Reisen ist durch Corona schwieriger geworden. Und Omikron sorgt für neue Verwirrung und neue Hindernisse. Reisen ist nicht mehr so selbstverständlich wie früher, doch die Reiselust scheint ungebrochen. Und das trotz des Klimawandels. Doch es gibt ja die Möglichkeit, das Fernweh zu stillen und trotzdem Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. Bei einem Sabbatical zum Beispiel oder einem „Gap Year“, also einem Jahr, das man zwischen den beruflichen Verpflichtungen einschiebt. Mit der Möglichkeit, auch im Ausland zu arbeiten, ist das alles noch leichter geworden. Reiseträume verwirklichen Warum also nicht eine lange Reise planen, vielleicht sogar eine Weltreise? Sara van Geloven gibt in dem Buch „Take a Break“ jede Menge Tipps, wie Fernwehkranke ihre Reiseträume verwirklichen können. Die Niederländerin ist eine erfahrene Globetrotterin, denn sie hat sich „ins Reisen verliebt“ und als Reisejournalistin Karriere gemacht. In dem Buch erzählt sie von eigenen Erlebnissen und lässt andere von ihren Erfahrungen berichten. Dazwischen gibt es immer wieder praktische Tipps: Wie man bei einer Weltreise Geld sparen und auf langen Reisen die Umwelt schonen kann, wo man am besten Leute kennenlernt, was für ein Studium im Ausland spricht, für einen Schüleraustausch oder für Work & Travel. Auch zu Reisen mit Kindern finden sich praktische…
Der Klimawandel war das beherrschende Thema in Glasgow. Die Welt grabe sich ihr eigenes Grab, warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf dem Klimagipfel. Tatsächlich sind wir noch weit davon entfernt, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. Die von der Eiszeit geformten Alpen sind ein Gradmesser des Klimawandels. Das Buch „Die Alpen im Fieber“ will deutlich machen, wie dringlich Gegensteuern ist. Andreas Jäger bemüht sich dabei auch, die menschliche Beteiligung an der gefährlichen Erderwärmung zu erklären und kommt zu dem Schluss: „Wir sind am Drücker, ob es uns gefällt oder nicht“. Zurück in die Geschichte Um klar zu machen, wie es so weit kommen konnte, geht es zunächst zurück in die Geschichte bis hinein in die Eiszeit, denn „Wir wollen die Vergangenheit der Alpen verstehen, um die Zukunft aktiv zu gestalten“. Helfen können dabei auch fossile Bäume als „unschätzbares Klimaarchiv“ – und natürlich Gletscher. Sie haben die Alpenlandschaft geschliffen, die Bergseen geformt und für fruchtbare Lössböden gesorgt. Das Wasserschloss Europas Anschauliche Graphiken unterstützen den Ausflug in die Eiszeit und ins Holozän und verdeutlichen die explosive Entwicklung seit der Sesshaftwerdung. Weil die Alpen durch Regen und Schnee wasserreich sind, gelten sie heute als „Wasserschloss“ Europas; über Rhein, Donau und Po versorgen sie auch…
Was hat Wildnis mit Klimawandel zu tun? Der Klimagipfel in Glasgow beweist, wie wichtig globale Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung sind. Doch auch im kleineren Rahmen lässt sich einiges gegen die Klimaerwärmung erreichen. Der Bildband „Das wilde Herz Europas“ führt eindrucksvoll vor Augen, dass ein Umdenken Not tut. Was ist Wildnis? Man müsse den Bären als Hoffnungsträger für die wilde Natur akzeptieren, heißt es da etwa – ebenso wie Wolf und Luchs. Denn Wildnis dürfe nicht nur ein Sehnsuchtsort für Zivilisationsflüchtlinge sein, sie diene auch dem Schutz der Natur und unterstütze die