Löwenherzen ist das erste Kinderbuch der in Berlin lebenden und im georgischen Tiflis aufgewachsenen Nino Haratischwili. Mit dem Roman „Das achte Leben (für Brika)“ hat die Schriftstellerin eine große Leserschaft erobert. Die 41-Jährige ist aber auch als Dramaturgin erfolgreich. 2020 schrieb sie ihr erstes Theaterstück. Löwenherzen wurde in Gelsenkirchen uraufgeführt. Jetzt ist die wundersame Geschichte von Anand und dem Plüschbären mit dem schiefen Auge als Bilderbuch erschienen. Anand und der Brief an Gott Anand lebt in Bangladesch, seine Mutter ist arm und kann ihn nicht zur Schule schicken. Deshalb näht der Junge für den „Chinamann“ Stofftiere. Doch dieser Löwe bringt ihn zum Träumen – von einer Zirkusmanege, in der Anand das Publikum verzaubert und sein Löwe durch einen Feuerreifen springt. Leider nur im Traum. Aber Anand kann mit dem Löwen reden – über seine unerfüllten Wünsche und über seine Mutter, die neun Monate weg sein wird. Und er kann dem Löwen eine Botschaft mitgeben – an den „Herrn Gott in Oropa“. Die näht er in den Löwenbauch. Danach bleibt ihm zu wenig Zeit, um das linke Auge des Löwen richtig anzunähen. Deshalb muss dieser Löwe mit einem schiefen Auge durch die Welt reisen. Der Löwe reist von Kind zu Kind…
Wer hätte gedacht, dass Omas nicht ganz so schnell sind wie siebenjährige Jungs. Dass kleine Mädchen kurze Beine haben und alte Opas oft müde sind? „Hilfe, ich bin du!“ heißt es in dieser Bilderbuch-Familie von Johanna von Vogel – und alle Beteiligten machen ganz neue Erfahrungen. Die Folge eines Brokkoli-Tags Die Idee ist nicht neu, aber immer wieder gut: Was wäre, wenn ich du wäre? In diesem Fall ist es eine Großfamilie, die ihre Identitäten tauscht. Nicht ganz freiwillig. Der Wunsch ist ihnen an einem „Brokkoli-Tag“, an dem so ziemlich alles schief ging, rausgerutscht. Wer denkt schon, dass so ein Gedanke Realität werden könnte? Jedenfalls waren alle Familienmitglieder davon überzeugt, dass es die anderen leichter hatten als sie selbst. Ob das wirklich so ist, können sie jetzt ausprobieren… Schrecklich viel Verwirrung Johanna von Vogel lässt nicht nur den siebenjährigen Bo in die Rolle der Großmutter schlüpfen. Seine kleine Schwester Rosa tauscht mit Papa die Identität und die Mama mit dem Opa. Dass das an einem ganz normalen Tag zu schrecklich vielen Verwicklungen führt, ist klar. Ungewohnte Pflichten Bo als Oma muss sich mit zwei alten Tanten vergnügen. Rosa als Papa muss im Büro einige schwerwiegende Entscheidungen treffen. Opa als Mama…
Die Rico&Oskar-Bücher von Andreas Steinhöfel haben schon so etwas wie Kult-Status. Jede neue Episode überzeugt durch das große Einfühlungsvermögen des Autors in das Gedankenlabyrinth des „tiefbegabten“ Rico. Der Kleine sieht die Welt mit anderen Augen – auch im neuen Buch „Rico und die Klautörtchen“. Bei dem Prequel fehlt allerdings noch Freund Oskar. Rico und das neue Haus Da sind Rico und seine Mama gerade umgezogen in die Dieffe 93, und Rico muss´sich erst einmal merken, wo das neue Haus steht, in dem sie wohnen. Denn Rico denkt auch anders als andere – meist um die Ecke. Die Mama weiß das und hilft ihrem Sohn so gut sie kann, sich im Alltag zurecht zu finden. In „Rico und die Klautörtchen“ wollen die beiden ihre neuen Nachbarn mit Zitronentörtchen aus einer Backmischung überraschen. Die Sache mit den Nachbarn Doch der Herr Fitzke aus dem 5. Stock ist gar nicht erfreut über den Besuch, und Rico hat schon Sorge, dass es in diesem Haus gar keine freundlichen Nachbarn geben könnte. Dann öffnet im 3. Stock eine Frau mit Lockenwicklern die Tür. Diese Frau Dahling ist so freundlich, dass Rico ganz verzaubert ist und ihr am nächsten Tag gleich noch ein Zitronentörtchen vor die…
