Der Gletscherabbruch im Lötschental hat drastisch vor Augen geführt, wie gefährdet und gefährlich unsere Alpen sind. Vielleicht braucht es genau deshalb diesen Alpen-Appell von Georg Bayerle. Der Journalist, Filmemacher und Bergliebhaber führt in seiner Streitschrift drastisch vor Augen, wie massiv die Eingriffe in die Bergnatur sind, um den normalen Tourismusbetrieb zu erhalten. Mehr als Klimawandel Die Alpen gelten als Wasserschloss, sie sind aber auch Natur- und Erholungsraum. Doch nicht nur der Klimawandel bedroht die vielerorts noch vorhandene intakte Bergnatur, auch die Übernutzung durch die Landwirtschaft und den Tourismus macht den Alpen zu schaffen. Bayerle findet dafür erschreckende Beispiele. Grenzen der Bespaßung Rund 80.000 Schneekanonen sind seinen Recherchen nach in Betrieb, um den Skisport auch in Zukunft zu sichern. Doch auch im Sommer droht Ungemach: In Sölden sei der Berg zur „dauerbespielten Plattform der Spaß- und Unterhaltungsindustrie geworden“, ärgert sich der Autor und kritisiert: „Die Nachkommen der Bergbauern haben in zwei Generationen das jahrhundertealte Wertesystem Ihrer Kultur abgeschafft.“ Positive Beispiele Georg Bayerle stellt aber auch klar, dass er keineswegs den Tourismus in den Alpen abschaffen will, auch nicht die Bergbahnen. Aber er mahnt eine vernünftige Begrenzung an. Dazu zitiert er Experten und stellt Lösungsmöglichkeiten sowie positive Beispiele vor. Dem Salzburger Land…
„Die neuen Insider Guides der Oh!-Reisebuchreihe des Folio Verlags für Städte und Regionen erzählen auf authentische und spannende Weise von Orten und Gegenden sowie ihren Menschen. Das überzeugende Qualitätsversprechen des Verlags steht gedruckt auf dem Cover: Mit dem Know-how der Locals.“ So begründet die Jury die Verleihung des International Travel Book Awards für die neue Reihe „Oh! Das Reiselesebuch“. Laut Verlag erzählen die Autorinnen und Autoren darin „mit unverwechselbarem, persönlichem Blick“ viel Hintergründiges. Sanfte Annäherung Das gilt auch für Anita Rossi und „Oh! Italiens Obere Adria“. Die in Südtirol aufgewachsene Autorin, die teils in Brixen, teils in der Lagune von Caorle lebt, kennt sich aus im „vom Wasser geprägten Zwischenreich abseits der bekannten Kulturstädte“. Die Tourismusburgen lässt sie außer acht. Dafür lädt sie in „aus der Zeit gefallene borghi“, zu Strandspaziergängen auf knirschendem Muschelsand und in Unesco-Welterbestätten. Wichtig dabei ist ihr immer eine möglichst sanfte Annäherung, etwa mit Fahrrad oder Boot, auch mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß. Mestre statt Venedig Wie wäre es also mit Birdwatching im Po-Delta oder einem Besuch in Chioggia, „Klein-Venedig, nur ohne Massentourismus“? Die in Venedig bitter vermisste Jugendkultur findet die Autorin in Mestre, wohin es auch viele Venezianer gezogen hat, die in der musealen…
Andreas Englisch lebt seit 40 Jahren in Italien, ist Vatikanexperte und hat schon viele Bücher geschrieben. Allerdings noch keines wie „Alle Wegen führen nach Rom“. „Ich wollte Geschichten erzählen, die mit Gott und dem Land Italien zu tun haben“, sagte der Autor in einem Interview. Das Buch ist eine kulturelle Schnitzeljagd, die in elf Rätseln und einem Minivan von Südtirol nach Rom führt. Die Influencerin Unerwartet lernt der Autor bei einem Auftritt die erfolgreiche Influencerin Sue kennen, mit der er sich gegen seinen Willen auf eine turbulente Pilgerreise in die Ewige Stadt begibt. Woher die Rätsel kommen, wem sie gelten und ob es