Wenn die Sonne vom Himmel brennt, träumen viele vom Sprung ins kalte Wasser. Nicht in einem Schwimmbad, sondern in der freien Natur. Baden in einem See, einem Fluss, womöglich unter einem Wasserfall. Wildschwimmen“ heißt das bei lonely planets „Happy Places“. 60 solcher Wildbadeplätze in aller Welt stellt der gleichnamige Bildband vor. Nichts für Warmduscher Wildschwimmen ist nichts für Warmduscher, denn so ein See kann ganz schön kühl sein, ein Fluss hin und wieder eiskalt. Aber gerade das kalte Wasser verschafft Glücksgefühle, wenn sich der Herzschlag beschleunigt. Ins Ungewisse sollte man dennoch nicht springen. Gerade an Wildwassern ist Vorsicht angesagt. Dafür kann man beim Schwimmen die Natur erleben – etwa in Gezeitentümpeln oder in Quellwassergumpen. „Wenn ich schwimme, komme ich mir selbst am nächsten“, schreibt die Wildbaderin Freya Bromley im Vorwort. Vom Wasserfall bis zur Salz-Lagune Wie wäre es also mit einem Bad unter den Grandes Cascades d‘Akchour in Marokko, mit Schwimmen in den Sonnenuntergang in Tansania, Abhängen im Hierve El Agua in der Sierra Madre de Oaxaca in Mexiko, einem Salzbad in den Lagunas Escondididas de Baltinache in Chiles Atacama Wüste oder einer Wassermassagen in den Mayfield Falls auf Jamaica? Wildschwimmen in der Stadt Zu weit weg, zu exotisch? Auch…
Manchmal hat man bei dem amerikanischen Autor T.C. Boyle das Gefühl, er könne Dinge vorhersagen. In seinem neuen Buch versammelt er unter dem Titel „I walk between the raindrops“ 13 Kurzgeschichten, die der TV-Kritiker Denis Scheck als „starke Geschichten für heftige Zeiten“ bezeichnet. Und gleich in der ersten – Titel gebenden – Geschichte nimmt er vorweg, was vor kurzem im Schweizer Graubünden die Menschen aufgeschreckt hat: „Die riesigen Niederschlagsmengen ließen eine Mure abgehen, die alles, was auf ihrem Weg zum Meer lag, vor sich herschob: Häuser, Wagen, Bäume, Felsblöcke und dreiundzwanzig meiner Nachbarn, die in den darauffolgenden dunklen, kalten, knirschenden Stunden unter Erdmassen begraben und getötet wurden.“ Geschichten aus dem Alltag Wie macht der Mann das? Ganz einfach, Boyle schöpft in dieser apokalyptischen Geschichte aus dem eigenen Erleben. Was der Klimawandel, eines seiner Herzensthemen, gerade bei uns anrichtet, hat Kalifornien schon erlebt. Und der Amerikaner war schon immer ein kritischer Beobachter der gegenwärtigen Entwicklungen. Daraus entstehen dann so köstlich-bösartige Alltagsgeschichten wie „Die Wohnung“, in der eine alte Frau, die einfach nicht sterben will, den Mann in den Wahnsinn treibt, der sie über den Tisch ziehen wollte. Oder die beängstigende Beschreibung einer Zugfahrt, in der eine allein reisende Frau einem Incel…
Donna Leon hat es selten eilig, zum Kern der Kriminalgeschichte zu kommen. Ihre Romane um Commissario Brunetti sind auch immer weniger Krimis als Geschichten, die in Venedig spielen. Gesellschaftskritik wird der erfolgreichen Autorin dabei immer wichtiger. Das gilt auch für den 33. Fall, den der zunehmend frustrierte Commissario zu bearbeiten hat. Der Terror der Babygangs Alles beginnt mit den „Babygangs“, die sich in Venedig gegenseitig terrorisieren und mit ihren Umtrieben auch die Venezianerinnen und Venezianer verunsichern. Brunettis Kollegin, die schöne Neapolitanerin Claudia Griffoni, wird bei einem Einsatz unfreiwillig in so eine Auseinandersetzung