Umweltfreundlich Campen
Rezensionen / 5. August 2021

Campen lockt in diesen Zeiten ganz besonders: Sommer, Sonne, Ferien. Aber auch Corona. Die Pandemie hat den Camping-Trend beflügelt. Das zeigen auch die Verkaufszahlen für Camper & Co. Campen im Einklang mit der Natur ist eine der umweltfreundlichsten Arten, seinen Urlaub zu verbringen, davon ist Svenja Preuster überzeugt. Und sie muss es wissen, gibt sie doch als „Fräulein Öko“ auf Youtube Tipps zu den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Nachhaltig im Wohnmobil Nun also auch im Buch: In „Green Camping“ geht es allerdings nicht um Zelten, sondern um möglichst nachhaltigen Urlaub mit dem Wohnmobil, für „Fräulein Öko“ eine gute Wahl „verglichen mit einem Flug oder einer Kreuzfahrt“ oder auch im Vergleich zu einem Hotelaufenthalt. Sie und ihr Freund haben einen gebrauchten Van für ihre Bedürfnisse umgebaut. Ausführliche Anleitungen Wie das möglichst ökologisch geht, beschreibt sie ausführlich im Buch – einschließlich Trockentrenntoilette und Dusche to go. Auch der Küche und dem Kochen widmet Svenja Preuster detaillierte Ausführungen, sogar mit einem – veganen – Rezeptteil.  Denn auch beim Esse kann man ihrer Meinung nach die Umwelt schonen. Erst recht beim Abwasch und beim Putzen. Naturkosmetik und Second Hand Was für den Camper-Van gilt, gilt auch für die campenden Menschen. Da ist „Fräulein Öko“…

Brüchige Idylle
Rezensionen / 4. August 2021

Daniela Krien ist immer nah dran an ihren Figuren und die „sind keine Gewinner“, wie die Autorin einmal gesagt hat. Das gilt auch für die Protagonisten ihres neuen Romans „Der Brand“. Die Psychologin Rahel und der Germanistikprofessor Peter sind beide in der Mitte des Lebens angekommen und scheinbar am Ende ihrer Ehe. Nun haben sie einen Urlaub in den Alpen geplant, aber ein Brand hat ihr Urlaubsdomizil vernichtet. Deshalb fahren sie auf Bitten einer Freundin zum Haus und Hof Hüten in die Uckermark. Dahin, wohin es derzeit viele Berliner drängt. Drei Wochen Zeit Drei Wochen wollen sie bleiben und dabei versuchen, das Feuer unterm Dach ihrer Ehe zu löschen. Rahel leidet unter Peters schwindendem Begehren, seiner Zurückgezogenheit, seiner neutralen Freundlichkeit. Und Peter kommt nicht darüber hinweg, dass er Opfer eines Gender-Shitstorms geworden ist, obwohl er sich doch immer auf der Höhe des Zeitgeists fühlte. Daniela Krien kann das: Mit lapidaren Sätzen existentielle Situationen skizzieren. Interfamiliäre Zwistigkeiten Ihrem durchdringenden Blick entgeht nicht Rahels Selbstbezogenheit, auch nicht Peters gekränkter Stolz. Das Ringen um diese Ehe wird begleitet von einem flügellahmen Storch, einer einäugigen Katze und dem Tod des Hof-Eigentümers. Das klingt ziemlich unspektakulär. Aber Daniela Krien gelingt es, aus innerfamiliären Zwistigkeiten Spannung…