Trendumkehr weg vom gedankenlosen Ausbeuten hin zu einem respektvollen Interagieren. Für die meisten Menschen sei Wildnis Natur pur, „verschont von den Eingriffen der Menschen und menschenleeres Terrain, in dem sich Fauna und Flora ungehindert ausbreiten können“. Dieses Ideal sei längst verloren und doch gäbe es auch in Europa noch Wildnis. Gefahren für die Wildnis Christine Sonvilla und Marc Graf machen sich in Mitteleuropa mit der Kamera auf die Suche nach der Wildnis. Dabei entdecken sie das Netzwerk von Mutterbäumen in Natur belassenen Wäldern, zollen dem Biber als Landschaftsarchitekt und „Ökosystem-Manager für artenreiche Biotope“ Anerkennung, konfrontieren die Betrachtenden mit der Schönheit mäandernder Flüsse und der Gefahr ihrer Zerstückelung und beleuchten…
Die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe hat Afrika in den Focus der Aufmerksamkeit gerückt. Die schwarze Autorin und Filmemacherin wurde als „weithin hörbare Stimme Afrikas in den Gegenwartsliteratur“ ausgezeichnet. Wie sie versucht auch Jennifer McCann Afrika-Stereotypen aufzubrechen – als weiße Reisende. In ihrem schön aufgemachten Buch „Afrika ist kein Land“ erzählt die Biologie-Lehrerin von ihren Reisen – auch nach Simbabwe, wo sie die Ruinenstadt Groß-Simbabwe besucht hat, Reste einer Hochkultur, die bis heute verkannt ist. Hakuna matata – wirklich? McCann hat den schwarzen Kontinent auf unterschiedliche Art erlebt, als Helferin in einem Drogencamp, als Backpackerin im Dschungel, als Bergsteigerin auf dem Kilimandscharo. Sie ist als Beifahrerin auf dem Motorrad, in überfüllten Kleinbussen, im Zug und zu Fuß unterwegs und hat reichlich Gelegenheiten das afrikanische Mantra „Hakuna Matata“ (keine Sorge) auf seine Realitätstauglichkeit zu überprüfen. Zum Beispiel bei Scherereien an der Grenze zwischen Kenia und Uganda oder im Drogencamp, wo sie sich angesichts der Not der Menschen hilflos fühlt. Klischees und Realtität Immer wieder hinterfragt McCann sich selbst, den Sinn der Freiwilligendienste, ihr eigenes Handeln. Sie erlebt hautnah die Folgen des Kolonialismus aber auch die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen und bleibt doch als Mzungu (Weiße) eine…
Bernhard Schlink war Professor für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie und juristischer Ratgeber in der Wendezeit. Doch bekannt wurde der 1944 geborene Jurist als Schriftsteller mit dem 1995 erschienenen Roman „Der Vorleser“. Der Film mit Ralph Fiennes und Kate Winslet brachte Bernhard Schlink weltweite Bekanntschaft ein. Als Auto bleibt die deutsche Geschichte sein großes Thema. Das gilt nicht nur für sein erst kürzlich veröffentlichtes Theaterstück „20. Juli“, sondern auch für den neuen Roman „Die Enkelin“. Die Vertraute wird zur Fremden Im Mittelpunkt steht der Berliner Buchhändler Kaspar, der vor kurzem seine Frau Birgit verloren hat. In seiner Trauer sucht Kaspar nach Gründen für ihren Freitod und die Alkoholsucht. Er findet autobiographische Skizzen, die ihm eine Birgit vorführen, die er nicht kannte. Eine Frau, die an ihrer großen Lebenslüge zerbricht. Birgit ist zwar Kaspars wegen in den Westen geflohen, aber sie hat ihr – unwillkommenes – Baby im Osten zurückgelassen. Obwohl sie es sich immer wieder vornahm, hat sie sich nie darum gekümmert, was aus dem Mädchen geworden ist. Heimat in der völkischen Gemeinschaft Das übernimmt nun Kaspar, er macht sich im deutschen Osten auf die Suche nach der verlorenen Tochter. Was er findet, sind entleerte Landschaften und neue Nazis. Auch Birgits…