hineingezogen, nachdem die Polizei eine der Gangs aufgegriffen hat. Griffoni übernimmt dabei die Verantwortung für den jungen Orlando, der als einziger nicht von seinem Vater abgeholt wird. Von diesem Vater, Dario Monforte, der vor langer Zeit als „Held von Nasiriya“ gefeiert wurde, und seinem fatalen Erbe werden die Lesenden noch öfter hören. Eine echte Feuerprobe Es beginnt also alles eher harmlos, die Handlung nimmt nur ganz langsam Fahrt auf. Aber ab dem zweiten Drittel kommt die gewiefte Autorin so richtig zur Sache und am Ende gelingt ihr ein filmreifer Showdown, der den Titel „Feuerprobe“ mehr als rechtfertigt. Dabei kommt Monforte, dessen unschöne Rolle im Irak-Krieg Brunetti und Griffoni…
Chris Whitaker, der ehemalige Finanztrader, hat mit seinem Debüt „Von hier bis zum Anfang“ international Aufsehen erregt. Auch der neue Roman „In den Farben des Dunkels“ hat das Zeug zum Bestseller. Joseph, den alle nur Patch nennen, ist mit nur einem Auge auf die Welt gekommen. Das Defizit machte der kleine Junge zu seinem Markenzeichen – mit einer Augenklappe wird er zum „Pirat“. Was ihn nicht vor Mobbing bewahrt. Doch seine beste Freundin, Saint, ist immer für ihn da – wie er für sie: „Am nächsten Tage klaute Chuck Bradley ihr die Steinschleuder aus der Tasche, zerbrach sie in zwei Hälften und stieß Saint zu Boden. Patch baute sich vor dem größeren Jungen auf und schlug mit seiner kleinen geballten Faus zu. Immer schlug er als Erster zu. Chucks Freunde stürzten sich auf ihn und prügelten immer noch auf ihn ein, als der Kampf schon längst entschieden war. „Das war dumm,“ sagte Saint, half ihm auf die Beine und tupfte ihm das Blut von der Lippe. „Du bist alles, was ich habe“, sagte er. Und sie dachte, mehr als mich wirst du nicht brauchen.“ Licht in der Dunkelheit Recht hat sie, denn als Patch als 13-Jähriger entführt wird, ist sie…
Claudia Schallauer ist seit fünf Jahren überzeugt vom Weitwandern, für sie „die erfüllendste und auch ehrlichste Art, eine Region, ihre Natur und Menschen kennenzulernen“. Sie weiß aber auch, dass Weitwandern nicht ganz so einfach ist. Nicht für alle ist das Tragen des schweren Gepäcks eine Option, manche gehen lieber allein, andere lieber in Gesellschaft. Die einen mögen‘s einfach, die anderen komfortabel. Vier Fernwege in Österreich Schallauers Buch „Sehnsucht Weitwandern“ wendet sich an Einsteiger und geübte Wandernde und stellt vier Fernwege in Österreich für die unterschiedlichsten Ansprüche vor – mit und ohne Gepäcktransport, auch sternförmige Wanderungen und Seitensprünge an den Wegen. Reichlich Service auch für Einsteiger Dabei wird der Planung und Organisation viel Platz eingeräumt, damit das Weitwander-Projekt nicht in Stress ausartet. Und ganz ungeübt sollte man sich nicht ans Weitwandern machen: „Je mehr du dich ganzjährig bewegst, desto mehr Freude wirst du am Weitwandern haben“, schreibt Schallauer. Selbst Tipps zum richtigen Fotografieren fehlen im ausführlichen Service-Teil nicht. Lebensweisheiten am Johannesweg Der erste Weitwanderweg, den Claudia Schallauer danach vorstellt, ist der Johannesweg im Mühlviertel, ihrer Ansicht nach „die perfekte Option, um sich selbst als Weitwanderer kennenzulernen“. Die vier Etappen des 84 Kilometer langen Trails sind zwischen elf und 25 Kilometer lang…
