Da hat Massimo Carlotto ein ganz besonderes Trüppchen für seinen Roman „Die Frau am Dienstag“ zusammengebracht. Es sind Menschen, die in unserer Gesellschaft aus der Norm fallen: Der an Parkinson erkrankte Pornostar Bonamente, der alte Transvestit und Pensionsbesitzer Alfredo und Nana, die Prostituierte, der ein Mord zur Last gelegt wird.
Freunde in der Not
Nana sucht jeden Dienstag bei Bonamente sexuelle Befriedigung, mehr will sie nicht von ihm. Doch Bonamente hat sich verliebt in seine Dienstagfrau, und als sie in Not gerät, weil nicht nur die Polizei ihre Vergangenheit gegen sie verwenden will, steht er ihr bei. Ohne Wenn und Aber. Auch Alfredo will da nicht zurückstehen und überwindet sich zu einem mutigen Eingreifen – mit Folgen.
Kein Recht auf Vergessen
Zunächst sieht alles gut aus, fast so, als könnten Nana und ihr Gigolo im Haus von Alfredo auf gemeinsames Glück hoffen. Doch die Vergangenheit holt Nana wieder ein. Nur gut, dass sie in einem geheimnisvollen Verehrer, dem Cowboy, einen ebenso tatkräftigen wie klarsichtigen Unterstützer hat. Er verhilft seiner Freundin zur Flucht aus der Sackgasse, in die sie sich manövriert hat. Denn die Öffentlichkeit und die Polizei, davon ist der Cowboy überzeugt, gewähren Menschen wie ihr kein Recht auf Vergessen.
Almodovar lässt grüßen
Irgendwie erinnert der Roman mit seinem schrägen und doch liebenswerten Personal an einen Film von Pedro Almodovar. Allerdings wirkt so manches zu plakativ, es fehlen die Zwischentöne. Das kann Massimo Carlotto besser.
Hineingelesen…
… in den Freundeskreis
Ihr Cowboy wischte die Einwände mit einer Handbewegung beiseite, ohne darauf einzugehen, und zündete sich eine weitere Zigarette an.
„Eine Mörderin von der Titelseite, der Pornodarsteller, dessen Karriere am Ende ist, und eine alte Transe… Das klingt wie ein guter Witz. Jeder Journalist wird euch lieben, ihr seid die perfekte Besetzung für Prozesse, die sich über Jahre hinziehen und über die es sich trefflich berichten lässt. Die Öffentlichkeit wird euch gleich am ersten Tag schuldig sprechen. Damit das Ganze nämlich in aller Munde bleibt, muss es einen spektakulären Prozess geben. In dieser grausamen Gesellschaft werdet ihr die Lieferanten für eine unendliche Folge an Sprüchen und Fotomontagen sein, kommentiert mit unzähligen grinsenden Emoticons.“
Info: Massimo Carlotto. Die Frau am Dienstag, Folio, 216 S., 22 Euro
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