Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasant schmelzen. Das ewige Eis ist endlich geworden. Nach einem Bericht von Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg verloren die Gletscher seit der Jahrtausendwende bis 2014 17 Prozent ihres Eisvolumens. Beim Aletschgletscher im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, sind es in den unteren Lagen mehr als fünf Meter Oberfläche pro Jahr. Das Weltnaturerbe droht dahinzuschmelzen. Und viele kleinere Gletscher sind wohl dem Untergang geweiht. Bilderreise durch die Alpen Der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hat die gefährdete Schönheit der Alpengletscher in vielen beeindruckenden Fotografien festgehalten. Den daraus entstandenen Bildband versteht er als „Hommage“ an die Alpengletscher. Die Wissenschaftlerin Dr. Andrea Fischer, die mit Ritschel die Begeisterung für Berge und Gletscher teilt, begleitet die großartige „Bilderreise durch die Alpen“ mit kundigen Texten, die sowohl von der Entstehung als auch von der Gefährdung der Gletscher erzählen – und von ihrer Bedeutung für die Klimaforschung. Drohender Verlust von Naturschönheit Wer Ritschels Fotos betrachtet von Gletschern im Abendlicht, von aquamarinblauen Eis-Partikeln, von Eistürmen, Gletscherhöhlen und fantastisch geformten Eisblöcken, der kann ermessen, was uns verloren zu gehen droht. Auch wenn „jedes Ende ein Neubeginn“ ist, wie Andrea Fischer schreibt, und Pflanzen die nach dem Gletscherückzug neu gewonnenen Flächen…
Susanne Matthiessen ist Sylterin. Ihr liegt die Insel, die derzeit vielen Deutschen wieder als Sehnsuchtsziel gilt, am Herzen. Und sie teilt gern ihre Erinnerungen an früher. Das waren noch Zeiten, als Gunter Sachs auf Sylt Hof hielt und Arndt von Bohlen und Halbach bei Pelz Matthiessen seine Pelzmäntel kaufte. Das „deutsche Saint Tropez“ zog die Reichen und Schönen an wie das Licht die Motten. Auch Rudolf Augstein war da Und es kamen nicht nur Stars und Sternchen, Banker und Unternehmer, sondern auch Politiker und Mediengrößen. Axel Springer residierte auf der Insel ebenso wie sein Lieblingsfeind Rudolf Augstein, an den sich die Autorin so erinnert: „Er war klein und hatte ganz dünne strähnige, ungewaschene, halblange Haare, die links und rechts über die Ohren hingen… Er saß die ganze Zeit in sich zusammengefallen da, als hätte er ein schlimmes Rückenleiden.“ Susanne Matthiessen nimmt in ihrem Buch „Ozelot und Friesennerz“ kein Blatt vor den Mund, wenn es um die prominenten Kunden ihrer Eltern, das Pelzgeschäft im besonderen und das Geschäft mit der Insel im allgemeinen geht. Kindheit im Schatten des Tourismus Ihre Erinnerungen beginnen mit einer Kindheit im Schatten des Tourismus, als die Eltern „jedes Bett in unserem Dünenhaus“ vermieteten und Gastgeber und Gäste…
Sie sind beide keine Ur-Berliner, aber der Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und der Kolumnist Harald Martenstein leben schon lange in und von Berlin. Schließlich versorgt sie die Stadt immer wieder aufs Neue mit Inspirationen und Irritationen. Ein Großteil davon ist in die 13 Kapitel des gemeinsamen Buches eingeflossen, und die beiden Autoren halten mit ihrem Frust über die deutsche Hauptstadt nicht hinterm Berg: „Nirgendwo sonst in Deutschland sind die Wartezeiten beim Bürgeramt länger, die Schulen maroder, die Baustellen chaotischer, die Verantwortlichkeiten verworrener.