Warum fühlen sie sich nicht als Europäer? Auf der Suche nach Erklärungen für das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler geht Jan Kammann, Lehrer an einer Europaschule, auf eine Reise in deren Heimatländer – nach Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, in die Türkei, nach Ungarn, in die Ukraine und – ja auch das – nach Nordirland. Ein heterogener Kontinent Auch er muss lernen, wie heterogen dieser Kontinent ist, was die einzelnen Nationalitäten voneinander trennt, wie lange Kriege und Konflikte nachhallen – nicht nur im Balkan, auch in Nordirland. Der unkonventionelle Lehrer, der am liebsten in Hostels absteigt und keiner Plauderei aus dem Weg geht, erlebt viel herzliche Gastfreundschaft, stößt aber auch immer wieder an seine Grenzen. Schmerzhafte Erfahrungen Nach dem Erfolg seines Bestsellers „Ein deutsches Klassenzimmer“ lässt sich Jan Kammann auch in diesem Buch gern auf neue Erfahrungen ein, er entdeckt dabei nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch spannende Hintergründe – etwa zum russischen Überfall auf die Ukraine. Hier wird ihm klar, dass für die Menschen damals ihr bisheriges Leben endete und „es nie wieder so sein wird wie es war“. Widersprüchliche Gefühle Das gilt auch für seine Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine: „In den ersten Tagen in der Schule tauschten sie…
Was der Eiffelturm mit der Eifel zu tun hat? Ein Urahn des berühmten Architekten stammte wohl aus der Landschaft, deren Grenzen fließend sind, und deren Schönheit erst relativ spät erkannt wurde. Das gilt nicht für Ralf Kramp. Er ist ein überzeugter Eifeler, das merkt man seiner „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ auch an. Der umtriebige Verleger und Krimi-Autor kennt jede Ecke seiner Heimatregion – nicht nur die Schauplätze der eigenen Krimis. Und in Hillesheim hat er der Eifel mit dem „Deutschen Krimi-Archiv“ eine ganz besondere Attraktion beschert. Eifelkrimi und Hemingway Kein Wunder, dass der Autor auch gern von anderen Autoren erzählt, die in der Eifel tätig waren wie Kramps viel zitierter Freund Jacques Berndorf, der die Eifelkrimis erfand und den Regionalkrimi salonfähig machte. Im Kapitel „Tot überm Zaun“ beschreibt Kramp, wie die Eifel „mit Leichen wirbt“. Sie könnte auch mit anderen Schriftstellern werben, obwohl Hemingway über seinen Aufenthalt in der Eifel wenig schmeichelhaft schrieb: „Eine Gegend, in der es äußerst schwierig war, am Leben zu bleiben, selbst wenn man nichts weiter tat, als dort zu sein.“ Bilderbuch-Orte und Lost Places Auch mit Drehorten könnte die Eifel werben. Nicht nur die Eifel-Praxis wurde hier gedreht, auch für Indiana Jones oder Sönke Wortmanns…
Jerusalem ist für Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) Moloch und Mythos, Zumutung und Offenbarung: Hier hat der französische Schriftsteller das Gefühl, Christus ganz nahe zu sein, auch wenn die Stadt längst alle Grenzen sprengt. „Die ganze Welt hat sich hier verabredet“, stellt Schmitt in seinem Buch „Jerusalem – Meine Begegnung mit dem Heiligen Land“ fest. Ungewöhnlich wie dieser meditativ-philosophische Reisebericht ist auch seine Entstehungsgeschichte. Die Bitte des Papstes Denn Papst Franziskus selbst hat Eric-Emmanuel Schmitt gebeten, zum Heiligen Jahr, das derzeit in Rom gefeiert wird, das Heilige Land, Israel, zu bereisen. Zusammen mit einer Gruppe aus Réunion macht