hat und gestorben ist: Jerusalem. Nazareth heute Doch die ersten Eindrücke sind enttäuschend: „Die einzige Wiege des Außergewöhnlichen ist das Gewöhnliche“ notiert Schmitt nach der Erfahrung im heutigen Nazareth – „mit den Benzinschwaden und den fettigen Ausdünstungen der Fast-Food-Restaurants, dem Geknatter der Mofas und de Gehupe der Busse, dem Gedudel…

Europa im Brennglas
Reisebücher , Rezensionen / 6. März 2025

Warum fühlen sie sich nicht als Europäer? Auf der Suche nach Erklärungen für das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler geht Jan Kammann, Lehrer an einer Europaschule, auf eine Reise in deren Heimatländer – nach Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, in die Türkei, nach Ungarn, in die Ukraine und – ja auch das – nach Nordirland. Heterogener Kontinent Auch er muss lernen, wie heterogen dieser Kontinent ist, was die einzelnen Nationalitäten voneinander trennt, wie lange Kriege und Konflikte nachhallen – nicht nur im Balkan, auch in Nordirland. Der unkonventionelle Lehrer, der am liebsten in Hostels absteigt und keiner Plauderei aus dem Weg geht, erlebt viel herzliche Gastfreundschaft, stößt aber auch immer wieder an seine Grenzen. Wichtige Hintergründe Nach dem Erfolg seines Bestsellers „Ein deutsches Klassenzimmer“ lässt sich Jan Kammann auch in diesem Buch gern auf neue Erfahrungen ein, er entdeckt dabei nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch spannende Hintergründe – etwa zum russischen Überfall auf die Ukraine. Hier wird ihm klar, dass für die Menschen damals ihr bisheriges Leben endete und „es nie wieder so sein wird wie es war“. Zusammen und doch allein Das gilt auch für seine Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine: „In den ersten Tagen in der Schule tauschten…

Reporter, Ringer und Rassisten
Reisebücher , Rezensionen / 27. Februar 2025

„Die Sehnsucht nach Leben“ will Andreas Altmann in seinem neuen Buch mit gesammelten Reportagen verhandeln. Aber natürlich spielt auch da die Sehnsucht nach Liebe mit hinein. Sein Buch erzählt von Frauen und Männern, die „ich beneide und bewundere“. Schließlich hält es der Globetrotter Altmann mit Soeur Emanuelle, die er eingangs zitiert: Le paradis, c‘est les autres – Das Paradies, das sind die anderen. Oben das Geld, unten das Volk Das Leben ist für ihn ein „einmaliges, einzigartiges Geschenk“ und die Liebe zum Leben die „Mutter aller Sehnsüchte“. Diese Sehnsucht stillt Andreas Altmann auf seinen vielen Reisen, bei denen er sich nicht davor scheut, in menschliche Abgründe zu tauchen. Seinem kritischen Auge entgehen auch nicht die sozialen Brüche in glamourösen Städten wie Acapulco: „Oben das Geld, unten das Volk“. Natürlich war es auch schon früher so, im niederländischen Batavia etwa, dem heutigen Jakarta, wo im Keller des ehemaligen Rathauses die Beherrschten vegetierten und drüber die Herrschenden sich in ihren Himmelbetten suhlten. Warnung vor Rassismus Es sind nicht immer Gentlemen, die Andreas Altmann zu seinen Mini-Porträts inspirieren. Es sind Emporkömmlinge wie Du Yuesheng, Mafiosi wie Al Capone, Glücksritter wie Teddy Stauffer. „Sittliche Entrüstung“ ist Altmanns Sache nicht, auch wenn es um Bordelle…

Radabenteuer unter dem Horizont
Reisebücher , Rezensionen / 26. Februar 2025

Das muss man sich erstmal trauen: Mit dem Rad von Kapstadt nach Wien fahren – ohne männliche Begleitung. Tanja Willers und Johanna Hochedlinger haben sich getraut. Aus ihrer 24.100 Kilometer langen Tour sind Blogbeiträge entstanden und daraus das Buch „2 Frauen, 2 Räder, 1 Zelt“. In kurzen, reichlich bebilderten Episoden und mit vielen nützlichen Tipps berichten die beiden Frauen von ihrem Abenteuer. Offenheit und Lernbereitschaft Für all jene, die daran denken, eine ähnliche Reise zu unternehmen, haben sie einen Rat: „Besonders der Versuch, unsere Umwelt nicht andauernd nach mitteleuropäischen Kriterien und Maßstäben zu bewerten und ein gewisses Maß an Offenheit und Lernbereitschaft haben uns beim Eintauchen in neue, oftmals befremdliche Lebenswelten geholfen.“ Befremdliche Einblicke Und Befremdliches haben sie immer wieder erlebt: Beim Einblick in die Kultur der Buren in Südafrika ebenso wie bei der spürbaren Distanz zwischen Schwarzen und Weißen. In der Hitze Namibias, bei der Großwildjagd und bei Begegnungen mit neugierigen Fans. Die beiden haben zwischen Löwen in Botswana gezeltet, in Schulen und verlassenen Hotels. Extreme Erlebnisse Sie haben Elefanteneintopf gegessen, Krokodilsteaks und Kuduwurst. Sie waren auf Schotter unterwegs und auf Sand, im Dschungel und auf Asphalt, sind Berge hoch und runter gefahren und durch brodelnde Städte geradelt. Sie…