Man sieht es nicht, aber Gletschereis fließt – langsam und stetig. Zwischen zehn und 200 Metern pro Jahr, schreibt Angelika Jung-Hüttl in dem beeindruckenden Bildband AlpenEis. Mit diesem Fließen ist allerdings nicht das Schmelzen des Eises gemeint, das in den letzten Jahren bedrohliche Formen angenommen hat.
Abschied vom ewigen Eis
Ewiges Eis? Das war einmal. Der Geologe und Landschaftsfotograf Bernhard Edmaier stellt Fotos gegenüber, die er in einem Zeitraum von 20 Jahren aufgenommen hat. Eindrucksvoll dokumentieren sie den Gletscherschwund. Aber sie zeigen auch die Schönheit von AlpenEis : Die zerklüftete Gletscherlandschaft der Seracs, die blaugrünen Schmelzwasserseen am Ende der Gletscherzungen, die verzweigten Rinnsale aus den Tiefen des Eises.
Die Gletscher schwinden
Dann aber auch das: Gesteinsmassen am Rand der Gletscher, Moränenschutt auf den Eis, graue statt weiße Gletscher und vom tauenden Permafrost gespaltene Gipfel. Alles ist im Fluss. Die Gletscher schwinden wie der kleine Höllentalgletscher an der Zugspitze, neue Landschaften entstehen. Wo sich das Schmelzwasser der Gletscher ansammeln kann, entstehen Seen, auf den Steinwüsten, die zurückweichende Gletscher hinterlassen, keimt neues Leben.
Gletschersturz an der Marmolada
Noch gibt es rund 4400 Gletscher in den Alpen, aber vielen von ihnen droht der „Tod durch Klimaerwärmung“ wie dem Pizolgletscher im Schweizer Kanton Glarus. Noch gefährlicher: „Der eisige Kitt in hoch gelegenen Gipfeln und Felswänden taut und macht das Gestein brüchig. Es kommt zu mehr Steinschlägen und Felsstürzen.“ Eine Ahnung von den Folgen gab der Gletschersturz an der Marmolada im Juli, der elf Menschen in den Tod riss.
Gefährliche Sturzfluten
Solcher Bergstürze oder Eislawinen könnten auch Sturzfluten auslösen, die menschliche Siedlungen im Tal gefährden.
Schmelzende Gletscher bedeuten eben nicht nur einen Verlust an Schönheit, sondern eine reale Gefährdung unseres Lebensumfelds. Auch das macht AlpenEis mit den großartigen Gletscher-Aufnahmen deutlich.
Info Bernhard Edmaier/Angelika Jung-Hüttle. AlpenEis, Rother Bergverlag, 224 S., 49,90 Euro
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