Bahn frei für Zug-Enthusiasten
Rezensionen / 4. August 2021

Europa mit dem Zug? Das klingt erst einmal kompliziert und nach viel Zeitaufwand. Wo das Flugzeug gerade mal eineinhalb Stunden braucht, muss man mit der Bahn schon mal sechs mal so viel Zeit einplanen. Aber was heißt das schon, wenn man bereit ist, sich auf eine andere Art zu reisen einzulassen? Und Vorteile hat Bahnfahren ja auch: Einfach am Bahnhof einsteigen – und los geht‘s. Dass das (fast) überall in Europa und nicht nur in der EU möglich ist, erfährt man im schön gestalteten und informativen Reisehandbuch „Europa mit dem Zug“. Mit dem Zug in allen Ecken Europas Von Interrail bis Nachtzug, von Direktverbindungen bis zum Autoreisezug: Bahnenthusiasten erklären die wichtigsten Voraussetzungen für unbeschwertes Reisen mit dem Zug. Sie waren in den europäischen Ländern von West nach Ost, von Süd nach Nord unterwegs, kennen die schönsten, spektakulärsten, überraschendsten Strecken und nehmen die Lesenden mit zu Ausflügen in die Polarnacht, an die Amalfiküste oder zu Dracula. Ticketpreise und Schienennetze Man liest erstaunt, wie günstig Bahntickets sein können: Innerhalb des Kosovo etwa kostet keine Strecke mehr als drei Euro. Da kann die Schweiz trotz ihrer hoch gelobten Schienen-Infrastruktur nicht mithalten. Aber auch hier kann man Sparangebote ergattern oder kommt mit Spartageskarten günstiger…

Anleitung zum Glücklichsein
Rezensionen / 23. Juli 2021

Corona hat den Menschen viel Freude genommen, den Alltag grau gemacht. Zwar sieht alles jetzt im Sommer wieder besser aus, aber viele leiden immer noch unter den Beschränkungen. Optimismus tut not, hat sich wohl auch die Künstlerin Birgit Osten gedacht und Florentinchen erfunden, eine kleine Elfe, die sie als Botschafterin des Glücks durch 31 farbenfrohe Seiten schickt. 12 Wege zum Glücklichsein weiß Florentinchen. Lachen natürlich aber auch „Hüpfen, Schaukeln,Laufen“ und „Für andere da sein“. Dankbar auch für die kleinen Dinge Es sind ganz einfache Wege und doch sind sie mitunter schwer. Denn „Dankbar und zufrieden sein“ fällt gerade in Corona-Zeiten nicht immer leicht. Aber Florentinchen lässt sich nicht entmutigen, sie ist auch für die kleinen Dinge dankbar. Und sie fordert ihre kleinen Leser und Leserinnen dazu auf, selbst kreativ zu werden, sich eigene Ziele zu setzen. Zwölf Seiten sind im Buch dafür reserviert. Hier kann jeder malen oder schreiben, was sie oder ihn glücklich macht. Und wer noch mehr malen will, bestellt sich ganz einfach das Malbuch-PDF zum Ausdrucken: www.florentinchen.de  Info Birgit Osten, Florentinchen und das Glück, Artemino Design GmbH, 48 S., 19,80 Euro, ISBN 978-3-98229-330-1

Der Knuddel-König
Rezensionen / 23. Juli 2021

Ged Adamson ist Illustrator und kann gut zeichnen.  Dass er auch gute Geschichten erzählen kann,  zeigt sein Buch „Komm knuddeln“. Oskar ist nicht so wie andere Vögel. Seine Flügel taugen nicht zum Fliegen. Und als alle seine Geschwister und Freunde in die Welt hinausfliegen, bleibt er allein zurück. Wozu taugen denn seine überlangen Flügel, überlegt der einsame Vogel. Weil ihm nichts Nützliches einfällt, setzt er sich auf einen Baum und bläst Trübsinn. Umarmen macht glücklich Bis ihn eines Tages ein trauriger Orang-Utan aus seinem Weltschmerz reißt. Um ihn zu trösten, umarmt ihn Oskar ganz fest mit seinen überlangen Flügeln. Und der Orang-Utan geht glücklich von dannen. Von da an weiß Oskar, wozu seine Flügel gut sind: „Komm knuddeln“ sagt er allen traurigen Tieren, denn nach einer Umarmung sind sie alle wieder froh. Oskar wird zum Knuddel-König, die Tiere stehen Schlange, um sich von ihm umarmen zu lassen. Oskar umarmt einen Bären, ein Krokodil, ja eine ganze Vogelbande, sogar einen Wurm. Das tut allen gut. Denn endlich weiß der Vogel, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als fliegen: Freunde. Ged Adamson hat ein zärtliches Bilderbuch über einen kleinen Außenseiter geschrieben, der zwar nicht perfekt aber glücklich ist. Eine tröstliche Botschaft…