„Von Rotze bis Kotze“ klingt ziemlich eklig. Auch das Titelbild passt dazu. Dabei geht es um etwas, das für uns Menschen überlebenswichtig ist: „die flüssigen Superkräfte“ unseres Körpers. Johanna Klement ist Medizinern und hat sich intensiv mit Tränen und Spucke, mit Blut und Urin befasst. Reise durch den Körper Sie schafft es, zu zeigen, dass auch Ekliges wichtig sein kann. Dazu tragen auch die witzigen Illustrationen von Karsten Teich bei. Gut 90 Seiten lang ist diese Reise durch den Körper. Dabei lernt man in diesem Buch eine ganze Menge – und das auf sehr unterhaltsame Weise. Mit Rätseln, Sprichwörtern und kleinen Experimenten, mit spannenden Geschichten aus dem Tierreich und interessanten Vergleichen. Literweise Spucke Wer hätte gedacht, dass jeder Mensch täglich einen halben bis einen Liter Spucke herstellt? Dass man mit Urin Flecken entfernen könnte? Wer weiß schon, dass der Seestern seinen Magen durch seinen Mund nach außen stülpt und seine Nahrung außerhalb des Körpers verdaut? Oder dass auch Elefanten Schnupfen haben können? Pinkeln auf dem Rennrad Weil jeder Mensch immer mal wieder pinkeln muss, sind saubere Toiletten in den Schulen wichtig. Johanna Klement hat ein paar Tipps, was Schulkinder tun können, um sich nicht vor dem Gang zum Schulklo zu…
Kirsten Boie ist eine routinierte Jugendbuchautorin, und mit ihrer Skogland-Reihe um Jarven, Malena, Ylva und Joas hat sie wohl den Nerv der Zeit getroffen. Auch im dritten Band „Skogland brennt“ setzt sie das erfolgreiche Fantasy-Konzept um das Elite-Internat fort. Aber diesmal geht es so heftig zur Sache, dass das Buch für Leser unter 15 nicht zu empfehlen ist. Das Attentat des Anders Breivik Boie greift auf den Anschlag des Rechtsextremisten Anders Breivik zurück, dem auf der Insel Utoya 77 Menschen zum Opfer fielen, vor allem viele Jugendliche. In ihrem Roman ist es ein Junge aus dem Internat, der sich zunehmend radikalisiert und seine faschistischen Fantasien ausleben will: Hjalmar, der Sohn einer der einflussreichsten Adelsfamilien des Landes und ein Einzelgänger. Ihm ist die Versöhnung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes schon lang ein Dorn im Auge. Unterschiedliche Perspektiven Als Jarven und die anderen ein Sommercamp mit Jugendlichen aus dem Norden und Süden ins Leben rufen, fasst er einen grausamen Plan. Wie Hjalmar sich in seine Allmachtsfantasien hineinsteigert, kann man im Buch nachlesen. Denn Boie erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven, lässt die Guten ebenso zu Wort kommen wie den Bösen. Böse Gedanken und schreckliche Taten Es sind vor allem Hjalmars Gedanken…
Für viele Kids ist die Gegenwart beängstigend: Kriege, Krisen, Klimawandel dazu noch Chat GBT und Cyber-Mobbing. Die Niederländerin Anna Woltz thematisiert in ihrem lesenswerten Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ die aktuelle Gefühlslage. Dabei lässt sie die Protagonisten Atlas und Elena abwechselnd ihre Sicht der Dinge schildern. Hass im Netz Die 13-jährige Elena hat mit ihrem Internet-Auftritt jede Menge Follower. Doch ihr letzter Post, in dem sie ihnen geraten hat, sich ihren Ängsten zu stellen, hat ungeahnte Folgen und macht sie zur Hassfigur im Internet. Und dann fliegt auch noch ihre Mutter in ein Yoga-Retreat in Indien und Elena muss zu einer Tante, die sie kaum kennt. Die Schwester ihrer Mutter lebt mit ihrer Patchworkfamilie weit ab von der Zivilisation. Elena graut es vor dem Treffen. Seltsamer Alltag Auf den ersten Eindruck hat sie Recht mit ihrem Misstrauen. Die Kinder mit den seltsamen Namen Kennedy und Atlas wirken ziemlich verschroben, der Vater jagt ihr mit seiner abweisenden Art Angst ein, und die Tante leidet an Long-Covid. Noch dazu wird Elena dazu verdonnert, im Haus und auf dem Hof mitzuarbeiten, und ihr Bett ist im Schuppen in einem Verschlag ganz in der Nähe von Atlas, der ihr viele Rätsel…
Bald beginnt auch in Bayern die Schule, und für viele Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung. Als Schulanfänger werden sie rechnen lernen, lesen und schreiben. Und sie werden sich in eine Klassengemeinschaft eingewöhnen lernen. Es kann nicht schaden, sich schon ein bisschen darauf vorzubereiten. Diese beiden Bücher nehmen die Kleinen mit in eine Welt voller Magie und machen Mut, sich den Herausforderungen zu stellen. Vom Angsthasen zum Lebensretter Der kleine Bär muss erst noch lernen, dass er seine Angst überwinden kann. Während seine älteren Geschwister schon gewitzt und mutig sind, ist das kleine Bärenkind voller Furcht. Aber dann schenkt ihm ein Feuervogel eine leuchtende Feder. Und die hat magische Eigenschaften. Den plötzlich hat der kleine Bär keine Angst mehr, weil seine Feder ihn hält. Und dann braucht das Bärenkind seinen ganzen Mut, um ein Hasenmädchen vor dem Ertrinken zu retten. Dank seiner magischen Feder schafft es auch das. Doch dann ist die Feder verschwunden. Der kleine Bär sucht sie überall – vergebens. Todtraurig kehrt er heim zur Bärenmama. Und sie kann ihn trösten. Weil er so mutig war, brauche er die magische Feder nicht mehr, sagt sie. Denn nun habe er den magischen Funken in sich selbst gefunden. „Das…