sich der Autor auf die Erkundung der heiligen Stätten. Seit einer Art Erweckung im Ahaggar-Gebirge sieht sich Eric-Emmanuel Schmitt als Gläubiger. Deshalb ist es für ihn eine ganz besondere Erfahrung, die Orte zu besuchen, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat. Auch den Ort, an dem er gelitten hat und gestorben ist: Jerusalem. Nazareth heute Doch die ersten Eindrücke sind enttäuschend: „Die einzige Wiege des Außergewöhnlichen ist das Gewöhnliche“ notiert Schmitt nach der Erfahrung im heutigen Nazareth – „mit den Benzinschwaden und den fettigen Ausdünstungen der Fast-Food-Restaurants, dem Geknatter der Mofas und de Gehupe der Busse, dem Gedudel…
Warum fühlen sie sich nicht als Europäer? Auf der Suche nach Erklärungen für das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler geht Jan Kammann, Lehrer an einer Europaschule, auf eine Reise in deren Heimatländer – nach Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, in die Türkei, nach Ungarn, in die Ukraine und – ja auch das – nach Nordirland. Heterogener Kontinent Auch er muss lernen, wie heterogen dieser Kontinent ist, was die einzelnen Nationalitäten voneinander trennt, wie lange Kriege und Konflikte nachhallen – nicht nur im Balkan, auch in Nordirland. Der unkonventionelle Lehrer, der am liebsten in Hostels absteigt und keiner Plauderei aus dem Weg geht, erlebt viel herzliche Gastfreundschaft, stößt aber auch immer wieder an seine Grenzen. Wichtige Hintergründe Nach dem Erfolg seines Bestsellers „Ein deutsches Klassenzimmer“ lässt sich Jan Kammann auch in diesem Buch gern auf neue Erfahrungen ein, er entdeckt dabei nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch spannende Hintergründe – etwa zum russischen Überfall auf die Ukraine. Hier wird ihm klar, dass für die Menschen damals ihr bisheriges Leben endete und „es nie wieder so sein wird wie es war“. Zusammen und doch allein Das gilt auch für seine Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine: „In den ersten Tagen in der Schule tauschten…
„Die Sehnsucht nach Leben“ will Andreas Altmann in seinem neuen Buch mit gesammelten Reportagen verhandeln. Aber natürlich spielt auch da die Sehnsucht nach Liebe mit hinein. Sein Buch erzählt von Frauen und Männern, die „ich beneide und bewundere“. Schließlich hält es der Globetrotter Altmann mit Soeur Emanuelle, die er eingangs zitiert: Le paradis, c‘est les autres – Das Paradies, das sind die anderen. Oben das Geld, unten das Volk Das Leben ist für ihn ein „einmaliges, einzigartiges Geschenk“ und die Liebe zum Leben die „Mutter aller Sehnsüchte“. Diese Sehnsucht stillt Andreas Altmann auf seinen vielen Reisen, bei denen er sich nicht davor scheut, in menschliche Abgründe zu tauchen. Seinem kritischen Auge entgehen auch nicht die sozialen Brüche in glamourösen Städten wie Acapulco: „Oben das Geld, unten das Volk“. Natürlich war es auch schon früher so, im niederländischen Batavia etwa, dem heutigen Jakarta, wo im Keller des ehemaligen Rathauses die Beherrschten vegetierten und drüber die Herrschenden sich in ihren Himmelbetten suhlten. Warnung vor Rassismus Es sind nicht immer Gentlemen, die Andreas Altmann zu seinen Mini-Porträts inspirieren. Es sind Emporkömmlinge wie Du Yuesheng, Mafiosi wie Al Capone, Glücksritter wie Teddy Stauffer. „Sittliche Entrüstung“ ist Altmanns Sache nicht, auch wenn es um Bordelle…
