Europa mit dem Zug? Das klingt erst einmal kompliziert und nach viel Zeitaufwand. Wo das Flugzeug gerade mal eineinhalb Stunden braucht, muss man mit der Bahn schon mal sechs mal so viel Zeit einplanen. Aber was heißt das schon, wenn man bereit ist, sich auf eine andere Art zu reisen einzulassen? Und Vorteile hat Bahnfahren ja auch: Einfach am Bahnhof einsteigen – und los geht‘s. Dass das (fast) überall in Europa und nicht nur in der EU möglich ist, erfährt man im schön gestalteten und informativen Reisehandbuch „Europa mit dem Zug“.
Mit dem Zug in allen Ecken Europas
Von Interrail bis Nachtzug, von Direktverbindungen bis zum Autoreisezug: Bahnenthusiasten erklären die wichtigsten Voraussetzungen für unbeschwertes Reisen mit dem Zug. Sie waren in den europäischen Ländern von West nach Ost, von Süd nach Nord unterwegs, kennen die schönsten, spektakulärsten, überraschendsten Strecken und nehmen die Lesenden mit zu Ausflügen in die Polarnacht, an die Amalfiküste oder zu Dracula.
Ticketpreise und Schienennetze
Man liest erstaunt, wie günstig Bahntickets sein können: Innerhalb des Kosovo etwa kostet keine Strecke mehr als drei Euro. Da kann die Schweiz trotz ihrer hoch gelobten Schienen-Infrastruktur nicht mithalten. Aber auch hier kann man Sparangebote ergattern oder kommt mit Spartageskarten günstiger durchs Land. Ganz unterschiedlich sind die Schienennetze: In Tschechien etwa weltweit am dichtesten, in Albanien so ausgedünnt, dass nicht einmal die Hauptstadt Tirana einen Bahnhof hat.
Vom Bahnhof in die Umgebung
Überhaupt die Bahnhöfe – für manche Zugliebhaber sind sie schon eine Reise wert wie der Ostbahnhof in Budapest im Neorenaissance-Stil oder der imposante Hauptstadt-Bahnhof in Kiew. Und weil Reisende auch außerhalb der Bahnhöfe noch etwas sehen wollen, gibt‘s im Buch Tipps für Ausflüge in besonders schöne Naturlandschaften wie das tschechische Altvatergebirge, ins litauische Bergland oder entlang des Rheins. Aber auch eher unbekannte Stadtjuwele können Bahnreisende entdecken. Die Altstadt von Lwiw/Lemberg in der Ukraine zum Beispiel, früher Filmkulisse, heute Weltkulturerbe. Oder Inverness, die Hauptstadt der schottischen Highlands, die slowakische Hauptstadt Bratislava…
Nicht immer grenzenlos
Oft merken die Reisenden erst am Angebot im Speisewagen, dass sie eine Grenze überschritten haben. In der Türkei allerdings ist der Grenzübertritt eher unkomfortabel – selbst bei Nacht. Da müssen alle Passagiere samt Gepäck zur Visa- und Grenzkontrolle ins Bahnhofsgebäude. Aber auch das gehört wohl auch in den nächsten Jahren zum Abenteuer Bahnreise.
Info Reisehandbuch. Europa mit dem Zug, Reisedepeschen, 192 S., 22 Euro
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