Bald sind Weihnachtsferien, und dann sind die Tage oft lang. Lesen hilft nicht nur gegen Langeweile. Bücher können Anstoß dafür sein, sich zu engagieren. Sie können aufklären, anregen, unterhalten. Bücher sind die reinsten Wundertüten, wenn man sie richtig nutzt. Und diese Bücher machen neugierigen Kindern und kleinen Leseratten nicht nur an Weihnachten Freude.
Das Neinhorn und die Schlangeweile
Das Neinhorn von Marc Uwe Kling hat schon jetzt jede Menge kleine Fans. Denn wer kann besser nachvollziehen, wie lustig Neinsagen ist als Kinder? Jetzt gibt es ein neues Abenteuer, in dem zu den vier Freunden NEINhorn, KönigsDochter, WASbär und NahUND die SchLANGEWEILE dazukommt. Auch eine Vertreterin einer Stimmung, die Kinder gut kennen. Wem ist denn nicht mal langweilig? Vor allem in Corona-Zeiten? Doch wozu gibt es Freunde? Gemeinsam ist das Leben gleich viel lustiger – auch für die SchLANGEWEILE. Astrid Henn hat das Abenteuer wieder lustig in Szene gesetzt und sogar eine mehrseitige Panoramaweltsicht dazu gezeichnet. Und für alle, die sich doch mal wieder langweilen, nachdem sie das Bilderbuch mehrmals gelesen haben, gibt es am Ende wieder ein witziges Rätsel mit vertauschten Tieren und dazu noch das „Schleiterspiel“. Da ist mindestens ein vergnüglicher Nachmittag garantiert.
Info Marc-Uwe Kling/Astrid Henn. Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE, Carlsen, 50 S., 13 Euro, ab 4
Dachs und Stinktier zum zweiten
Wie sauer war er, als er hörte, dass Stinktier bei ihm einziehen sollte! Doch schon bald sind Dachs und der neue Mitbewohner beste Freunde. Denn Stinktier ist ein toller vegetarischer Koch mit einer merkwürdigen Vorliebe für – lebende – Hühner. Deshalb spielt auch in dieser zweiten abenteuerlichen Geschichte um die zwei Freunde ein Hühnchen mit. Und als es richtig gefährlich wird, bekommt es sogar die Hauptrolle. Eigentlich wollten Dachs und Stinktier ja auf Schatzsuche gehen. Was sie finden, ist etwas ganz anderes – ein Dinausaurierbaby. Und sie müssen sich mit dem diebischen und bösartigen Fischmarder herumschlagen. Da ist es gut, dass es noch ein paar hilfsbereite Freunde gibt. Überhaupt Freunde: Selbst der von seiner Steinsammlung so begeisterte Dachs hat erkannt, dass gute Freunde wichtiger sind als alle Steine dieser Welt!
Info Amy Timberlake. Dachs und Stinktier suchen einen Schatz – mit Bildern von Jon Klassen, cbj, 76 S., 16 Euro, ab 7
Die Kräfte der Natur
Eric erforscht heißt nicht nur der Wissens Podcast von PUR+, dem PUR+, dem Entdeckermagazin im ZDF und KiKA, sondern auch eine ganze Bücherreihe. Denn dieser Eric Mayer ist ganz schön emsig. Nach den Wilden Tieren und der Eroberung des Weltalls erforscht er diesmal die Kräfte der Natur. Und dafür ist er ordentlich herum gereist: In der Namib hat er sich mit der Kraft der Sonne auseinandergesetzt, in Island mit der Macht der Vulkane, in der Schweiz mit dem Schmelzen der Gletscher und an der Nordsee mit Ebbe und Flut. Geschont hat er sich nie, in der Wüste hat er sich im Sand vergraben lassen, in Bayern hat er sich beim Eistauchen versucht und in Würzburg hat er getestet, wie man aus einem überfluteten Keller wieder rauskommt. Dazu hat Eric jede Menge spannende Fakten gesammelt. Über Sonnenenergie, Gewitter, Starkregen, Orkane, Extremwetter und das Pariser Klimaabkommen. Viel Wissen also unterhaltsam verpackt.
Info Eric erforscht… die Kräfte der Natur, Carlsen, 139 S., 10 Euro, ab 8
Drang nach Draußen
Dara McAnulty ist gerade mal 15, hat aber als Naturforscher und Nachhaltigkeits-Aktivist schon viele Preise eingeheimst. Doch das ist dem jungen Autisten gar nicht so wichtig. Es ist die Natur, für die er lebt und die ihn glücklich macht. Seine Sinne sind geschärft, er sieht auch die kleinsten Lebewesen. Und für ihn sind sie genauso schön wie die großen Raubvögel, die er so sehr bewundert. In seinem „Tagebuch eines jungen Naturforschers“ beschreibt Dara auch, wie schwierig für ihn der Umgang mit anderen Menschen oft ist und wie sehr er die Natur braucht, um Kraft zu tanken. Ernüchtert ist er über die Wirkungslosigkeit der Proteste: „Wir reißen uns das Herz raus und präsentieren es auf dem Silbertablett – völlig umsonst. Nichts Konkretes folgt. Weltweit haben wir seit 19709 sechzig Prozent aller Wildtierarten verloren. Und da ist es meine Generation, von der behauptet wird, wir seien ‚gleichgültig‘, ‚egoistisch‘, ‚nicht organisiert‘.“ Daras oft wunderbar poetische Naturbeobachtungen könnten auch Erwachsene aufrütteln, und sein offener Umgang mit dem Autismus weckt hoffentlich mehr Verständnis für Menschen, die anders sind.
Info Dara McAnulty. Tagebuch eines jungen Naturforschers, Malik, 255 S., 20 Euro
Heldinnen in der Literatur
Es sind ganz unterschiedliche Mädchen und Frauen, die in diesem Buch versammelt sind. Aber alle eint, dass sie mutig waren, dass sie sich in schwierigen Situationen bewährt und für ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben gekämpft haben. So wie Anna in dem Buch „Beim Leben meiner Schwester“ von Jodi Picault. Ihre Eltern haben das Mädchen nur bekommen, damit sie ihrer schwer kranken Schwester ihre gesunden Zellen spendet. Doch irgendwann will Anna nicht mehr Ersatzteillager sein und rebelliert. Ausgesucht wurden diese „Heldinnen“ von Studierenden auf einem Kulturcampus in Hildesheim, die natürlich ganz unterschiedliche Vorbilder und Ideale haben. Kein Wunder also, dass hier so unterschiedliche Heldinnen zusammenkommen wie Momo, Ronja Räubertochter, der Trotzkopf und Sofie (aus Sofies Welt von Jostein Garder) oder Meggie aus Cornelia Funkes Tintenherz und Katniss aus „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins. Aber auch Allerleirauh von den Gebrüdern Grimm, Iphigenie von Goethe oder Kassandra von Christa Wolf finden sich hier. Und gleich am Anfang steht A aus David Levithans „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ – eine Figur ohne eigenes Geschlecht, die jeden Tag ihren Körper wechselt, mal Junge ist mal Mädchen. Viel Anregung zum Nachlesen und Nachdenken.
Info Annette Pehnt Hrsg. Book Rebels – 75 Heldinnen aus der Literatur, illustriert von Felicitas Horstschäfer, Hanser, 190 S., 22 Euro, ab 12
Keine Kommentare