dabei auch um eine Buße für persönliche Verfehlungen geht, bleibt lange Zeit offen und steigert die Spannung wie bei einem guten Krimi. Das Heilige Jahr In Gesprächen mit Sue, die sich anfangs weder für Religion noch für die italienische Kunst interessiert, klärt Englisch über unbekannte Hintergründe zu bekannten Kunstwerken und zu religiösen Gebräuchen auf. Unter anderem auch darüber, wie die Idee zum Heiligen Jahr entstand – als Geldbeschaffungsmaßnahme von Papst Bonifatius VIII. Die unterschätzten Frauen Während er zunächst mit Sues respektloser Sprache und ihren merkwürdigen Mixer-Posts fremdelt, wächst sein Respekt für die nimmermüde und neugierige Influencerin und…
Urlaub mit Kindern muss nicht aufwändig mit einer langen Reise verbunden sein. Auch in Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, abwechslungsreiche Ferien mit Kindern zu machen. Lonely planet hat in dem übersichtlich gestalteten Band „Wann am besten wohin – Deutschland mit Kids“ über 200 Ideen für Kurztrips, Tagesausflüge aber auch für Familienurlaube zusammengestellt – rund ums Jahr und für jedes Alter und jeden Geldbeutel. Testturm und Mittelalter-Campus Wie wär‘s jetzt im Mai mit einem Besuch des TK Elevator Testturms in Rottweil? Von der höchsten Besucherplattform Deutschlands ist der Ausblick über Landschaft gigantisch. Dabei ist das nur Nebensache. Denn dieser „Turm“ dient mit seinen zwölf Schächten dazu, neue Aufzugstechnologien zu erforschen. Mit 18 Metern pro Sekunde schießen die Aufzügen nach oben oder nach unten. Spektakulär. Von der Zukunft ins Mittelalter: Das Campus Galli in Messkirch lädt zu einer Zeitreise ein. Seit 2013 wird hier an einem Kloster mit Siedlung gebaut – ausschließlich mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts und auf der Basis des St. Galler Klosterplans, der ältesten überlieferten Architekturzeichnung Mitteleuropas. Für Familien gibt es zwischen April und Oktober auch Thementage. Zum Rattenfänger nach Hameln Eine Stocherkahn-Fahrt in Tübingen auf dem Neckar macht nicht nur im Juni Spaß. Das gilt auch für…
In dem schön aufgemachten und reich illustrierten Band „Legendäre Radtouren in Österreich“ präsentiert sich das Nachbarland als Land der Radwege, die zu Tagesausflügen ebenso einladen wie zu Gravelbike-Abenteuern oder zum Radwandern. Die unterschiedlichen Autorinnen und Autoren überzeugen mit einem frischen Blick auf ihre Routen und Insider-Tipps für Nachahmer wie Abkürzungen, alternative Einstiege und natürlich auch Ratschlägen zu Ausrüstung, Naturschutz und Genuss. Klettern und Kultur Bei allen 30 Radtouren geht es weniger um sportliche Leistungen als ums Erleben. So unterschiedlich wie die Insider-Tipps sind auch die drei Hinweise in der abschließenden Rubrik „Was noch?“ Themen sind Wandern, Canyoning, Klettern aber auch um Kulinarik und Kultur. Mal sind die Radelnden mit Gravelbikes unterwegs, mal auf dem Rennrad, dann wieder eher gemütlich mit dem E-Bike. Radfreundliches Wien Unterschiedlich wie die Räder sind auch die Routen dieser Radtouren. Klassiker sind dabei wie der Donauradweg, einer der beliebtesten Fernradwege. Und dann bieten sich auch die österreichischen Städte für Erkundungen mit dem Rad an – Salzburg, Innbruck Graz oder Wien. Allein die Hauptstadt wird von einem 1000 Kilometer langen Radwegenetz durchzogen. Entspannt oder anspruchsvoll Im Buch fängt alles ziemlich anspruchsvoll an – mit der Via Claudia Augusta von Füssen bis zum Reschenpass, dafür mit einem „Bilderbuchpanorama“….
