Der Titel des Buches ist Programm: „Und dann kam einer, der hat‘s einfach gemacht“. Der Deutsch-Spanier Julen Sánchez hat sich ein ganz besonderes Abenteuer zugemutet – mit Null Emissionen. Mit Bike und Ruderboot ist er von Paris aus nach Pittsburgh aufgebrochen und von dort noch weiter nach Vancouver geradelt. Ein Horrortrip, möchte man meinen. Mit seiner Aktion will der 23-jährige Abenteurer Sánchez die symbolische Brücke, welche die Bürgermeister von Paris und Pittsburgh, Anne Hidalgo und William Peduto, in Sachen Klimaschutz geschlagen haben, sichtbar machen.
131 Tage auf dem Ruderboot
Was für ein Unterfangen! 131 Tage verbringt er mutterseelenallein auf seinem Ruderboot. Und der Name „STORM“ passt auch hier. Denn immer wieder müssen sich Boot und Ruderer gegen haushohe Wellen durchsetzen, dem Swell Widerstand leisten. Das gelingt nicht immer ohne Blessuren und Verluste. Aber die einzigartigen Erlebnisse auf hoher See wiegen all die Strapazen auf: „STORM und ich befinden uns hier draußen in einem zeitlosen Vakuum, in dem wir uns der schlichten Magie des Seins ergeben können.“
Unvergessliche Begegnungen
Es sind unvergessliche Begegnungen mit Meeresschildkröten, fliegenden Fischen, Wasservögeln, Delphinen, ja sogar mit Walen, die den einsamen Ruderer die körperlichen Schmerzen vergessen lassen. Ganz intensiv erlebt er auch Meeresleuchten und Nordlichter.
Muntermacher Harry Potter
Und dann hat er ja noch seine Streamingliste. Harry Potter etwa hilft ihm über drohende Schläfrigkeit hinweg, und Coelhos Alchimist ermuntert ihn in seinem Vorhaben – gegen alle widrigen Umstände. Aber Glück hat der Abenteurer auch. Die Begegnungen mit Frachtern und Ozeanriesen hätten leicht tödlich enden können, und die Passage durch die Bahamas war teilweise lebensgefährlich. Dafür wird er mit der Erfahrung eines Paralleluniversums belohnt, als er an einer Privatinsel anlandet.
Spontane Hilfsbereitschaft
Viel spannender allerdings als die Begegnung mit Milliardären sind für Julen Sánchez die Menschen, die er unterwegs trifft Ihre spontane Hilfsbereitschaft überrascht ihn immer wieder und bestärkt ihn in seinem Glauben an das Gute im Menschen: „Wenn wir unsere Komfortzone verlassen, unseren Leidenschaften folgen und uns nicht vor neuen Bekanntschaften und Erfahrungen verschließen, begegnen uns unsere Mitmenschen mit einer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die wir kaum für möglich halten würden.“
Plädoyer fürs Reisen
Julen Sánchez besteht das Abenteuer auf See, er trifft seine Eltern wieder und kann sich in Pittsburgh in den Alltag einüben. Aber genug hat er noch lange nicht. Und so bricht er noch einmal auf – mit dem Rad bis zur kanadischen Pazifikküste. Nach der Abhärtung auf dem Ozean können ihn weder Geldknappheit, Hunger noch Kälte bei der Kontinentaldurchquerung bremsen. Nach allem, was er erlebt hat, ist er überzeugt davon, dass Reisen nicht nur erlebnisreich, sondern auch wichtig ist: „Vielleicht ist gerade diese eines der schönsten Dinge am Reisen: Sobald wir unser Weltbild aus eigenen Erfahrungen konstruieren und nicht mehr die abendlichen Nachrichten als Maßstab nehmen, fällt es deutlich leichter, an eine bessere Zukunft zu glauben.“
Info Julen Sánchez. Und dann kam einer, der hat‘s einfach gemacht, Malik, 311 S., 18 Euro
2 Comments
Tolles Buch: irre Geschichte, sehr gut erzählt, spannend, packend, inspirierend. Sehr lesenswert!
Eine unglaubliche Leistung!