Kurz nach der Tragödie am Nanga Parbat, wo Messners Bruder Günther starb, ist das Büchlein „Zurück in die Berge“ erschienen. In der Corona-Zeit hat Reinhold Messner es aktualisiert, auch weil „der alpine Naturraum als hervorragende Möglichkeit gesehen wurde, ‚Abstand‘ zu halten“. Für den mittlerweile 77-Jährigen eine Gelegenheit mehr, sein Bergsteigerleben zu rechtfertigen und mehr Achtsamkeit in den Bergen zu fordern. Lebenskraft aus den Bergen Sein Lebenselixier Bergwandern, davon ist Reinhold Messner überzeugt, „ist für die Gemeinschaft von sozialem Wert“. „Es gibt die Lebenskraft, die uns aufrechthält zwischen den Papierbergen der Asphaltstädte.“ Im Gebirge könnten gestresste Stadtmenschen wieder zu sich selber finden, eins werden mit der Natur – einfach beim Steigen. Dafür brauche es keine große Technik, keine Bohrhaken, keinen Eingriff in die Natur: „Mensch bin ich dort, wo die Landschaft ist wie sie immer war.“ Spuren der alpinen Geschichte Das Büchlein nimmt Bergfreunde mit auf so manche Tour und lässt sie teilhaben an den Gefühlen und Gedanken des Bergsteigers Reinhold Messner, der sich auch zum eigenen Scheitern bekennt. Auf seinem langen Lebensweg hat er sich auch der alpinen Geschichte angenommen und daraus gelernt. „Es fasziniert mich, auf den Spuren der alpinen Geschichte bergzusteigen, kann ich doch bei jeder Wiederholung das…
Kaum einer beschreibt das Leben in den Bergen so poetisch wie Paolo Cognetti („Acht Berge“). Der aus Mailand stammende Schriftsteller lebt seit 13 Jahren in einer einsamen Hütte im Aostatal. Für ihn eine Art Heimkehr, die er auch literarisch verarbeitet. „Die Berge, in denen ich immer die Sommer meiner Kindheit verbracht hatte, wurden für mich zu einem Ort, um mich wiederzufinden und nochmals neu anzufangen,“ erklärte er in einem Interview mit der FAZ. „Es ist, als verginge die Zeit dort oben viel langsamer. Das ist einerseits befreiend, weil alles andere im Leben sich so schnell wandelt. Andererseits ist es bedrückend, weil man fühlt, wie kurz man selbst nur auf Erden ist.“ Zuflucht an der kalten Quelle Im neuen Roman „Das Glück des Wolfes“ hat Fausto nach der Trennung von seiner langjährigen Partnerin Zuflucht in Fontana Fredda gefunden – „vom Salz der Freiheit kostend und an der Bitterkeit der Einsamkeit knabbernd“. Er ist gern in den Bergen unterwegs und findet in dem knorrigen Santorso einen Freund, dem er nach einem Unfall beisteht. Statt zu schreiben versucht er sich als Koch. „Jemand, der etwas zu essen macht, wird immer gebraucht, jemand, der schreibt, nicht unbedingt“. Seelenverwandtschaft In der kellnernden Bergfreundin Silvia glaubt…
QAnon-Anhänger, Querdenker, Esoteriker – Corona scheint Verschwörungstheorien jeglicher Art zu beflügeln. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ursula Poznanski das Thema aufgreifen würde. Die österreichische Autorin ist mit ihren Büchern (fast) immer am Puls der Zeit. Auch mit Shelter, ihrem neuen Roman, in dem eine Schnapsidee zu ungezügelter Hetze führt. Hashtag Shelter In Partylaune bringen ein paar Jugendliche über Social Media eine Fake-Realität unters Volk – von Aliens, die sich Menschen als Wirte aussuchen, um irgendwann unseren Planeten zu kapern. Hashtag Shelter läuft schnell aus dem Ruder und entwickelt sich aus der virtuellen zu einer realen Hexenjagd. Im Zentrum der Hasskampagne steht der Schauspiel-Eleve Benny, der sich immer mehr verfolgt fühlt. Octavios Spielchen Denn es gibt einen einen neuen Player, Octavio. Er hat in Windeseile die Story gekapert und nutzt sie für seine Zwecke. Benny will den Spuk so schnell wie möglich beenden, doch seine Aufklärungsversuche machen ihn nur zur Zielscheibe der „Octavianer“ und entfremden ihn von seinen Freunden. Die Sache eskaliert, es gibt die ersten Verletzten. Mit heißer Nadel So weit so nachvollziehbar und auch spannend. Doch die Auflösung bleibt diesmal eher unbefriedigend, obwohl es Poznanski gelingt, gegen Ende noch eine Breitseite gegen den Heiler-Wahn unterzubringen. Da…
Nicola Förg hat sich als Krimi-Autorin einen gewissen Ruf erschrieben. Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass die Autorin auch eine engagierte Tierfreundin ist. In ihrem neuen Roman, der überraschenderweise kein Krimi ist, kann man das nicht überlesen. Hintertristerweiher ist ein Familienroman geworden, der sich über 80 Jahre erstreckt und an den unterschiedlichsten Orten spielt und auch von einer großen, unerfüllten Liebe erzählt. Ein Tod und ein großes Erbe Am Anfang steht ein Tod: Die Französin Isabelle hat sich für den Freitod in der Schweiz entschieden und hinterlässt ihrer Nichte Aurelie ein großes Erbe. Doch es gibt eine Bedingung: Um das ganze Erbe zu bekommen – auch die Latifundien am Meer in Frankreich -, muss Aurelie ein Jahr lang den Tiergnadenhof und die dazu gehörige Seegaststätte am Hintertristerweiher weiterführen. Eine Zumutung, findet Aurelies Ehemann Eike, bis er erfährt, wie groß das Erbe wirklich ist und seine Frau dazu drängt, es doch anzunehmen. Das kann nicht gut gehen… Die Toten erzählen Geschichte Doch in dem Roman geht es nicht nur um die Lebenden, auch die Toten erzählen Geschichte, vom Weltkrieg, von Kriegsgefangenen, dem Holocaust – und einer Liebe in gefährlichen Zeiten. Förg wechselt die Zeitebenen wie die Plätze springt vor und zurück…
Fanny geht gern in die Schule, und sie spielt am liebsten mit Ester. Doch als Ester sich wünscht, dass Fanny in sie verliebt sein soll, trübt sich die Freundschaft ein. Fanny will nicht verliebt sein, sie will Spaß haben und lustige Sachen machen – am liebsten mit Ester. Nur ohne die ganze Küsserei Aber Ester ist ihr böse, und Fanny ist traurig. Freundschaftskummer ist fast so schlimm wie Liebeskummer. Wie gut, dass sie so eine einfühlsame Oma und eine verständnisvolle Mama hat. So lernt Fanny, dass man nicht verliebt sein muss, um andere gern zu haben: „Jemanden richtig gern haben ist ja fast wie verliebt sein“, sagt Mama. „Nur ohne die ganze Küsserei.“ Auch Mamas machen Arbeit Sara Ohlsson lässt Fanny von ihren Nöten mit dem Verliebtsein und ihrem Alltag erzählen. Das kann manchmal richtig lustig sein: „Kinder machen so viel Arbeit“, sagte Mama. Aber ehrlich gesagt, macht eine Mama auch ganz schön viel Arbeit. Man muss alle Stifte aufräumen, wenn man gerade herausgefunden hat, wie man Pferde malt, und man muss beim Tischdecken helfen und seine Jacke aufhängen und das Tablet weglegen und leise singen, wenn sie telefoniert. Mit einer Oma hat man viel weniger Arbeit.“ Witzige Illustrationen Man…