“ Der Flughafen, der immer fertiger wurde Die Geschichte mit dem BER, dem Flughafen, der immer fertiger wurde und in diesem Jahr vielleicht sogar wirklich fertig, kennt jede und jeder. Aber die beiden Journalisten haben auch noch ein paar andere Beispiele für Berliner Bauskandale auf Lager, erzählen von korrupten Politikern und betrügerischen Unternehmern, von Tricksereien und Betrug und vom Langmut der Berliner, die sich mit all den Skandalen und Unzulänglichkeiten ihrer Stadt scheinbar abgefunden haben – auch mit den Auswüchsen eines kaum zu bändigenden Tourismus. „Berlin bleibt anders“ behauptet die Stadt, und die Autoren fragen sich, „was ist hier anders? Okay, in Berlin ist der Tiergarten ein Park, der Tierpark ein Zoo und der Zoo ein Bahnhof.“ Berlin ist die…
Leonie Swann hat mit ihren Schafkrimis „Glenkill“ und „Garou“ die Leser begeistert. Auch in ihrem neuen Roman „Mord auf Sunset Hall“ dürfen Tiere mitspielen. Doch Schildkröte und Hund müssen sich mit Nebenrollen begnügen. Die Hauptrollen sind von Senioren besetzt. Denn die leben in „Sunset Hall“, dem Haus von Agnes Sharp, die mit ein paar Gleichgesinnten eine Senioren-WG gegründet hat. Alte Frauen als Opfer Die erste Tote war die Mitbegründerin dieser WG, und ihr Tod scheint die alten Herrschaften nicht groß zu beunruhigen. Jedenfalls melden sie ihn erst der Polizei, nachdem es eine zweite Tote gegeben hat. Auch diese alte Dame kam durch einen Schuss ums Leben. Die Tote in der Nachbarschaft lässt den Senioren keine Ruhe. Misstrauen macht sich breit, und niemand glaubt, dass die Polizei den Fall wirklich lösen kann. Also macht sich Agnes mit ihrer Truppe auf, die Hintergründe dieses Mordes zu erforschen. Und dann geschieht wieder ein Mord, und wieder trifft es eine alte Frau… Recherchen in der Senioren-Residenz Die Senioren-WG ist in heller Aufregung. Vor allem, nachdem Agnes verschwunden ist. Sie hat sich in die Höhle des Löwen begeben, eine Seniorenresidenz, um dort womöglich eine Zeugin zu finden. Was sie herausfindet, ist allerdings etwas anderes. Die…
Urlaub in Österreich war während der Corona-Krise zeitweilig nicht möglich. Inzwischen freuen sich viele Deutsche wieder darauf, ins Nachbarland reisen zu können. Zum Beispiel nach Tirol. Auch dahin, wo man die „Brutstätte des Corona-Virus“ vermutet – zumindest für Europa. Nach Ischgl in Tirol mit seinen „auf ungemütliches Beisammensein spezialisierten Etablissements“. So sieht es wenigstens Dominik Prantl, der in dem Büchlein „Tirol“ eine „Landvermessung“ in 111 Begriffen vornimmt. Kritik an der Kommerzialisierung Da erfährt der geneigte Leser dann auch, wer Peter Anich war: Ein Kartograph aus dem Bauernhof, der den Atlas Tyrolensis konzipiert hat. Oder was ein Bluatschink ist: Ein in Tirol beheimateter Wassergeist und der Name einer österreichischen Musikgruppe um den Liedermacher Toni Knittel. Dominik Prantl liebt die Berge, und er hält mit seiner Kritik an deren Kommerzialisierung nicht hinter dem Berg. Da wird das Shopping Center zum Betongeschwür oder die Berliner Hütte zum „modernen Implantat reichsdeutscher Klotzmentalität“. Im Stubai sieht Prantl „Skigebietsdarwinismus“ am Werk, und der Präsident des österreichischen Skiverbands Peter Schröcksnadel ist für ihn ein „Halbgott und Vorzeigechauvinist“. Wein aus Imst dank der Klimakrise Auch für den Tourismus moderner Prägung in Tirol hat der studierte Wirtschaftsgeograph wenig übrig. Der „leide womöglich unter dem eigenen Erfolg“, schreibt Prantl und…