Das muss man sich erstmal trauen: Mit dem Rad von Kapstadt nach Wien fahren – ohne männliche Begleitung. Tanja Willers und Johanna Hochedlinger haben sich getraut. Aus ihrer 24.100 Kilometer langen Tour sind Blogbeiträge entstanden und daraus das Buch „2 Frauen, 2 Räder, 1 Zelt“. In kurzen, reichlich bebilderten Episoden und mit vielen nützlichen Tipps berichten die beiden Frauen von ihrem Abenteuer. Offenheit und Lernbereitschaft Für all jene, die daran denken, eine ähnliche Reise zu unternehmen, haben sie einen Rat: „Besonders der Versuch, unsere Umwelt nicht andauernd nach mitteleuropäischen Kriterien und Maßstäben zu bewerten und ein gewisses Maß an Offenheit und Lernbereitschaft haben uns beim Eintauchen in neue, oftmals befremdliche Lebenswelten geholfen.“ Befremdliche Einblicke Und Befremdliches haben sie immer wieder erlebt: Beim Einblick in die Kultur der Buren in Südafrika ebenso wie bei der spürbaren Distanz zwischen Schwarzen und Weißen. In der Hitze Namibias, bei der Großwildjagd und bei Begegnungen mit neugierigen Fans. Die beiden haben zwischen Löwen in Botswana gezeltet, in Schulen und verlassenen Hotels. Extreme Erlebnisse Sie haben Elefanteneintopf gegessen, Krokodilsteaks und Kuduwurst. Sie waren auf Schotter unterwegs und auf Sand, im Dschungel und auf Asphalt, sind Berge hoch und runter gefahren und durch brodelnde Städte geradelt. Sie…
Poetisch und empathisch erzählt die irische Autorin und Booker-Preisträgerin Anne Enright in ihrem neuen Roman „Vogelkind“ von Mutter und Tochter, die um ihre Selbstermächtigung ringen. Dabei wechselt Enright fast sprunghaft die Perspektiven zwischen der Tochter Nell, ihrer Mutter Carmel und deren Vater Phil. Der später mit seinen Gedichten berühmt gewordene Ire hat seine Familie verlassen, als seine Frau an Krebs erkrankte. Im Stich gelassen Kein Wunder also, dass die Beziehung kompliziert ist. Carmel ist das Vogelkind aus dem gleichnamigen Roman und zugleich eine Figur aus einem Gedicht des Vaters: „Das Vogelkind/Sah heraus/Aus der Höhle/Meiner Faust/Und hielt still“. Die Kleine ist Phils Liebling, auch wenn er schon im Gedicht den Abschied vorwegnimmt: „Der Rückstoß/Kaum zu spüren/Als sie aufstieg/Weg von mir“. Doch für Carmel war es der Vater, der sie im Stich gelassen hat. Und so fühlt sie sich auch als Erwachsene, unfähig für Beziehungen. Die scheinbar flatterhafte Tochter Nell scheint diese Unfähigkeit geerbt zu haben und sucht sich die falschen Männer aus. Komplexes Beziehungsgeflecht Mit dem Wechsel an Perspektiven, die sie auch stilistisch unterschiedlich gestaltet, lädt Anne Enright die Lesenden dazu ein, die Lebensentwürfe der Protagonisten zu vergleichen. Nell, die ihr Geld mit dem Schreiben von Reisetexten über Länder verdient, die…
Die Idee ist gut, die Umsetzung überzeugend: lonely planet will mit der neuen Reiseführer-Reihe „Entdecke…“ Spontanreisende ansprechen, die in kurzer Zeit viel erleben wollen. Im Januar sind bereits sieben Ausgaben erschienen: Australien, Frankreich, Irland, Japan, Kroatien, Paris und Thailand. Guinness und Gälisch Im ersten Teil beschäftigen sie sich mit den Besonderheiten des Reiselands. In Irland gehören beispielsweise das Guinness dazu, die gälische Kultur, die Dichter. In Frankreich natürlich Gastronomie und Kunst. Auf die Besonderheiten zu jeder Jahreszeit folgen ausführliche Reiseplaner für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Danach Fakten