Die französischen Kritiker kürten Drago Jancars Roman „Die Nacht, als ich sie sah“ zum besten fremdsprachigen Roman des Jahres, auf der ORF-Bestenliste steht das Buch des slowenischen Autors, das ins Jugoslawien des Jahres 1944 zurückführt und auf einer wahren Begebenheit beruht, im Dezember auf Platz 1. Zu Recht: Jancar hat einen raffiniert konstruierten Roman um das Schicksal der jungen, kapriziösen Veronika geschrieben, in dem es um Liebe und Verrat geht, um die Lust am Leben in Zeiten des Krieges und um die seelische Verrohung der Kämpfer auf allen Seiten. In einer Winternacht holt eine Gruppe von Tito-Partisanen die junge Frau und ihren Mann, der sowohl zu den Deutschen wie auch zu den Partisanen Kontakt hält, aus ihrer Burg in Oberkrain. Seither verlieren sich die Spuren der beiden, aber es gibt Gerüchte zu ihrem Verschwinden. Aus den Erinnerungen von fünf Personen, die Veronika auf unterschiedliche Weise nahe waren, setzt Jancar das Bild einer lebenshungrigen aber auch naiven Frau zusammen. Die Reihenfolge dieser sehr persönlichen Sichtweisen bringt immer neue Facetten und „Wahrheiten“ ans Tageslicht und führt schließlich zur Aufklärung des Falles. Am wenigsten kann Major Stevo dazu beitragen. Der Kavallerieoffizier des serbischen Königs, um dessentwillen Veronika für einige Zeit ihren Ehemann verließ,…
In Jerusalem hatte die Spiritualität der Chassidim, der orthodoxen Juden, sie fasziniert, die Gemeinschaft, in der sie sich und ihre Liebe zu Chaim aufgehoben fühlte. In London, wo Chaim als angesehener Rabbi tätig ist und nach den Buchstaben jüdischer Gesetze lebt, wird es für Rebekka zunehmend schwerer, diese Faszination nach zu empfinden. Vor allem nach einer Fehlgeburt, bei der Chaim als Mann kläglich versagt hat. Mit seiner Rigorosität zerstört er auch das Leben seines Sohnes Avromi, der sich nach den Freiheiten sehnt, die seine nicht-jüdischen Mitstudenten genießen. Während Avromis Freund Baruch um das Mädchen Chani wirbt, macht Avromi erste sexuelle Erfahrungen mit der selbstbewussten Shola und stellt sich damit außerhalb der jüdischen Gemeinde. Was die denkt, ist das Wichtigste. Daran halten sich alle in Eve Harris Romandebüt „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“. Auch Chanis und Baruchs Eltern leben nach den strikten Regeln dieser Gemeinde. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, in der jede Indidualität im Keim erstickt wird, in der jeder Zweifel schon als Rebellion gilt. Wie soll da eine Liebe gedeihen? Chani und Baruch müssen vor ihrer Hochzeit gegen die Widerstände ihrer Familien kämpfen und nach der Hochzeit darum, zu einander zu finden. Wie einfühlsam Eve Harris die Probleme der…