Der Roman „Bella Ciao“ von Raffaella Romagnolo führt die Leser zurück in die italienische Geschichte, in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg, und begleitet sie über gut 40 Jahre bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Die italienische Autorin erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, die durch ein Missverständnis getrennt wurden. Die eine, Giulia, beginnt in Amerika ein neues Leben. Die andere, Anita, bleibt zurück, heiratet die Liebe ihres Lebens, bekommt einen Sohn und verliert ihre beiden Männer, den einen an der Front, der andere wird von einem Faschisten erschlagen. Zu viel Leid für ein Leben Fast zu viel Leid für ein Frauenleben, und trotzdem kämpft sich Anita durch – auch dank des Zusammenhalts der ganzen Familie. Giulia dagegen, schwanger von dem Mann, den Anita heiraten wird, findet im Inhaber eines Lebensmittelladens einen treu sorgenden Ehemann. Libero wird auch dem Sohn ein guter Vater. Das Geschäft expandiert, und Giulia erlebt fette Jahre, während Europa im Krieg versinkt. Erinnerungen an gemeinsame Zeiten Und dann kehrt sie als wohlhabende Witwe auf einer Europareise zurück ins Borgo, von dem sie aufgebrochen war, weil sie sich von ihrer Freundin verraten fühlte. Erinnerungen werden wach an die gemeinsame Zeit mit Anita, an den Mann, den beide liebten,…
Unter 1000 Kilometer fängt Christine Thürmer „erst gar nicht an“. Deutschlands wohl bekannteste Weitwanderin ist überzeugt davon, dass man sich quälen muss, um echte Glücksgefühle zu erleben. „Weitwandern wird Sie lehren, Ihren Körper zu lieben. Es wird Ihnen Zukunftsängste nehmen und Freiheit schenken… Es wird Sie zu einem glücklicheren Menschen machen.“ Wie das funktionieren soll, davon handelt Thürmers neuestes Buch „Weite Wege wandern“, in dem sie Erfahrungen aus ihrer Weitwanderer-Karriere und ihrem minimalistischen Lebensstil großzügig weiter gibt. Sogar der Löffel hat Löcher Alle Besitztümer der ehemaligen Managerin passen unterwegs in einen kleinen Rucksack und wiegen gerade mal knapp sechs Kilogramm. Beim Weitwandern wird an allem gespart, was unnötiges Gewicht verursacht. „Bei mir hat sogar der Löffel Löcher“, verrät Thürmer. Immer dabei: Ein Zelt, eine Isomatte, eine Art Schlafsack, ein Satz Wechselkleidung und Kochutensilien. Groß dürfen da die Ansprüche nicht sein. Das gilt auch fürs Budget: Zehn Euro pro Tag veranschlagt die Vielgewanderte fürs Essen aus dem Supermarkt, hinzu kommen 300 Euro im Monat für ein „kleines Verwöhnprogramm“ und 250 Euro für Beförderung und unerwartete Ausgaben. Insgesamt nicht mehr als 1000 Euro. Keine Frage des Alters Die Entscheidung fürs Weitwandern ist ihrer Erfahrung nach keine Frage des Geldes auch keine Frage…
Geheime Quellen können sich auf Wasserzuflüsse beziehen aber auch auf illegale Geldzuflüsse. Womöglich auch auf beides wie in Donna Leonas neuem Roman mit dem Titel Geheime Quellen. Es waren noch nie Hau-Drauf-Krimis, bei Donna Leon und ihrem Commissario Brunetti geht es eher um die gesellschaftlichen Hintergründe, die zu Missständen und womöglich auch zu Morden führen. Das ist bei Brunnettis 29. (!) Fall nicht anders. Eine Todkranke und ein Versprechen Lange ist sogar unklar, ob es sich beim Tod von Vittorio Fadalto nicht doch um einen Unfall gehandelt hat und