übers Reiseland und Tipps zum Lesen, Hören und Sehen – auch in den Social Media. Da wäre es schön gewesen, wenn auch ein deutsches Blog oder ein deutscher Insta-Account genannt worden wären. Nachhaltig und regional Im Folgenden geht es dann mehr in die Tiefe der einzelnen Regionen, ehe das Buch mit praktischen Tipps und einer Reisekarte endet. Dem Zeitgeist entsprechend finden sich unter den Tipps auch Hinweise zum nachhaltigen Reisen und zu regionalen Souvenirs. Das Ganze ist gut gegliedert und einladend aufgemacht mit Karten, Bildern, Insider-Tipps und netten Side-Storys. Abenteuer in Irland Da locken im Irland-Band Murals und Street Art, Gälische Sportarten oder der Himmelsgarten von James Turrell. Da begegnet man Irlands Piratenkönigin Grace…
Nicht weniger als eine „Lebensliste für den Weltreisenden“ soll die Neuauflage der „1000 Places to see before you die“, der 1000 Plätze, die man vor dem Tod gesehen haben sollte, sein. Patricia Schulz hat dafür die Erstauflage 2003 „komplett auseinander genommen“, neue Ziele aufgenommen und die Infos aktualisiert. Neu hinzugekommen sind zum Beispiel Ghana oder Nicaragua. Was geblieben ist, ist der Anspruch, auf 1200 dicht bedruckten Seiten „eine bunte Mischung der Wunder dieser Welt“ zu zeigen. Zehn Seiten Deutschland So richtig viel über die einzelnen Ziele kann man allerdings nicht erwarten. Mehr als eine Seite ist nicht drin, wenn man die ganze Reisewelt in einem Buch wiederfinden will. Oder zumindest das, was die Herausgeberin als die wichtigsten Sehenswürdigkeiten betrachtet. Für Deutschland hat sie zehn Seiten übrig – etwa ebenso viele wie für Irland. Unklare Gliederung Wesentlich mehr Platz nimmt mit gut 30 Seiten England ein, allein London füllt sechs Seiten. Hinzu kommen eigene Bereiche für Nordirland (drei Seiten), Wales (acht Seiten) und Schottland (zehn Seiten). Wobei unklar bleibt, warum zwischen diesen unterschiedlichen Teilen Großbritanniens andere europäische Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Österreich und die Schweiz stehen müssen. Manchmal beginnt das neue Land nicht einmal mit einer neuen Seite. Das…
Ihre Deutschlandumrundung sollte etwas besonderes sein: Joyce Hübner ist Läuferin aus Leidenschaft und liebt Marathons. Warum also nicht Deutschland in Marathons umrunden? 2023 ist sie gestartet und hat in 140 Tagen 5200 Kilometer und 57.000 Höhenmeter geschafft – in 120 Marathons. Das hat die junge Frau, die im Internet als runninggirl.joyce bekannt ist, immer wieder an ihre Grenzen gebracht, ihr aber auch ganz neue Einsichten und Ausblicke vermittelt. Verliebt ins Allgäu Von Zäunen, Felsbrocken und Grenzsteinen hat sie sich auf ihrem langen Weg nicht aufhalten lassen, auch nicht von Kühen und anderem Getier. Sie hat sich in die Allgäuer Landschaft, in die Berge und allgemein in das Bundesland Bayern verliebt: „Auch wenn ich mich auf den Rundwegen um die Seen immer wieder durch Menschenmassen bewegen muss – hier zu sein ist Balsam für die Seele. Vor allem, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte, das ganze Märchenland Allgäu in geballter Form präsentiert zu bekommen.“ Trübe Tage, schlechtes Gewissen Es gab aber auch trübe Tage, an denen sie an sich selbst zweifelte, an denen sie geschwächt auf die Piste ging oder sich im Fels verirrte. Das „megaschlechte Gewissen“ quälte sie dann wohl zurecht, weil sie nicht nur sich selbst, sondern auch…