Indien spricht alle Sinne an. Das Land kann man lieben seiner reichen Kultur wegen, man kann es auch hassen wegen des Kastensystems und der immer noch großen Armut. Indien verstört und betört. Der Autor, Fotograf und Songwriter Rainer Thielmann ist dem Zauber Indiens erlegen, den er in seinen Büchern feiert. In „Indien von innen 2“ geht es um „Zauber der Sinne – seliges sein“. Verse in Farbe Dabei verbindet der Autor Fotografien aus dem indischen Alltag mit Poesie. Entsprechend wird hier viel gereimt – zumeist in Kreuz- oder in Paarreimen. Dabei heißt es in dem Gedicht „Busbahnhof 360°“ „Mach dir hier bloß keinen Reim“. Doch Reiner Thielmann mag‘s poetisch. Tatsächlich ist die Annäherung an das schwer fassbare Riesenland unter dem Motto „Verse in Farbe“ nicht ohne Reiz und auch nicht gänzlich kritiklos, etwa in „Halbschwacher“: Müsst ich in deinen Schuhen gehen, dann ging ich barfuß/ Müsst ich‘s mit deinen Augen sehen, weinte ich viel/ Müsste ich deine Kleider tragen, lief ich in Lumpen/ Müsst ich‘s mit deiner Stimme sagen, wüsst ich nicht wie. Ins Innere In sieben Kapiteln versucht der Dichter eine ganz eigene Annäherung an die Magie Indiens, mal melancholisch, mal euphorisch, zwischendurch auch kritisch. Wer sich einlässt auf…
Paolo Rumiz ist ein eigenwilliger Autor, auf Erkundungen bis an den Rand der Welt scheut er keine Strapazen. Das gilt auch für sein neues Buch „Eine Stimme aus der Tiefe“, für das er von den Liparischen Inseln bis ins Friaul die unsicheren Grundfesten Italiens erkundet hat: „Eine Welt, bestehend aus Vulkankratern, Bergwerken, Karstquellen Katakomben, Miasmen, ein Labyrinth von Tunneln, U-Bahnen, Gefängnissen, Krypten mit den Sarkophagen von Heiligen, unerforschten Brunnen, Meeresböden voller Relikte, Waffen aus alten Kriegen…“ Mit Aladins Lampe Rumiz ist den Geheimnissen dieses weitläufigen Labyrinths auf der Spur, dieser Stimme aus der Tiefe, einer „Dark Symphonie“. Er besteigt Vulkane, klettert in Höhlen, besucht die Katakomben in Rom und erkundet still gelegte Bergwerke: „Ich war der Sohn einer bebenden Erde. Ich gehörte zu ihr und wollte einen Blick in ihr Inneres werfen. Mit Aladins Lampe hineingehen.“ Trip durch die Tiefe Und weil Paolo Rumiz auch ein großartiger Erzähler ist, kann er über seine Entdeckungen so spannend schreiben, dass man ihm auf seinem Trip durch die Tiefe nur zu gern folgt. Da tun sich allerdings noch mehr Abgründe auf, die der Autor beim Namen nennt: Die mafiösen Strukturen beim Wiederaufbau nach Erdbeben oder die Empathielosigkeit der Gesellschaft in der Flüchtlingsfrage. Dazu…
Einem „einzigartigen Ort“, der Hallig Hooge, hat der Journalist Jan Keith seine Kolumnen in der Zeitschrift „mare“ gewidmet. 37 persönliche Hooge-Geschichten liegen nun gesammelt unter dem Titel „Meine Hallig Hooge“ in einem von Orlando Hoetzel charmant illustrierten Büchlein vor. Verfasst wurden sie zwischen 2018 und 2024 – fast 30 Jahre, nachdem Jan Keith eine unbeschwerte und unvergessliche Musikfreizeiten auf der Hallig genossen hatte. Aliens auf Hooge Für die Kolumnen ist er in die Welt zurückgekehrt, „in der ich mich fühlte wie ein junger Könige bei der Mannwerdung“. Diese enge Beziehung prägt auch seine heutige Sicht auf die Hallig, auf der gerade mal 100 Menschen leben, darunter Katja Just, die aus Bayern auf die Hallig kam und dort zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Leicht war der Einstieg nicht, wie Just dem Journalisten verrät. Und Keith kann es nachvollziehen: „Wir sind zwei Aliens auf Hooge.