Süffige Geschichte um Bier und Frauen
Rezensionen / 22. Juli 2021

Natürlich geht es um Bier in diesem Buch, um Craft Beer vor allem, handwerklich hergestelltes Bier. Aber noch wichtiger als Hopfen und Malz sind die Frauen, die mit Bier Karriere machen. J. Ryan Stradal stellt in seinem Roman „Die Bierkönigin von Minnesota“ drei starke Frauen in den Mittelpunkt, die Männer bleiben nebensächlich. Es sind die Frauen – Großmutter, Großtante und Enkelin – die dieses Buch tragen. Durch Zufall zum Bier Edith, die Duldsame, die immer anderen den Vortritt gelassen hat. Nachdem Dianas Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, nimmt sie die Enkelin Diana bei sich auf, ein selbstbewusstes, aufmüpfiges aber auch liebevolles Mädchen, das sich mit Diebstählen ein Zubrot verdient. Meist, um die naive Großmutter zu unterstützen. Zum Bier kommt Diana, anders als ihre Großtante Helen, nur durch einen unglücklichen Zufall. Ausgerechnet ein Braumeister erwischt sie bei einem Raubzug und verdonnert sie dazu, ihre Schulden durch Arbeiten in der Brauerei abzuarbeiten. Craft Beer statt billige Plörre Bald schon kreiert Diana ihr eigenes Bier, natürlich ein charaktervolles Craft Beer. Etwas ganz anderes als das, was ihre Großtante Edith für die Großbrauerei Blotz zusammengebraut hat. Anders als Diana wollte Edith immer schon Bier brauen, die Heirat mit dem Blotz-Erben war…

Der Dorfnazi ist auch ein Mensch
Rezensionen / 22. Juli 2021

  Mit  „Unterleuten“  hat Juli Zeh nicht nur die Kritik überzeugt, sie hat auch einen großen Leserkreis angesprochen. Nun also das Nachfolgebuch „Über Menschen“. Wie „Unterleuten“ spielt auch dieser Roman in der brandenburgischen Provinz, da, wo die Autorin selbst seit vielen Jahren lebt. Von Corona vertrieben Im Zentrum steht die Werbetexterin Dora. Sie ist mit ihrer Hündin, die transgendermäßig Jochen der Rochen heißt, nach Bracken gezogen, wo sie ein heruntergekommenes Haus erworben hat. Corona hat Dora aus Berlin vertrieben, hat ihr das Zusammenleben mit ihrem zum Greta-Thunberg-Jünger und rechthaberischen Corona-Moralisten mutierten Freund vermiest. Nun will sie in Bracken Fuß fassen, lernen von dem zu leben, was das Land hergibt. Spiel mit Klischees Hin und wieder wird man bei der Lektüre dieses neuen Dorfromans an das Motiv der edlen Wilden erinnert. Nur eines von vielen Klischees, mit denen Juli Zeh in „Über Menschen“ spielt. Auch der Nachbar, der sich über die Gartenmauer mit „Ich bin hier der Dorfnazi“ vorstellt, wirkt wie ein Klischee.  Doch Juli Zeh ist eine viel zu versierte Autorin, um es bei solcher Typisierung zu belassen. Was am Anfang so eindeutig erscheint, wird bald in Frage gestellt. Angst vor der Wahrheit Der Nazi Gote erweist sich als fürsorglicher…

Hochgebirge mit vielen Gesichtern
Rezensionen / 21. Juli 2021

Einen runden Geburtstag kann der Nationalpark Hohe Tauern in diesem Jahr feiern. Denn 1971 legten die Landeshauptleute von Tirol, Salzburg und Kärnten in Heiligenblut mit dem Drei-Länder-Abkommen das Fundament für den 1800 Quadratkilometer großen Nationalpark mit mehr als 300 Dreitausendern. Susanne Schaber geht in dem eindrucksvollen Bildband „Nationalpark Hohe Tauern – Naturparadies im Herzen der Alpen“ nicht nur auf die Geschichte ein, sie spricht auch mit einem Ranger über die Folgen des Klimawandels – auch auf die Gletscher. Vergessene Rettungsaktion Und sie erzählt von einer fast vergessenen Rettungsaktion, bei der es gelungen ist, nach dem Krieg mehrere tausend Juden über das Krimmler Tauernhaus in Richtung Italien zu schleusen und damit nach Israel. Auch von einer antiken Straße über die Hohen Tauern weiß die Autorin zu berichten und vom legendären Tauerngold. Natürlich kennt sie die Sagen und Legenden, die sich um die hohen Berge ranken – und die Gefahren, denen Gipfelstürmer ausgesetzt sind. Bergabenteuer mit tödlichem Ende Eine dramatische Rettungsaktion im Jahr 2010 am Großglockner mit tödlichem Ende ist den Bergrettern noch in schlechter Erinnerung. Der „kleine Bruder des Kailash“, wie der höchste Gipfel im Nationalpark Hohe Tauern gern genannt wird, gilt als magischer Berg aber auch als Projektionsfläche für Grenzerfahrungen….