In den großen Ferien haben nicht nur Schulkinder viel Zeit, oft sind auch Kitas und Kindergärten geschlossen. Dann müssen sich auch die Kleinsten beschäftigen. Hier ein paar Bilderbücher zum Allein- oder Gemeinsamlesen. Kitakinder Constanze von Kitzing hat schon etliche Pappbücher und Wimmelbücher gestaltet, in denen sie zeigt, wie sich unsere Gesellschaft verändert hat. Das Motto „Ich bin anders als du – ich bin wie du“ gilt auch für das Pappbilderbuch „Jetzt gehe ich in die Kita“ (Carlsen, 15 S, 10 Euro, ab 2). Constanze von Kitzing erzählt von Junas erstem Tag in der Kita in bunten Bilder und kurzen Texten. Papa begleitet sein Töchterchen, denn es wird aufregend für Juna. Sie muss sich erst zurechtfinden bei all den Kindern, den unterschiedlichen Namen. Wie gut, dass auch die Erzieherin sie dabei unterstützt. Und das Spielen mit den anderen Kindern macht Spaß. Nur hin und wieder vermisst Juna ihren Papa. Aber das wird sich sicher bald ändern… Mamakind „Das schönste Kind überhaupt“ heißt das schönstens illustrierte Bilderbuch von William Papas (aracari Verlag, 26 S., 15 Euro, ab 3). Papas erzählt von einem großen Wald, in dem viele Vögel leben – große und kleine, mürrische und glückliche und – wunderschöne wie der Herr…
Was wäre, wenn… fragt sich Neal Shusterman, der Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln, in dem Buch „Fenster in der Nacht“. Was wäre, wenn Märchen wahr würden. Wenn sich zum Beispiel ein Fenster in rettende Welten öffnen würde, jenseits aller Verfolgung durch Nazis. Wenn ein neuer Golem aus Asche Menschen vor den Gaskammern bewahren würde. Oder wenn die russische Hexe Baba Jaga die Widerständler unterstützen würde. Geschichten der Hoffnung Fünf Geschichten über den Holocaust erzählt Shusterman in dieser Graphic Novel, für die der texanisch-mexikanische Cartoonist Andrés Vera Martínez die Illustrationen geschaffen hat. Ein Zauberstab macht Schwache stark, eine Kristallmuschel erweckt Tote zum Leben… Hier darf sein, was nicht sein kann. Denn diese Geschichten sind allesamt Geschichten der Hoffnung. Magische, märchenhafte Geschichten über Menschlichkeit und Mut. Geschichten, die gerade in unserer Zeit mit dem wachsenden Antisemitismus wieder so wichtig sind. Fantasy und Holocaust Neal Shusterman hat etwas getan, was so gar nicht naheliegend war, ja was fast schon wie ein Frevel wirkt. Er hat Fantasy mit dem Holocaust vermischt. So gelingt es ihm, auch ein Publikum anzusprechen, das sich kaum mehr für die Judenverfolgung des Dritten Reichs interessiert. Einen großen Anteil daran hat auch Martínez, der mit seinen kraftvollen Illustrationen eine längst vergangene…
„How to train your Dad“ ist kein Ratgeber dafür, wie man Eltern erzieht. Gary Paulsen erzählt vielmehr die Geschichte eines Scheiterns – mit viel schrägem Humor und amerikanischem Lokalkolorit. Carl lebt nach dem Tod seiner Mutter mit seinem Vater in einem schrottigen Wohnwagen auf einem vernachlässigten Grundstück. Sie haben Schweine und Hühner und die humpelnde Pitbull-Hündin Carol, „eine Fressmaschine in Hundegestalt“ mit einem ausgeprägten Beschützerinstinkt. Ein spezieller Dad Und dann ist da noch Pooder, Carls bester Freund, ein schlaues Kerlchen und, wie Carl, ein Außenseiter in der Schule. Und Pooder ist ganz begeistert von Carls Dad. Denn der ist speziell. So speziell, dass Carl ihn am liebsten umerziehen würde. Lieber normal Warum? Weil sein Dad am liebsten Dinge recycelt, alte Sachen repariert, in Containern nach Essen fischt und auf Flohmärkten Klamotten kauft, die längst aus der Mode sind. Das hat Carl lange nicht gestört. Doch dann hat er sich in Peggy verguckt, ein Mädchen in seiner Klasse. Für sie wäre er gern anders, also normal. Versuch einer Umerziehung Doch wie soll das gehen mit einem Dad wie dem seinen. Pooder, der immer für alles eine Lösung hat, rät ihm zur Umerziehung. Und Carl macht sich ans Werk, wobei er ein…