nicht um einen Mord, wie seine todkranke Frau annimmt. Ihr hat Brunetti versprochen, sich um den Fall zu kümmern. Doch das scheint nicht zu eilen. Denn lange geht es in dem Roman eher um die Hitze, die sich im überlaufenen Venedig staut, um Durst und Wassernotstand, um Umweltsünden und Brunettis Amtsmüdigkeit. Nur der Vize-Questore ist relativ unbeeindruckt von der Hitze, die seinen Mitarbeitern alle Energie aus den Knochen zu saugen scheint. Kein Wunder, Patta hat eine Klimaanlage, von der auch die kluge Signorina Elettra profitiert. Wasser ist ein wichtiges Gut Wie immer ist sie Brunetti bei seinen Recherchen eine große Hilfe, und so stößt er beinahe nebenbei auf eine Vergiftung des…
Wild ist der Wald, in dem vier junge Straftäter/innen in einem Arbeitscamp resozialisiert werden sollen. Wild heißt auch der neue Roman von Ella Blix. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich das Autorinnenduo Antje Wagner und Tania Witte. Antje Wagner hat sich als Mystery-Autorin schon längst einen Namen gemacht. Realismus und Mystik Mit „Der Schein“ haben die beiden ihre Zusammenarbeit erfolgreich gestartet. Motto: Realismus trifft auf Mystik, authentische Charaktere auf Spannung und Sprachspiel auf Humor. Das trifft auch auf den neuen Roman zu. Die vier Jugendlichen Flix, Ryan, Olympe und Noomi sind so unterschiedlich wie liebenswert. Bis auf Noomi, die einen ganz besonderen Grund hat, in diesem Camp aufgenommen zu werden, haben alle traumatische Kindheitserfahrungen zu verarbeiten. Ohne Wlan in der Wildnis Doch trotz ihrer schlimmen Geschichte sind sie eindeutig Kinder unserer Zeit, Internet affin und mit einem Hang zu Coolness. Und dann das: Kein Wlan im Wald, kein Handy! Olympe fühlt sich wie amputiert: Holzhacken statt websites hacken. Doch Ryan, der in der Schule gemobbt wurde, lebt im Wald und in der Gesellschaft der anderen auf. Der ältere Flix, der von seiner großen Liebe träumt, wird für ihn eine Art Beschützer. Auch Noomi fühlt sich unerwartet wohl in der natürlichen, wilden…
Qube passt in diese Zeit der Verschwörungstheorien fast so, als hätte Tom Hillenbrand beim Schreiben des Sci-Fi-Thriller geahnt, was da auf uns zukommt. Der ehemaligen Spiegel-Journalist und Krimi-Autor hat immer noch das Ohr am Puls der Zeit, und er schreibt Science Fiction, die nah an unserer Gegenwart ist. Das hat er mit seinem Bestseller „Hologrammatica“ bewiesen. Qube ist die Fortsetzung und spielt im Jahr 2091, drei Jahre nach dem ersten Buch. Ein Virus hatte die Menschheit dezimiert 40 Jahre vorher hatte ein Virus die Erdbevölkerung dezimiert, der Klimawandel hatte dafür gesorgt, dass weite Teile der Welt unbewohnbar und Sibirien zum Migrationsziel wurde. Damals hatte sich die Menschheit gewaltsam gegen eine zu mächtige Künstliche Intelligenz gewehrt. Inzwischen beherrscht die Digitalität den Alltag: Hässliches wird digital übertüncht, die Reise zu den Sternen ist mühelos, menschliche Gehirne können als „Cogits“ digital nachgebildet und in künstliche Körper, „Gefäße“ genannt, hochgeladen werden. Wechsel der Geschlechterrollen Als „Quants“ können Menschen wie die UNO-Agentin Fran so ganz leicht von männlich zu weiblich switchen, was für den Job – Fran ist auf KI-Gefahrenabwehr spezialisiert – ziemlich nützlich ist. Und es scheint so, als hätte die allmächtige KI überlebt und würde sich wieder in das Leben der Menschheit einmischen……