Von Thurnhosbach nach Indien
Rezensionen / 20. Juli 2021

Margot Flügel-Anhalt engagiert sich zwar in dem kleinen Thurnhosbach, wo sie Ortsvorsteherin ist. Aber die Rentnerin zieht sie immer wieder hinaus in die Welt. Nachdem sie mit ihrer Enduro „Über Grenzen“ durch Europa und Asien gedüst und mit dem gleichnamigen Buch und Film Furore gemacht hatte, bricht sie noch einmal auf – mit einem alten Mercedes Benz in Richtung Indien. „Wie wäre es, wenn ich einfach losfahre in Thurnhosbach und eines Tages wirklich ankomme in Jaipur?“ hatte sie sich gefragt. Kein Urlaub aus dem Katalog Im Buch „Einfach abgefahren“ beschreibt sie, wie es war. Auf jeden Fall nicht gerade einfach, nicht einmal für die welterfahrene und meist optimistische 65-Jährige. Aber sie hat es ja so gewollt. Hat sich für eine Reise entschieden, die „kein Urlaub aus dem Katalog“ sein sollte, kein „Rundum-Sorglos-Paket“. Sie wollte im wirklichen Leben unterwegs sein und „sogar ein bisschen am Alltag der Leute vor Ort teilnehmen“. Vom Glück der großen Freiheit Dazu hatte sie ausreichend Gelegenheit – dank der Bürokratie, die sie zu einem längeren Aufenthalt in der Türkei zwang. Auch wenn sie an der Grenze zu Syrien an den blutigen Bürgerkrieg erinnert wird, schwärmt sie gleich wieder vom „Glück der großen Freiheit“, von der „aphrodisierenden…

Lust auf Seitenwege
Rezensionen / 6. Juli 2021

Saale Unstrut – wo genau ist das.  Stephanie von Aretin kann dazu Auskunft geben und sie ist überzeugt: „Wer einmal hier war, kommt wieder zurück.“ Die Reisejournalistin liebt die Gegend um Saale und Unstrut, wo sie mit ihrer Familie „so viel Zeit wie möglich verbringt“. Ihr Büchlein soll Lust machen auf Entdeckungen auf Seitenwegen. Magischer Grenzfluss In der anfänglichen Geschichtslektion im Zeitraffer erfährt man nicht nur, dass die Saale „ein magischer Grenzfluss zwischen der christlichen und der heidnischen Welt“ war, sondern auch dass der Weinbau an der Unstrut erstmals 998 urkundlich erwähnt ist. Nach ihren „Top 10“ und allerlei Kuriosa stellt die Autorin vier Routen ausführlich vor – samt Mikroabenteuern und kinderfreundlichen Angeboten. Familientour durch Flussauen Eine Familienfahrradtour führt von Weißenfels bis Freyung 18 Kilometer durch Flussauen, wo es auch an Sommertagen angenehm kühl bleibt, es aber auch mit einen 20prozentigen Anstieg zur Burg Goseck zu bewältigen gilt. Auf die Beschreibung der Radtour folgen zahlreiche Tipps zu Seitenwegen wie zum Sonnenobservatorium von Goseck oder zur Doppelkapelle im Schloss Neuenburg. Naumburg und die Arche Nebra Entlang der Saale von Naumburg bis Dornburg geht es auf der zweiten Route, wobei Naumburg mit dem Dom und die Saale-Weinstraße um die Aufmerksamkeit der Leser…