Anna Mitgutsch ist eine außergewöhnliche Autorin, die zu Recht zu den festen Größen im Literaturbetrieb zählt. An ihrem Buch „Unzustellbare Briefe“ hat sie lange gearbeitet und auch mit der Veröffentlichung gezögert. Denn in den 18 Briefen dieses Buches schaut sie zurück auf ihr eigenes, bewegtes Leben und auf die Freunde und Freundinnen, die sie begleiteten. Es ist ein Blick zurück, der weder sie selbst noch die anderen schont – angefangen bei der Großmutter über die erste große Liebe bis hin zum langjährigen Lektor und einer Freundin, die zur Rivalin wurde. Zur Literatur Im Brief an den geschätzten Lektor geht es auch um den Literaturbetrieb: „Diese Branche richtet sich selbst zugrunde, urteiltest du über den Literaturbetrieb. Du beklagtest die zerstörerischen Kräfte, die so sehr zugenommen hätten, die Sensationslüsternheit, die Fixierung auf Verkäuflichkeit, auf Zahlen und Bestsellerlisten… Es ist eine versunkene literarische Welt, der ich nachtrauere, schriebst du gegen Ende deines Lebens.“ Zum Reisen In diesen sehr persönlichen, teilweise auch unverhohlen vorwurfsvollen Briefen finden auch Mitgutschs Reisen ihren Niederschlag. Aber vor allem geht es immer wieder um die Schriftstellerin und ihren Platz in der Welt. Wobei die Autorin beim Studium und beim Reisen ihre Grenzen auslotete – aber auch in den Freundschaften,…
„Kein Mensch kommt nach Föhr, weil es hier schick und modern ist“, schreibt die Journalistin Susanne Fischer in ihrem sehr persönlichen Buch über die nordfriesische Urlaubsinsel. Ihr erster Besuch auf Föhr galt denn auch weniger der Insel als dem Mann, mit dem sie ihr weiteres Leben teilen würde. Rungholt und die Große Mandräke Auch die Liebe zu Föhr teilen die beiden fortan. Sie werden Nebensaison-Urlauber, „denn im Sommer ist es schön, aber voll“. Nach und nach erschließt sich der Autorin das Inselleben. Sie erfährt, das Föhr lange dänisch war und dass das dänische Königshaus Wyk in Mode brachte. Sie macht lange Wattwanderungen, weil sie von diesem Ökosystem fasziniert ist. Sie liest sich ein in die Geschichte von Rungholt und erfährt, dass die „Geestinseln“ Föhr, Sylt und Amrum durch die erste „Große Mandräke“, eine historische Sturmflut, entstanden sind. Neue Heimat Föhr Und sie begegnet Menschen, die Föhr ihre Heimat nennen: Eine junge Modedesignerin und ihr Mann, der Kaffee röstet. Ein Designer und Ausstellungsmacher, der nebenbei noch eine Zeitung herausgibt. Ein Verleger von außergewöhnlichen Audiopublikationen. Föhr scheint Menschen mit innovativen Ideen anzuziehen. Nicht nur Touristen, von denen die Inselbewohner durchaus auch profitieren. Wie das ältere Ehepaar, das seinen Aussiedlerhof zu einem Ferienhof…
Ein Hauch von Tom Sawyer oder Huckleberry Finn durchweht diesen autofiktionalen Roman über die Nordsee-Insel Amrun. Der bekannte Filmregisseur Hark Bohm (85) hat für das Buch den Autor Philip Winkler („Hool“) als Co-Autor an Bord geholt. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass es darin auch um die sinnliche Erfahrbarkeit der Insel geht, die Bohm in seiner Kindheit ans Herz gewachsen ist. Sein alter Ego ist der junge Nanning, der einem professionellen Ornithologen alle Ehre machen würde. Er erkennt die unterschiedlichen Möwenarten schon am Flug, weiß, wo sie brüten, kennt den Gesang der Lerchen und die Alarmrufe der Zwergseeschwalben. Die hört er immer öfter, denn am Himmel tauchen vermehrt Bombengeschwader auf. Es ist kurz vor Kriegsende. Das Leben – ein Abenteuer Noch haben Nanning und sein Freund Hermann wenig vom Krieg mitbekommen. Für die beiden Jungen ist das Leben auf der Insel ein Abenteuer. Doch es fehlt an Lebensmitteln, und Nanning fühlt sich dafür verantwortlich, für die hochschwangere Mutter und seine jüngeren Geschwister zu sorgen. Leicht ist das nicht, die Familie ist nicht beliebt. Zwischen den Fronten Nannings Mutter ist überzeugte Nationalsozialistin, sein – lange abwesender – Vater SS-Obersturmführer. Die bodenständigen Bauern dagegen wie Hermanns Familie hoffen auf ein…
Das Oh mit dem Ausrufezeichen zeigt schon an, dass dieser Reiseführer über Bozen anders ist, dass er zum Staunen anregen will. Und dieses Versprechen halten Maria Kampp und Oswald Stimpfl auf 160 ebenso unterhaltsamen wie informativen Seiten. Alte Fresken und moderne Kunst Tatsächlich lernt man die Südtiroler Hauptstadt von den unterschiedlichsten Seiten kennen. Da ist so ziemlich alles drin, was den Südtirol-Gästen Freude macht: Die Kunst mit uralten Fresken in Kirchen, Kapellen und in der Burg aber auch moderne Kunst im trendigen Ambiente. Weder die Autorin noch der Autor haben Berührungsängste mit der Moderne. Frischer Stil Das gilt auch für den Stil und die Fotos. Frisch und manchmal auch frech kommen die Texte daher – mit Anglizismen als Stilmittel. Da darf dann schon mal ein Fresko zum Weltuntergang ziemlich respektlos beschrieben werden: Während die Reichen vom Reiter Tod niedergemäht werden, bleiben die Seelen der Armen verschont. „Engel begleiten in den Himmel. Dort geht‘s auf die Waage. In einer Waagschale sitzt die gute Seele und wiegt schwer, auf der anderen Schale versucht der Teufel vergeblich, die Waagschale hinunterzudrücken. Der Reiter schwingt derweil die Sense und mäht Menschenköpfe…“ Schräge Perspektiven Auch die Fotos sind anders als die üblichen Hochglanz-Bilder und zeigen so manches…
Spanien und vor allem die Balearen stöhnen seit Jahren unter Dürre und Wasserknappheit. „Wir haben nicht nur einen Mangel an Niederschlägen“, sagt Dante Maschio, Sprecher der katalanischen Bürgervereinigung Aigua és Vida, die sich seit Jahren für ein besseres Wassermanagement einsetzt. „Wir haben ein strukturelles Problem.“ Die Wasservorkommen würden seit vielen Jahren rücksichtslos ausgebeutet. Genau davon handelt der neue Krimi von Klaus Späne „Die Toten von Mallorca“. Der Journalist und Autor hat auf Mallorca gelebt und kennt die dortigen Verhältnisse. Eine tote Rennradlerin Sein dritter Mallorca-Krimi um den bedächtigen Chefinspektor Pau Ribera beginnt eher unspektakulär mit dem Unfalltod einer deutschen Rennradlerin, die von der Straße abgedrängt wurde. Späne lässt sich viel Zeit, ehe er die Spannung mit einem zweiten Toten, diesmal wohl als Folge eines Bootsunfalls etwas anheizt. Heimlichkeiten beim Wassermanagement Dann aber geht es Schlag auf Schlag. Ein dritter Toter macht auch dem Chefinspektor Beine. Zwar deutet lange nichts darauf hin, dass die Fälle zusammenhängen könnten. Aber der inzwischen sensibilisierte Ribera spürt, dass seine Gesprächspartner im Golfclub und bei der örtlichen Wasserversorgung etwas verheimlichen. Nur was? Und was hat die tote Deutsche damit zu tun? Fest steht, dass das Opfer des Bootsunfalls ein engagierter Umweltschützer war, der seine Nase wohl…