“ Dorf ohne Sheriff Kein Wunder, die isolierte Lage der Hallig schweißt die Menschen zusammen. Da tun sich Fremde schwer mit der Integration. Kleinlich sind die Hooger zwar nicht, was kleine Vergehen angeht – „Hooge ist wie ein Dorf ohne Dorfsheriff“. Aber wer hier heimisch werden will, braucht schon einen langen Atem und viel Verständnis für die Traditionen. Oder…
Tobias Schlegl ist kein Wanderfreak und doch ist er mit seiner Mutter 173 Kilometer auf dem Jakobsweg gewandert. Warum er sich das antut? Er tat‘s für seine Mutter und er hat es nicht bereut. Denn der Jakobsweg hat zwar beide an ihre Grenzen und manchmal auch darüber hinaus gebracht, er hat aber für auch neues Vertrauen zwischen Mutter und Sohn gesorgt. Der Camino provoziert Schnell muss der Notfallsanitäter Tobias Schlegl feststellen, dass diese lange Wanderung herausfordernder wird als er gedacht hat. Die Übernachtungen in überfüllten und wenig gastfreundlichen Hostels tragen dazu ebenso bei wie das Wetter und die Wegbeschaffenheit. Aber auch die eigene Stimmung wechselt. Beschert der eine Tag ein Stimmungshoch, kann der Start in den nächsten schon von schlechter Laune begleitet sein: „Der Camino provoziert extreme Stimmungsschwankungen. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? … Alles ist ambivalent, wie die Strecke eine große Wellenbewegung.“ Wechselbad der Gefühle Mal sind sich Mutter und Sohn so nah wie seit Jahrzehnten nicht, dann streiten sie wieder über Kleinigkeiten. Mal haben sie das Gefühl, der Weg mache die Menschen freundlich und zugewandt, dann wieder fühlen sie sich fehlt am Platz. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das Tobias Schlegl so ehrlich wie möglich…
Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel, die Magnolien haben ihre prächtigen Blüten geöffnet. Gärten und Parks blühen auf. Wie Gärtnerinnen und Gartenarchitekten die Landschaft verändern, zeigt der Bildband „Europas grüne Paradiese“ an unterschiedlichsten Beispielen. Ganz oben im Norden, im isländischen Akureyri haben die Frauen Ackerland in den ersten botanischen Garten Islands verwandelt: Lystigardur, nur 50 Kilometer vom Polarkreis entfernt, ist einer der nördlichsten Botanischen Gärten der Welt. Linné-Garten und Giftgarten Und dem Mann, der mit seinem Klassifizierungssystem für Pflanzen die Botanik entscheidend geprägt und an der Universität von Uppsala unterrichtet hat hat, ist der älteste Botanische Garten Schwedens gewidmet: Im Linné-Garten wachsen über 1000 verschiedene Pflanzenarten. Carl von Linné wäre begeistert. Doch man kann nicht allen Pflanzen vertrauen. Im „gefährlichsten Garten der Welt“, dem Poison Garden (Giftgarten) in Alnwick Garden in England sind die toxischen Gewächse versammelt – Schwarze Tollkirsche, Blauer Eisenhut, Riesen-Bärenklau. Kew Gardens und Keukenhof Ein Garten der Superlative und Weltnaturerbe ist ebenfalls in England zu finden: Kew Gardens oder Royal Botanic Gardens in Kew verfügt über die größte Pflanzensammlung der Welt. Auch ein Name, den man kennt, ist der holländische Keukenhof, der mit seiner Tulpenpracht als schönster Frühlingspark der Welt gilt. Monets Seerosen und Gaudis Park…